Ääääääh, ja, neue Erkenntnisse habe ich gewonnen: Man, bin ich normal! Vielleicht langweilig, aber doch eher herrlich normal. Mannomann. Ich wollte das gestern ja probieren. Und ja, es war nicht das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Und doch: Wie können manche Menschen einfach nur solche Jammerlappen und Opfer sein?
Es ging bei meinem gestrigen Webinar um die Kraft der Frauen. Gefühlt war aber genau diese nahezu permament abwesend. Puh. Was ich da so alles gelesen habe, war schon erschreckend. Dabei fing es erstaunlich an: Nahezu 6.000 Frauen hatten sich im Vorfeld angemeldet und sind dem Ruf der Paartherapeutin/Coach gefolgt. Das ist schon eine Menge, der ich Respekt zolle. Die Dame hat ein angenehmes Äußeres und eine einnehmende Stimme. Etwas, das mich allerdings sofort stört: Sie ist mindestens gebotoxt. Eine Frau, die mit 58 Jahren nicht dazu stehen kann, Falten zu haben, kann mich nicht wirklich für sich einnehmen. Sie hat tolle Augen und strahlt. Mimik ist allerdings nicht wirklich möglich. Ich weiß, ich bin da echt sehr voreingenommen. Wenn mir jemand sagen will, dass wir alle Kriegerinnen und Göttinnen sind, sich selbst dafür aber was-weiß-ich ins Gesicht injizieren lässt, ist für mich nicht mehr glaubwürdig.
Und nein, ich liebe meine Falten auch nicht sonderlich. Manchmal schaue ich in den Spiegel und sage mir: Diese Falten brauche ich nicht! Oder: Mei, wie schön war die Zeit, als die Haut noch straff war! Aber dann zucke ich mit den Schultern und denke mir, ich habe ja auch schon ein Stück Weg hinter mir. Der Schlaganfall meiner Mom und die Zeit danach haben mir viele graue Haare eingebracht, die ich natürlich auch wegfärbe. Doch mir für meine ausgeprägte Mimik was in die Visage spritzen zu lassen, kommt nicht infrage. Meine 32-jähirge Kollegin lässt sich auch schon Botox spritzen. Nicht viel, wie sie sagt. Doch es habe den tollen Nebeneffekt auf die Psyche, weil es sich wohl positiv auswirke, wenn man nicht böse/konzentriert schauen könne. Hm…ich mache das ja ständig: „Wenkbrauwe fronsen“, wie die Holländer das in der Reha meiner Mom damals so schön gesagt haben. Ich ziehe ständig die Augenbrauen zusammen. Und ja, da zeigen sich die tiefsten Falten. Aber wie sagte letztens eine andere Ausbildungsteilnehmerin: „Bei Dir sieht man in erster Linie Lachtfältchen.“ Stimmt – also neben meinen Konzentrationsfalten. Und meine Stimmung ist in der Regel sehr gut. Daher erlaube ich mir einfach, weiterhin die Augenbrauen zusammenzuziehen und nicht zu entspannen, weil meine Laune trotz dessen immer noch gut ist.
Ja, es muss jeder/jede selbst wissen, was er/sie mit ihrem Körper und Gesicht anfängt. Wer sich was spritzen oder operieren lassen will, soll das tun. Es ist nicht meins. Und für mich leidet die Glaubwürdigkeit einfach, wenn mir eine was übers Leben erzählen will und wie man inneren Frieden in sich und mit sich selbst finden kann, der noch nicht mal Bewegung in seine Stirn bringen kann. Nö. Aber da ich ja nicht dazu neige, etwas sofort abzubrechen, möchte ich dem hier eine Chance geben (oder einfach nur weitere Punkte sammeln?).
Die Dame berichtet von Schmerz. Wer habe denn schon einmal Schmerz erlebt? Natürlich quillt der Chat (anders können die Teilnehmer sich nicht zu Wort melden) vor Bestätigung über. Hm, das hat amerikanische Züge, die ich nicht mag. Jedes Kind ist schon mal hingefallen, also kennt man ab da spätestens Schmerz. Dumme Frage also. Und ja, ich kenne das Mittel der rhetorischen Frage. Ich bezweifel´, dass das hier wirklich so gemeint war – und noch mehr, dass das die Mehrzahl hier überhaupt verstehen würde.
