Was könnte es Schöneres geben als eine Hochzeit am Meer? Ganz einfach: Viele Hochzeiten am Meer. Allein an unserem Strandabschnitt heiraten täglich zwei bis drei Paare. Wooooow, wie einzigartig, oder? Es hat fast schon was von Fließband.
Vor ein paar Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, in kleinstem Kreis in der Ferne zu heiraten. Ok, kleiner Kreis ist hier relativ. Die Amis und Kanadier heiraten hier schon mit einigen Gästen. Das wäre mir viel zu viel. Heute würde ich es anders gestalten – allein, mir fehlt der Mann dazu. Nur diese Massenabfertigung ist gar nicht nach meinem Geschmack.
Was hingegen nach meinem Geschmack ist, sind die Menschen abseits des Trubels. Ich hab mich heute tatsächlich nach Playa del Carmen aufgemacht. Es ist schon Abzocke. Der peruanische, sehnsuchtsvolle Teil in mir schreit laut nach dem Collectivo. Aber es ist heiß hier… entsprechend mieft es in den kleinen Bussen ohne Klimaanlage. Daher wähle ich den doppelten Preis von 80 Pesos, also ca. 4 € und nehme das Hotel-Büschen. Da muss man zwar durch einen Schmuckladen, aber da bin ich ja stoisch und kenne nix. Ich setze mich vorn zum Fahrer, der denkt, ich verstehe nix. Aber ich bekomme sehr wohl mit, dass er mehrere Kontakte aktiviert und die 14 Personen ankündigt, die er transportiert.
In Playa del Carmen laufe ich an Raul vorbei, bedanke mich artig, aber brauche keinen Schmuck. Ja, danke, hab ich gesehen, aber nein. Dann bin ich draußen und überquere die Straße. Hier fängt der Wahnsinn an. Hallo, where you from? Und das x Mal. Ich winke ab. Einer ist ganz putzig, weil er so klein ist, aber ich hab keine Lust auf den Mist. Ein anderer mault mich an, ich würde ihn ja gar nicht mehr erkennen! Er sei doch Kellner in meinem Hotel. Klar. Und ich bin der Omma ihr liebster Jung. Sie erkennen die Bänder in Sekundenschnelle.
Ich bewege mich rasch weg von der 5. Straße und gehe immer weiter. In der 30. gehen die Einheimischen einkaufen, also geh ich die suchen. Irgendwann spreche ich einen Mann an, der allerdings Kubaner ist. Als ich ihm sage, wie sehr ich sein Land liebe, strahlt er wie ein Kernkraftwerk. Er erklärt mir, wo ich hin muss. Krass, dass ich mit dem bisschen Spanisch immer weiterkomme.
Ich finde alles, was ich brauche, lass mich beraten und verstehe das meiste auch. Juchuuu! Und dann geh ich in den Walmart. Ich schau mich um, und schwups steht ein kleiner Mexikaner neben mir. Ob er mir helfen könne? Och, ich suche nach einem Einkaufswagen. Er winkt einem Typen, der einen holen soll. Ääääh, nicht nötig. Doch, doch. Ok. Und dann beginnt er: Morgen hätte seine Tochter Geburtstag. Er würde ihr so gerne was kaufen, aber die Geschäfte würden so schlecht laufen. Die Touristen gäben ihm schon mal Trinkgeld. So 5 – 10 Dollar. Hallo??? Ich erkläre ihm, dass ich ja Single sei und kein Mann mich finanzieren würde. Dann wäre er doch ein Kandidat? Ääääh… Er ist doch verheiratet? Nein. Er ist alleinerziehend. Die Ex hat sich nicht gekümmert. Herrje, jetzt zieht er aber alle Register. Ich sage, ich würde beim Einkaufen darüber nachdenken. Blöder Zufall, dass ich ihn nicht mehr sehe… So was aber auch.
In einem Laden treffe ich hingegen einen sehr lieben älteren Mexikaner, der mit mir redet. Zum Schluss bedankt er sich für das Gespräch und wünscht mir eine gute Reise… und ich solle mein Leben genießen. Ein frommer Wunsch. Die können hier besser abschalten. Wenn ihnen der Job nicht gefällt, wechseln sie pronto. Sie hängen nicht an so vielem wie wir Deutsche. Sie reisen mit leichterem Gepäck durchs Leben. Auch wenn ich das bewundere, merke ich immer wieder, dass ich doch sehr deutsch bin. Und das ist auch ok so. Dann macht es ja umso mehr Spaß, andere Lebensphilosophien kennenzulernen.
Und jetzt? Geht es zurück nach Deutschland. Es soll schmuddelig sein, aber auch das ist ok. Ich mag es auch so. La vida eben…
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