Ich bin müde. Kein Wunder, die alte Frau ist ja noch unterwegs – nach Mitternacht, wohlgemerkt. Warum? Keine Ahnung, purer Masochismus, schätze ich.

Die Woche war…mmmh, im Grunde gut. Ich kriege wohl eine Festanstellung. Die wollte ich auch. Und trotzdem beginnt mein Gedankenkarussell dann zu laufen. Das bedeutet: Ich bleibe in München. Es bedeutet einigermaßen Sicherheit – die ich zweifelsohne wollte. Es bedeutet aber auch, mich festzulegen. Und das will ich nicht. Ja, in meinem Kopf ist es kompliziert. Andere würden vor Glück lauter schreien als bei einem Paket von Zalando. In mir gibt es ein kleines Etwas, das tapfer eine Fahne schwenkt. Mehr aber auch nicht… vielleicht noch nicht.

Die größte Angst ist die Stagnation. Meine Sorge, mich nicht mehr weiterzuentwickeln. Ich will noch lernen und nicht behäbig werden. Schon schön bescheuert. Ich schätze, ich sollte die Korken knallen lassen.

Und zu so etwas habe ich mich aufgerafft. Ich bin zum Tanzen gegangen. Es gab eine Ü30-Party. Die Leute waren wie in allen großen Städten: Viele gefärbte Blondinen, manche mit gemachten Hupen, manche mit gemachten Lippen. Und dazu? Typen, die die 80er nicht hinter sich lassen konnten, Typen, die noch bei Mama wohnen und die Aufgepumpten. Da hilft auch leider kein Caipirinha, um mir was schön zu trinken.

An unseren Stehtisch stellt sich irgenwann eine Gruppe, die wohl einen Geburtstag feiern will. Eine Nachzüglerin kommt hinzu und stellt sich mir per Handschlag vor. Ich kläre sie rasch auf, nicht dazuzugehören. Derweil beobachte ich die Haare in Zwangsstörungen zurückschmeißenden Frauen und überlaut lachende Kerle. Und dann die, die schwul sind, es aber noch nicht wissen. Puh, immer dasselbe.

Und dann steht da diese Blondine und versucht, Augenkontakt zu mir herzustellen, was ich zu ignorieren versuche. Aber sie spricht mich dann doch noch an. Sie sei Daniela. Aha. „Sorry, ich gehöre nicht zu der Gruppe.“ Sie stutzt und stellt fest: „Aber du bist ja trotzdem irgendwer.“ Erwähnte ich ihre Haarfarbe??? Ich hab ihr meinen Namen gesagt. Höflich kommen noch zwei Sätze Smalltalk, mehr geht echt nicht. Entweder sie ist völlig zugedröhnt und/ oder lesbisch. Beides kann ich nicht bedienen.

Und wer tanzt sie dann an? Der, der noch nicht weiß, dass er eigentlich auf Männer steht. Oooh man, Kino könnte nicht besser sein.

So schleppe ich mich nun ins Bett und harre der Dinge, die da noch kommen werden… hoffentlich noch der innere Jubeltanz…

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