Die gute Nachricht zuerst: Er lebt noch. Wer? Mein Chef, natürlich. Ernsthaft, ich habe mich gefragt, was es denn bringt, mich jetzt so aufzuregen? Ja, ich weiß, ich kann das sehr gut. Da bekomme ich bestimmt ein Fleißmöndchen ins Heft gemalt…und Glitzer obendrauf. Aber es bringt doch nichts. Kann ich ihn ändern? Nein. Ist er gerade in einem Tunnel? Ja. Will ich da auch rein? Nö. Also: Lass´ ich ihn hübsch drin und mach´ mein Ding. Klingt manchmal so einfach, ist es dann in der Regel aber auch. Wir hatten ein fachliches Gespräch, Tiefgang war keiner vorhanden, aber wer will auch schon in einer Pfütze schwimmen, wenn es seit drei Jahren keinen Regen gab? Eben. Ich auch nicht.
Dafür gab es aber heute auch ein anderes Highlight. Die Omi aus meinem Haus hat angerufen! Letzte Woche wollte sie noch keine Hilfe. Einkaufen war quasi so was wie ein Grundrecht für sie. Und heute ruft sie an! Hammer. Mit so schneller Einsicht habe ich nicht gerechnet. Aber was hätte sie gerne? Zwei Toastbrote – also falls ich im Lauf der Woche mal zum Einkaufen führe. Hm, das Wetter ist schön, ich könnte eine Pause von meiner konzeptionellen Arbeit durchaus gebrauchen. Warum nicht? „´s is für die Enten. Die komm´n zwoa Moal am Doog.“ Watt? Wie bitte? Ich soll in die Corona-Hölle, weil die verkackten Enten zu faul geworden sind, sich richtiges Futter zu suchen? Weil sie auf Schnorr-Kurs sind, die linken Brüder? Echt jetzt? Gut, vielleicht brauchen wir die Burschen, sollte die Nahrung dann doch mal knapp werden. Dann sind wir froh über den einen oder anderen Entenbraten, oder?
Nein, das sage ich der alten Omi nicht. Ich sage ihr auch nicht, dass das jetzt für mich eher sinnfrei ist. Bewegung tut ja gut. Und ohne festes Ziel, bewege ich meinen Hintern ja auch nicht raus, weil ich das a) ohnehin leider nie tu und b) ein saukalter Wind pfeift. Also hopp, hopp, auf geht´s. Die Leute halten auch brav Abstand, ich wasche mir auch die Finger vorher und nachher gründlich und ausgiebig. Die Omi strahlt mich dann auch brav an. „Mei, füa´d Katz´ un ´n Hund hob i ois. Aber die Enten, die hob i ganz vergess´n.“ Is klar. Kommt vor. Entenamnesie. Ist eine Nebenwirkung von Corona, habe ich gelesen.
Vom Balkon aus skype und arbeite ich dann weiter, bis der Wind zu eisig wird. Und dann kommt die Wahrheit ungeschönt ans Licht: Ich habe mir was eingefangen. Jawoll! Sommersprossen auf der Nase! Geht ja gar nicht. Wenn das so weiterläuft, sehe ich aus wie Pippi Langstrumpf. Noch dazu so gut erholt und gebräunt wie nach dem besten Urlaub nicht. Wird Zeit, dass die von den Krankenhäusern anrufen. Sonst zähle ich vor lauter Langeweile noch die Anzahl meiner Sommersprossen, ob sie links- oder eher rechtslastig sprießen… Ok, ich glaube, ich lasse mich einweisen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch munteres Sommersprossenzählen, Entenfüttern oder wonach auch immer Euch ist.
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