Wir sind in Augsburg. Und jo, die Fuggerstadt kann sich durchaus sehen lassen. Jetzt brauche ich nicht nonstop Kultur, aber hin und wieder so nen Brunnen oder schön bemalte Häuser, das finde ich schon nett. Im großen Dom fühle ich eher Unbehagen. Ganz vorne ist eine kleine Kirche – eindeutig evangelisch. Und direkt daran gebaut ein katholischer Prachtprotz. Immerhin scheinen die beiden nebeneinander bestehen zu dürfen. Trotzdem… Mich befremdet dieses Protzgehabe der Kirche immer mehr.

Nun schlendern wir etwas herum, sehen interessante und weniger interessante Menschen und ströpe (ist rheinisch) auch an Marktständen vorbei. Alles sieht herrlich und auf Hochglanz poliert aus. Bei einem Stand stutze ich, weil da Erdbeeren für 1,99 € stehen! Hammer! Sofort ist die Marktfrau an meiner Seite und schnappt sich eine Schale, mit der sie dann rübergeht zur Waage. Mein erster Impuls schreit noch innerlich: „Moooooment, da will ich schon selber aussuchen!“, aber ich will nicht unhöflich erscheinen. Sie packt die Erdbeeren in eine Papiertüte und sagt: „4 Euro 80!“ Ääääääh….häääää? Meine Schwester merkt noch an: „Ah, da steht noch unter den 1,99 ‚für 250 Gramm‘.“ Ok, aber eindeutig klein geschrieben. Ins Auge springen nur 1,99 und das genau an der größeren Schale. Die Verkäuferin plättet mein Zögern mit einem: „Dafür schmecken sie aber auch besonders süß!“ Ich zahle wie ein Roboter in Slow Motion und gehe zum Parkhaus. Nach 10 Schritten erwache ich aus diesem Zustand, schau meine Sis an und frage: „Hab ich sie eigentlich noch alle??? Erdbeeren für 4,80!!!!???? Die hat doch den Arsch auf, die Olle!“ Meine Sis ist auch verwundert, hat aber ebenso gezögert. Wir wollten eben höflich bleiben, worauf die dumme Kuh – oder geschäftstüchtige Olle, je nachdem, wie man es halten will – ja auch abgezielt hat. Ich hatte noch keinen Kaufwunsch geäußert, da hatte sie die Schale schon in der Hand. Ich war schlichtweg überrumpelt. Jetzt hab ich nicht übel Lust, noch mal hinzugehen und ihr den Kalk aus den Augen zu pusten, aber ich lasse es doch. Dämlicher Erziehung sei Dank!

Geärgert hab ich mich auch in Mittenwald, wo wir Eis gekauft haben. Die Kugel kostete schlappe 1,30 €. Ich wollte Eis, kein Gold! Trotzdem entscheiden wir uns dafür. Belohnt werden wir mit einem Verkäufer, der völlig genervt scheint, weil er was anderes unterbrechen muss, uns knapp ab bedient, das Geld kassiert und sich dann wort- und grußlos wegdreht.

Es mag sein, dass es nicht sein Traumjob ist. Es mag sein, dass er einen Hormonstau hat. Es mag sein, dass ihm jemand ins Hirn geschissen hat, aber ich war es nicht. Ich erwarte keinen roten Teppich. Ich erwarte auch nicht, mit „Principessa“ angesprochen zu werden. Aber ich erwarte, höflich bedient zu werden… Und dass man mich nicht verarscht.

Wie die Erdbeeren abends geschmeckt haben? Sehr wenig aromatisch und auch nicht sonderlich süß. Die Else kann froh sein, dass Augsburg 40 Minuten Autofahrt entfernt ist. Andernfalls würde ich ihr mal MEINE extrasüße Seite zeigen!

Ich hab mir vorgenommen, es häufiger in solchen Fällen wie mein alter Kollege zu halten: „Sagen Sie mal: Lieben Sie Ihren Job eigentlich?“ „Ja.“ „Und warum lernen Sie ihn dann nicht?“ Umdrehen und pfeifend weggehen. Das ist meine Vorstellung vom Himmel.

In diesem Sinne: fröhliches Pfeifen.

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