Ganz schön komisch, wie schnell sich die Dinge immer wieder ändern. Manchmal sitze ich da und frage mich, wieso alles immer nur so vor sich hinplätschert. Und dann, Rubbeldiekatz, überschlagen sich die Ereignisse. Die reißen mich mal mehr, mal weniger mit. Hinterher schaue ich dann nur etwas verwirrt zurück und denke: „Ja, wennde das ma eher gewusst hättest…wär´ der ganze Stress ja gar nich nötig gewesen.“ Hätte, hätte liegt im Bette. Und was lerne ich daraus für die Zukunft? Nix, versprochen.
Im Grunde weiß ich ja, dass sich immer alles fügt. Aber wer zum Teufel ist eigentlich für die dämliche Verteilung von Geduld zuständig gewesen? Und wieso hat mich dieser dumme Sack so wenig bedacht? Und: Wo kann ich mich – verdammte Axt – beschweren?! Ehrlich. Ich bin absolut dafür, dass mal einer eine Abreibung für dieses Versäumnis bekommt. Man hat mich da nämlich sträflich vergessen. Dabei ist es ja gar nicht mal so einfach, mich zu übersehen.
Apropos Abreibung: Kennt Ihr das auch? Rachegelüste. Ich schwelge manchmal regelrecht darin. Allein, ich setze sie nie um. Mir reicht es ehrlich aus, mir das vorzustellen. Bei manch einem juckt es schon in den Fingern, das gebe ich zu. Aber nach Ausleben meiner Phantasie bin ich echt zufrieden. Irgendeiner müsste ja anschließend auch immer sauber machen. Und dazu hätte ich mal so gar keine Lust. Blut soll ja ganz schön klebrig sein. HALLO?!?!?! Nein, ich tu´echt nichts…also fast nichts.
Ganz anders ist es da, wenn es dann mal zu solchen Erlebnissen kommt, die einen irgendwie zum Handeln zwingen. So geschehen letzte Woche. Ich habe mich über meine Bankfrau geärgert. Sie hat geredet – und zwar über mich zu anderen. Nein, nicht, wie traurig die Bilanz meines Kontos sei, sondern über Privates, das wir zuvor bei einem Bankgespräch ausgetauscht hatten. Keinen Klatsch und Tratsch. Dumm nur, dass sie es an der falschen Stelle gesagt hat. Zum Glück war es ein Samstag, an dem ich das erfahren habe. Da blieb genügend Zeit, sich so richtig aufzuregen, ganz viel Phantasien durchzuspielen und wieder auf dem Boden anzukommen. Trotzdem geht so was nicht. Nächste – wie ich finde schon rationalere – Überlegung: Ich kündige mein Konto auf. War nicht das erste Mal, das mich die Bank aufgeregt hat. Aber…wenn ich jetzt noch umziehe und tausend Dinge erledigen, recherchieren und packen muss, brauche ich nicht noch eine neue Bank. Da müsste ich allen Abbuchenden die neue Verbindung zukommen lassen. Wenn ich da eine vergesse, kommt die drecks Schufa schon direkt angerannt.
Hm…also blieb mir nur die Konfrontation. Meine Erziehung sagt, dass man respektvoll sein soll. Wenn die Person gegenüber auch noch älter ist, dann muss man noch respektvoller sein. Und die Bankfrau ist so ca. 10 Jahre älter. Mit klopfendem Herzen (und das, obwohl ich 41 bin!) habe ich also angerufen. Nach drei Versuchen habe ich auch tatsächlich die Dame erreicht. Ich war ruhig (und mein Herz schlug und schlug wie ein irres Ding), ich bin nicht laut geworden, ich wurde nicht unsachlich. Manchmal finde ich Unsachlichkeit auch spaßig, beispielsweise, wenn Möbel nicht geliefert werden und ich unsachlich frage, ob sie das Holz dafür noch in Timbuktu fällen müssen? Aber hier war mir nicht nach Unsachlichkeit…vermutlich, weil meine Privatsphäre gestört worden war. Die Bankfrau war zunächst erfreut, mich zu hören, weil ich ihr wohl sympathisch war. Ja, so was gibt´s auch. Komisch, ich weiß. Dann kamen kleine Verteidigungen, bis sie ganz schnell sehr kleinlaut wurde und sich entschuldigte. Sie hörte sich an, als würde sie gleich zu weinen beginnen. Da krabbelte dann mein schlechtes Gewissen in mir hoch. Ich will niemanden zum Weinen bringen. Oh je. Als sie merkte, ich wollte gar nichts von ihr erpressen, sondern sie wirklich nur darauf hinweisen, dass das nicht gerade Vertrauen erweckendes Verhalten von ihr war, hat sie es fast komplett zerrissen.
Zurück blieb ich – stolz, was gesagt zu haben, zufrieden, weil ich eben nicht den Weg über ihren Vorgesetzten gesucht hatte und dennoch mit Magengrummeln, einen Menschen quasi gemaßregelt zu haben. Alles in allem kein schönes Gefühl. Zwei Tage später lag dann ein Brief in der Post – handschriftlich, wie ich es so liebe. Es wird viel zu wenig geschrieben, finde ich. Und das vermisse ich sehr. Der Dame war es ein Bedürfnis, sich zu bedanken, weil ich eben nicht über den Vorgesetzten gegangen bin, weil ich es sachlich und „wohlformuliert“ an die Frau übermittelt hätte… Da dachte ich nur: Wow, da hat aber eine Eier in der Hose. Jaja, eine Frau, also keine Eier, sondern eben Rückgrat. Das imponiert mir und finde ich mächtig groß von ihr. Und es zeigt mir einmal mehr: Auch wenn es mich Überwindung gekostet hat, war es das wert. Nur wenn jemand etwas offen anspricht, weiß der andere, was er getan hat und kann – so er denn geneigt ist, natürlich – etwas daran ändern. In der Regel fällt es mir leichter, fortan diesen Menschen zu meiden. Nur entsteht dadurch nie Veränderung. Wenn es auch weh getan hat, so war es für mich doch der richtige Weg. Und all die Rachegelüste sind verpufft. Damit gewinnen wir doch alle, oder?
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