So, nun ist ein ganzer Webinartag vorüber. Spannend und interessant war es definitiv – aber auch anstrengend. Puh, mein armes, altes Hirn. Allerdings ist heute das Wetter so schön, dass ich den kompletten Tag auf dem Balkon verbracht habe. Während ich also psychologischen Erkenntnissen, verschiedenen Theorien und dergleichen lausche, kann ich währenddessen auch die Oachkatzl beobachten. Es gibt hier das dunkelbraune und das fuchsbraune. Ob sie verwandt sind, weiß ich nicht. Reden tun die Viecher irgendwie nicht mit mir. Und dann sehe ich auch, wie meine Nachbarin im Erdgeschoss die Enten mit dem von mir besorgten Toastbrot füttert. Arme Tiere. Das ist wirklich nicht gut für sie, was die Omi da tut. Aber ich will sie nicht zurechtweisen. Es gibt nur Ärger, und ändern wird sie ihr Verhalten dadurch auch nicht. Vielleicht spekuliere ich doch auf den Entenbraten im Notfall? Mal sehen.
Nach einem gestern wirklich von mir mit viel Wut im Bauch verbrachten Tag, bin ich heute wieder besser drauf. Keine Ahnung, wieso ich manchmal meine Energie so verballer, aber ich finde es schwer, manche Menschen einfach auszublenden. Daher bin ich gerade doch froh, drei Woche Betriebsschließung zu erleben – auch wenn mir die anschließende Kurzarbeit Angst einflößt.
Da ich gestern so mies drauf war, hatte ich überlegt, kurzerhand morgen nach meinem Webinar ins Auto zu steigen und zu meiner Sis zu fahren. Ist das moralisch vertretbar? Ich weiß es nicht. Viele meckern und beschweren sich, wie schwierig ihr Leben gerade mit ihrer Familie sei. Da frage ich mich: Was denkt Ihr, wie schön es ist, niemanden mehr zu sehen? Klar, ich sehe Menschen im Fernsehen. Und ich sehe von Weitem mal einen Spaziergänger. Aber hier ist niemand, mit dem ich mich von Angesicht zu Angesicht austauschen könnte. Und in Bayern sind die Regeln strenger: Ich darf auch mit niemandem spazieren gehen, mit dem ich nicht zusammenlebe. Ääääh, keine Ahnung, wie Wollmäuse sich an einer Leine machen…oder Milben? Mehr Wesen leben in meiner Bude nicht. Warum? Weil ich Spinnen immer wegsauge. Ja, nicht nett. Schlaflose Nächte, weil sie über mich krabbeln könnten, sind dann aber auch nicht sinnvoll – zumindest für mich nicht. Und ich sage immer vorher, dass sie gerne freiwillig den Rückzug antreten können. Andernfalls würde ich sie wegsaugen. Daher ist es wohl doch fair.
Nun also…ich dachte darüber nach, nach NRW zu fahren. Ob ich einfach fahren könnte? Ich schätze, nach NRW hin ist es kein Problem. Zurück sieht es schon anders aus. Da könnte ich mir durchaus vorstellen, Bekanntschaft mit der Polizei Bayerns zu machen. Möchte ich das riskieren? Gerade heute erst hatten wir Freuds ES – ICH – ÜBER-ICH Modell. Und bei mir ist – ganz ohne Diagnose – immer schon eine starke ÜBER-ICH Funktion vorhanden. Das nervt, ganz klar. Heute Morgen kam dann im Radio, dass gerade heute, wo so tolles Wetter ist, noch mal darauf hingewiesen wird, sich nicht weit weg zu bewegen, sondern im nahen Umfeld spazieren zu gehen. Polizeikräfte würden stark kontrollieren und sanktionieren. Danke, jetzt geht es mir doch bedeutend besser. Also fahre ich nicht – wobei ich meine Neffen, meine Sis und meinen Schwager vermisse. (Ob sie mich auch? Sie sagen ja…aber sie könnten aus Höflichkeit lügen, wer weiß das schon?)
Meine Hoffnung ruht auf der Aussicht, dass ich freiwillige Helferin in den Münchner Krankenhäuser werden kann. Die traurige Gewissheit kam gerade: Es haben sich 3.000 Leute gemeldet. Der Teil ist mehr als positiv. Nur haben sie zunächst wirklich nach medizinischer Qualifikation gesucht, was ich verstehen kann. Die erste Welle startet also nun. Zu der gehöre ich nicht. Als Back Up bleibe ich im Pool. Hm… Es freut mich natürlich, dass sich so viele Menschen bereit erklärt haben, zu helfen. Das ist wunderbar. Und es macht mich traurig, dass ich nicht helfen darf. Toastbrot für Enten zu besorgen, entspricht nicht meiner Vorstellung von Hilfe. Aber das gehört wohl auch dazu: Seinen eigenen Egotrip hintenanstellen und dankbar sein, dass andere sich gefunden haben und helfen können. Und dennoch fühle ich das gerade nicht. Wer weiß, was noch kommt? Aber komisch ist das Leben gerade schon, oder? Ich muss neue Strategien für mich entwickeln…wie so viele andere auch.
Kommentar verfassen