Kennt Ihr das? Ihr wollt „Piccolööööschen“ oder „Eierliköööörschen“ rufen, weil alle drumherum einfach lala sind? So geht es mir gerade. Es ist Karneval. Und ja, es bereitet mir körperliche Schmerzen, dass sie es hierzulande „Fasching“ nennen. Es tut weh. Sehr weh. Ein weiterer Grund, ein Likörchen zu trinken. Ich nehme auch Lakritzschnaps. Kennen sie hier auch nicht. Es ist eben nicht nur alles Bier. In solchen Momenten habe ich dann doch Heimweh. Sonst bin ich ja gar kein Heimweh-Typ. Aber jetzt schon.

Um mich nicht völlig zu sperren, bin ich Samstag dann mal raus und habe mir das Treiben in Dachau vor dem Rathaus angeschaut. Und ja, der Radiosender hat es ja ganz nett gemacht. Aber nett ist eben auch leider nur der kleine Bruder von Scheiße. Es waren viele kostümiert. Und ja, es waren auch viele sehr betrunken. Ich habe dann auch den neusten Hit gehört, der da lautet „Saufi, saufi, saufi“. Komisch, trotz meines inneren Drangs nach „Liköööörschen“, konnte ich diesem Lied so gar nichts abgewinnen. Wo sind die kölschen Lieder? Wo? Ich habe kein einziges gehört. Jo, „mia san mia“ ist ja schön und recht, aber Karneval kommt nun mal aus dem Rheinland. Ich geh´ ja auch nicht zum Griechen und bestelle mir Spaghetti Bolognese. Aber echt, hey.

Was hätte ich gestern gerne am Straßenrand im Dorf gestanden, „Kamelle“ gebrüllt und mit dem ein oder anderen einen Kurzen gepichelt. Oder wäre am Donnerstag durch die Stadt marschiert, hätte den „Stippefötche“ Tanz aufs Parkett gelegt. Und dazu hätte ich dann keine „Saufi saufi saufi“ Lieder geschmettert, sondern die der Höhner, der Bläck Föös, der Brings oder von et fussich Julche. Was hätte ich nicht für „Du bes Kölle“ von Tommy Engel gegeben? Aber nix. Irgendwie war das schon traurig.

Als Ausgleich habe ich mir das dann im Fernsehen angeschaut bzw. angehört. Das war soooo schön. Letzte Woche hat doch tatsächlich einer den Frevel begangen, mich zu fragen, was ich denn rufen würde – Alaaf oder Helau? Puh, zuerst die gute Nachricht: Er lebt noch. Warum? Ich wünschte, ich könnte hierzu eine adäquate Antwort präsentieren. Man, man, man. Helau rufen die Komischen. Die, die einen Stock im Pöppes tragen. Ja, ich weiß, ich mache mich gerade bestimmt richtig beliebt. Ist mir so was von wurscht.

Und jetzt? Habe ich mich ins Büro geschleppt, habe etliche kölsche Ohrwürmer im Kopf und träume mich ins Rheinland. Immerhin habe ich gehört, dass es hier kölsche Kneipen und Treffen gibt. Dem werde ich wohl mal auf den Grund gehen müssen. Um es mit Tom Gerhards Worten zu sagen, erwarte ich „endlisch normaaaale Leute“! Wäre schon schön. Ich weiß, dass ich jeck bin. Aber so ein bisschen jeck, das ist auch schön. Sich nicht so ernst zu nehmen, hat was Befreiendes. Das kann keine Maß Bier der Welt schaffen. Auch nicht in Kombi mit Leberkäs´ oder Weißwürscht. Nee, das ist ein Lebensgefühl. Und ich habe Bayern kennengelernt, die das selbst mal ausprobiert haben und mir Recht geben. So, wie ein Oktoberfest im Rheinland auch nicht wie ein Oktoberfest in Bayern ist. Rheinische Biergärten sind nicht zu vergleichen mit bayrischen.

Was heißt das konkret? Ich versuche, nächstes Jahr ins Rheinland zu düsen, um Karneval zu feiern. Denn es gibt nur einen rheinischen Karneval – und der lebt nicht im Süden.

In diesem Sinne: ALAAAAAAAAAAF, Ihr Jecken! Und wer mir das hier übel nimmt, der „is en tuu Fott“. So.

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