Es gehe darum, sich zu spüren, den Schmerz zuzulassen usw. Und schwups, sprießt wieder einiges im Chat. Hoppla. Wer sich da alles nicht spüren kann! Ich schüttel´ den Kopf. Wie bitter das Leben doch ist, zeigt sich in all dem Geschriebenen. Puh, hier wird man ja depressiv vom Lesen! Meine Freundin, die mir den Link weitergeleitet hat, ist schon soweit, das Webinar zu verlassen. Och, ich will mich noch was amüsieren und schreibe in all den Selbstmitleidmist rein, dass ich glücklich und zufrieden sei. Ok, das ist provokant, aber eben auch ehrlich. Es geht mir echt gut. Und in solchen Momenten merke ich das umso stärker. Allerdings werde ich ignoriert. Klar, es ist schöner, auf den Jammerzug aufzuspringen. Hätte sie den Kurs doch „gemeinsames Jammern“ genannt. Dann wäre ich auch nicht hier erschienen. Es geht bestimmt einigen hier wie mir. Aber da schämt man sich fast, wenn es einem gut geht.
Das ist ohnehin so ein Phänomen: Früher habe ich mich sehr oft zurückgehalten, wenn Leute sich nur in ihrer Opferrolle ergangen haben. Ich habe mich nicht getraut zu sagen, dass ich das Leben schön finde. Gemeckert habe ich nicht, aber eben auch nichts Positives gesagt, damit der andere sich nicht noch schlechter fühlen musste. Mit welchem Resultat? Es ging mir anschließend schlechter, ich war gedrückter. Warum eigentlich? Völliger Schwachsinn! Und nein, ich habe auch kein Prinzessinnenleben, sondern ein recht unspektakuläres, in dem manche Träume nicht erfüllt wurden. Und doch fühlt es sich gut an…und so, dass ich Einfluss auf mich und mein Leben nehmen kann. Das scheinen die Frauen hier zum Großteil vergessen zu haben. Sie reden von Mauern, von Männern, die sie nicht sehen usw. Na, wenn sie sich selbst nicht sehen, wenn sie selbst so gar nicht aktiv werden wollen, weil Meckern so viel leichter ist, dann dürfen sie das. Ich kann es nur nicht verstehen.
Eine andere Freundin schreibt mir, dass sie auch da sei. Sie verfüge schon über einiges an Mut. Daher habe sie sich nur bestätigt gefühlt, auf dem richtigen Weg zu sein. Stimmt. Sie spricht mir aus der Seele. Ich brauche diese Wackersteine um meinen Hals auch nicht. Ich weiß, was ich kann und auch, was ich bestimmt noch zu tun und lernen habe.
Die Meditation mache ich noch mit…oder vielmehr: Ich bekomme den Anfang mit und dann wieder das Ende. Dazwischen muss ich entspannt weggedöst sein. War auch schön. Die engelsgleiche Atmosphäre habe ich nicht gespürt. Auch nicht die Energie all dieser Frauen. Und darüber bin ich sogar auch sehr froh, denn ich will auch nicht all die Negativität fühlen. Ich warte nur auf den Clou, der dann auch kommt: Das hier war erst der Anfang. Es geht weiter, wer das mag – und das nötige Geld locker machen will/kann. Klar, wir müssen alle sehen, wo wir bleiben. Aber für diesen Mist würde ich keinen Cent hinlegen. Meine zwei Stunden Zeit habe ich schon hergeschenkt. Mehr gibt es nicht.
Ich wünsche allen Frauen – aber auch Männern – da draußen, dass sie Selbstverantwortung übernehmen und sich ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalten. Dazu braucht es keine Millionen. Es braucht einfach etwas Mut, an sich selbst zu glauben. Daher ende ich mit einem (mir immer wieder liebem) Zitat: „Mut ist nicht, keine Angst zu haben. Mut ist die Entscheidung, dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst.“ (Zitat: Ambrose Red Moon)
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