So, es ist vollbracht. Ich habe eine weitere Premiere zu verkünden. Was? Na, ich habe meine erste Weißwurst gegessen. Ja, wie jetzt? Das soll nix sein?! Für mich aber schon. Ich habe mich in meinen dreieinhalb Jahren Bayern-Zeit immer entschieden gewehrt, dieses Zeug zu probieren. Warum? Na, es sah für mich so aus, wie ich mir einen Altherrenschniedel vorstelle. So, wer jetzt noch denkt, dass man so was dann noch genussvoll essen kann, der hat echt einen Saumagen.
Nun war es aber so, dass ein Kollege mich gefragt hat, ob ich nicht am Weißwurst-Essen teilnehmen möchte. Meine spontane Antwort (fast panisch): „NEIN!“ Und dann leise hinterher: „Aber trotzdem danke.“ Besagter Kollege schätzt mich vor allem, weil ich immer gute Laune habe und schon breit grinsend morgens zur Tür hereinkomme. Meinen entsetzten Gesichtsausdruck fand er wohl ungewöhnlich, weshalb er nachbohrte: „Warum net?“ „Ich mag´s nicht…oder…ich hab´ sie nie probiert.“ Sag´ das mal zu einem waschechten Bayern. Geht gar nicht. Da knickst Du sie in ihrer Ehre. Das ist, als ob Du Indianer wärst und noch nie was von „Blutsbrüderschaft“ gehört hättest. Oder als Türke kein Knofi magst. Ganz klares No-Go.
Damit mein lieber Kollege nicht völlig verzweifeln musste, habe ich auf: „Du wohnst jetzt in Bayern, Du MUSST des probier´n!“ einfach: „Okay…aber wenn ich speien muss, was dann?“ geantwortet. „Dann musst´ des net weida essen.“ K.O.-Argument. „Moagst zwoa?“ „Ääääh…ich mag es nur probieren. Also maximal eine.“ Gut, zumindest bei dem Argument habe ich den Sieg davongetragen. Am nächsten Morgen zur „Brotzeit“ (so was gibt´s hier echt…Hammer!) bin ich dann rüber ins Großraumbüro. Alle waren schon fertig. Noch schlimmer: Alle wussten, dass ich noch nie eine Weißwurst gegessen hab. Ich finde das vollkommen entspannend, wenn alle Dich anstieren, während Du isst. Krank. Todesmutig habe ich mir also diesen Altherren*** auf den Teller gepackt und in die Runde gefragt: „Ok, und wie muss ich das Ding jetzt bearbeiten? Ich werde es auf keinen Fall zuzeln!“ Das finde ich nämlich wirklich die Steigerung von ekelig. „Des konnst der Läng´ nach aufschneida oder Scheib´ für Scheib´ zerleg´n.“ Ich habe mich für die erste Variante entschieden. Aufmunternd wurden mir der leckere Hausmachersenf und eine Brezen herangeschoben, weil erst die Kombi aus allem den rechten Geschmack ergäben. Ah ja…die Bayern machen aus allem ihre eigene Kunst. Und dann stieren die mich alle an, als ich den ersten Bissen mache. Kurz habe ich ein Würgegeräusch vortäuschen wollen, aber mich kurzerhand umentschieden. So gut kennen sie mich ja noch nicht. Ich habe brav genickt und gesagt: „Alles klar, ich kann es essen.“
Es kam mir fast wie ein Initiationsritual vor. Jetzt bin ich einer von ihnen. Gottseidank musste ich dafür kein rohes Herz verspeisen. Und immerhin habe ich letztes Jahr um diese Zeit ein Meerschweinchen in Peru verspeist, um dazuzugehören. Da ist so ein Altherren*** bzw. eine Weißwurst doch gar nichts, oder? Und sie schmeckte echt vollkommen ok. Mein Chef ergänzte dann, ich müsse beim nächsten Mal auf jeden Fall „a Helles“ dazunehmen, aber das habe ich dann doch verneint. Wenn überhaupt, trinke ich ein Radler dazu. Pures Bier ist nicht so meins. Ich befürchte aber fast, auch da werden sie mich unterwandern und überzeugen.
Nur bei einer Sache, da bin ich eisern und bleibe standhaft: Ich werde niemals FC Bayern-Fan. Da kann es schwarz schneien, die Hölle zufrieren oder sonst was passieren. So weit wird es nicht gehen. Ich bin gerne offen für manches Neue, aber so weit geht die Liebe dann doch nicht. Zum Ausgleich für die Weißwurst am Donnerstag, habe ich mir heute in der Sonne ein schönes Eis gegönnt. Haselnuss- oder Mokka-Becher – das war die große Shakespeare-Frage. Mokka hat gesiegt…und hervorragend geschmeckt. Und das ohne „a Helles“. Der Frühling kann kommen und mit ihm gerne noch ein paar Premieren.
In diesem Sinne: „Ois bassd“.
Das ist ja witzig. Ich bin in Bayern geboren und lebe auch in Bayern und mag die Weißwurst nicht. Hab sie noch nie gemocht. Als Kind schon nicht. Probiert habe ich sie aber auch 🙂
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Da siehst du mal, wie sie mich hier veräppeln. 😉 Du bist aber nicht aus München, oder?
Ich fand den Geschmack echt voll ok. Ist jetzt nichts, was ich mir im Restaurant bestellen würde, aber nichts, was mich spucken lässt. 😊
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ne aber nicht weit entfernt, also bei uns gehört Weißwurst schon auch dazu 🙂
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Und ich habe auch schon drei Jahre in MUC gelebt, hab sie trotzdem nicht gegessen 😂😂😂
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Du bist eben standhafter als ich. 😂 und wir haben es beide überlebt.
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Juhuu Weißwurstwillkommensessen vollbracht! Herzlich Willkommen in Bayern. Mensch, sobald ich wieder zurück bin, sehen wir uns! Oder du musst mich im Amazonas besuchen kommen.
Liebste, allerliebste Grüße und Umarmung gerade aus Quito, Ecuador von Peru- und Dschungelfreundin Isabella
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Danke! Ich hoffe doch sehr, dass wir uns (bald) wiedersehen. Gerade bin ich mir nur nicht sicher, ob du je zurückkehren wirst. Du bist voll und ganz Dschungel- Mädchen geworden. Junior, Diego & Co. wären total begeistert.
Ich bin sehr gespannt, wie es bei dir weitergeht und schicke dir eine feste Umarmung zurück!!!
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