Irgendwie vergehen bei mir derzeit alle Tage so schnell, dass nicht eine Sekunde wirkliche Langeweile aufkommt. Ist ja auch nichts, was ich mag – auch, wenn ich es ja lernen wollte.
Heute war auch wieder so ein vollkommen voller Tag. Neben Backen und Kochen für fünf Personen, müssen immer noch Masken für das Altenheim sowie die mobile Pflege genäht werden. Allein heute hat mein großer Neffe wieder einen Schwung zurechtgeschnitten. Ein paar durfte ich auch noch schneiden, was mich echt ins Schwitzen gebracht hat. Ich bin einfach noch nie akkurat beim Schneiden gewesen. Die doofe, olle Kohlhaas hat mich schon immer in der Grundschule mit missbilligenden Blicken dafür gestraft.
Bei den nun zurechtgeschnittenen 20×40 cm Stücken habe ich brav die Innenkanten gebügelt, bevor ich sie dann mit einer geraden Naht versehen konnte. Ja, richtig, ich kann immer noch nicht nähen, aber für eine gerade Naht reicht es trotzdem. Danach müssen die Scheißerchen auf rechts gezogen werden, was der kleine Neffe gemacht hat, damit ich sie dann noch mal an der Naht ausbügeln kann, um dann zwei Querfalten reinzunähen. Erst danach werden sie mit Gummis versehen, was ich dann meiner Schwester überlassen habe. Da hätte ich tatsächlich Sorge, die Nadel und anschließend die ganze Maschine zu schrotten. Immerhin habe ich stolze 76 Masken so hergestellt, was mich schon stolz macht. Mein Rücken dankt es mir nicht…
Was mich dabei so wundert: Es wurde von einigen Damen gesagt, sie würden sich gerne engagieren – darunter einige aus einer Nähgruppe. Darüber hinaus wollte sich die Frauengemeinschaft engagieren. Die Resonanz ist erschreckend: Es gibt zwei ältere Damen und eine mittelalte, die richtig rangeklotzt haben ohne Ende – neben meiner Sis. Der Rest hat sich erst mal selbst Masken genäht, als sie die Vorlage erhalten haben, was auch munter gepostet wurde. Ach, tolle Muster, Wendemöglichkeiten… aber die Masken für den guten Zweck? Nö. Da hatte man dann keine Zeit für. Kleckerweise kommen Masken nach, aber die Hauptarbeit macht ein Bruchteil der Truppe. Manche haben einfach den Rotz wieder zurückgegeben oder von vorneherein gesagt, das sähen sie nicht ein. Die Einstellung finde ich immer die beste.
Was ich damit zu tun hab? Richtig: Gar nichts. Ich mache es für den guten Zweck und damit nicht alles an meiner Sis hängen bleibt. Und auch wenn ich bei Lego noch gesagt habe, dass ich am Bauen dann doch Spaß entwickeln konnte, so kann ich das von der Maskenherstellung absolut nicht behaupten. Es geht ins Kreuz, ist Geduldsarbeit und ermüdend eintönig. Na und?!
Wenn ich den Stoff liegen sehe, rührt sich mein schlechtes Gewissen. Dabei sollte ich ja mal gar keines haben! Ich gehöre keiner der beiden Gruppen an. Aber es ist da, das doofe Gewissen, verdammte Axt. Ich bin nur erstaunt, wie viele da so gar nichts spüren. Sie versprechen vollmundig und sagen dann, dass sie es ganz schön anstrengend finden. Ach watt, wär‘ ich ja nie drauf gekommen! Nee, das würden sie lassen. Darauf hätten sie keine Lust. Hallo?!?!?!
Da denke ich mir gerade so: Wenn so ein Krankenpfleger, eine Krankenschwester oder ein Arzt mal sagen würde: „Och nee, da hab ich jetzt keine Lust zu“ – was wäre dann los? Ja, ich weiß, hinkender Vergleich. Die haben sich den Job ausgesucht. Aber so, wie es jetzt läuft, hat der eine oder die andere vielleicht auch mal keinen Bock? Und wir nähen hier für die Altenpflege – nicht für eine Modebotique. Da könnte ich die Einstellung verstehen. So hingegen nicht. Allerdings lernt man in solchen Zeiten die Menschen besser kennen… manchmal leider.
Dafür steht seit gestern Abend fest, dass sich unsere Kurzarbeit bis zunächst einmal 31.10. erstreckt. Na, wenn das mal keine tolle Aussicht ist! Wobei… vielleicht heißt das ja, dass ich Heinz bis dahin auch nicht mehr sehen muss? Obwohl er ja jetzt weiß, wo bei Skype die Kamera einzuschalten ist. Vermutlich ist das die nächste Schulung, die er uns dann geben wird? Man weiß es nicht.
Ich genieße jetzt mal mein Bettchen, weil ich ja zwei Tage Fortbildung vor mir habe. So gut, bald die Diagnosen zu all den Störungen um mich herum zu haben. Das stärkt vielleicht meine Nachsicht…? Man darf ja wohl noch träumen!
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