Es regnet und regnet… ein schönes, gleichmäßiges Geräusch, das mich da weckt. Mmmh… ich liebe Regen. Ganz gemächlich krabbel ich aus meinem Bett. Heute habe ich nach vielen Tagen endlich was zu tun. Zunächst fülle ich meinen selbstgemachten Kaffeelikör in Flaschen ab. Ja, ich komme auf die wildesten Ideen in diesen Zeiten.

So auch heute, denn: Zum Frühstück gibt es Eis. Ich fahre zu einer Freundin ins Hinterland zum Eisfrühstück – ehrlich wahr. Und wer glaubt, dass das nicht geht, dem kann ich nur raten: Probiert es aus. Gutes Eis geht zu jeder Tageszeit.

Daniele (der leckere, wenn auch leider verheiratete Eisdielen-Besitzer) berichtet von seinem Bruder, der seine Konditorei in Italien seit zwei Monaten geschlossen habe. Ab morgen dürfe der wieder öffnen. Daniele habe im März bei uns auch damit gerechnet, weshalb er schon eine Übergangstätigkeit bei Lidl in Aussicht gehabt hätte – aber dann durfte er ja doch arbeiten. Ich hätte Kurzarbeit? Tja, er habe Langarbeit. Da es keine Außengastro gäbe, könne er niemanden beschäftigen, weshalb er von morgens bis abends spät allein im Laden sei. Er beschwert sich nicht, aber er wirkt müde, was ich gut verstehen kann.

Diese verrückten Zeiten halten wohl noch an, in denen viele gar nicht arbeiten, manche deutlich reduziert und einige überdurchschnittlich viel. Ich erfahre auch erst im Lauf der Woche, ob ich Mittwoch und Donnerstag oder eventuell als Ausnahme auch zusätzlich Freitag arbeiten darf. Schräge Formulierung, aber so trifft’s es am besten…

Apropos schräg: Gemäß meiner etwas…ääääh… sagen wir mal überproportional ausgeprägten Sturheit in Kombi mit meinem bisweilen falschen Stolz, habe ich mein Trampolin, das ich zwischen Weihnachten und Neujahr gekauft hatte, immer noch nicht aufgebaut. Oh, ich bin voller Elan zur Tat geschritten. Doch nach kürzester Zeit konnte ich der Anleitung entnehmen, dass man zum Aufbau zu zweit sein muss. Du Dooooof! Wieso schreibt das keiner von außen lesbar auf die Verpackung? Fett und in rot-blinkenden Buchstaben?! Dann hätte ich das blöde Ding nämlich nicht gekauft.

Halb aufgebaut, stand dieses blöde Etwas also bei mir rum – quasi als Mahnmal meines Scheiterns. Sollte ich mir dafür einen Typen anlachen, der das ruckzuck zusammenschustert? Pfff, so weit käme das ja wohl noch! Und so stand es weiter und weiter rum, bis es mir zu blöd wurde. Ich hab es einfach wieder zerlegt und in eine Tasche gepackt, die ich in den Keller packen wollte. Aus den Augen, aus dem Sinn! So klappt das doch, oder? Ich hab schließlich meinen Willen, doch mal mit Sport zu beginnen, bekundet. Das muss doch auch etwas zählen!

Warum, weiß der Henker, aber die Tasche blieb stehen – das permanente schlechte Gewissen. Es hat auch prima funktioniert, immer drum herum zu putzen. Ganz lässig… während mir das Lied „Schüttel‘ Dein’n Speck“ immer deutlicher durchs Bewusstsein waberte. Immer diese Ohrwürmer!

Zwischenzeitlich hab ich dann mal nach Steppern recherchiert – die nehmen in meiner 52qm-Bude genausoviel Platz weg. Und Springen ist doch bestimmt lustiger als Steppen. Obwohl… lustig? Sport? Ich glaube, ich drehe dann einfach mal so durch…

Wer jetzt Mitleid mit mir verspürt, weil ich ja so einsam und verlassen klinge: Es gibt genügend Menschen, die mir helfen würden, wenn sie es denn wüssten. Aber das trotzige kann-ich-alleine-Böckchen in mir will ja nicht fragen, weil es ja blendend allein zurechtkommt. Aber hin und wieder hab ich ja auch einen durchaus klaren Moment und frage mich selbst, ob ich eigentlich noch ganz knusper bin? Im Tausch gegen das Eis ist es wohl nicht zu unverschämt, meine Freundin heute um Hilfe zu bitten. Sie hätte es auch ohne Eis gemacht, aber 1. ist das Eis lecker, 2. braucht Daniele uns (oder wir ihn?) und 3. fühle ich mich damit besser.

Was soll ich sagen? Die Finger sind alle noch dran. Wenn das mal kein Erfolgserlebnis ist! Wir schnaufen beide wie die Dampfloks, weil das Spannen echt kraftaufwendig ist. Viel anstrengender ist hingegen aber das Zurückhalten meiner Lachanfälle. Meine Freundin flucht während des Spannens immer wieder herrlich österreichisch vor sich hin, dass ich mich nur schwer konzentrieren kann. Dabei ist das nicht so ungefährlich. Ich sehe schon abgetrennte Gliedmaßen durch die Gegend fliegen… Doch dann ist das Werk („des dreckerte Glumpsackratsdingert“ oder so) vollbracht – während sich Schweißtropfen todesmutig in die Tiefe stürzen. Gut gelaunt öffne ich meinen Kofferraum, um dann zu bemerken, dass das Viech nicht reinpasst. Ich hatte es befürchtet. Na, dann eben in den Kombi meiner Freundin. Ääääh… passt leider auch nicht. Am Arsch! In einem Anflug von Galgenhumor sage ich grinsend: „Na, da machen wir doch alles noch mal auf. Wir wissen ja jetzt, wie es geht und können das noch mal machen.“ Doch das bringt mir nur blankes Entsetzen meiner Freundin entgegen und ein energisches: „Ich frag den Alberto, der hat einen Hänger. Der soll’s Dir bringen.“ Im Kopf schlage ich schon Purzelbäume, da das dauern kann. Mit anderen Worten: Ich habe noch Schonfrist, bevor ich zu Sporty Spice mutieren muss.

Ein verzweifeltes: „Oder kann man die Füße abmontieren?“, kommt ihr dann auch noch über die Lippen. Im Brustton der Überzeugung (wie mit der Anleitung im Auto seinerzeit), schmettere ich ein klares „NEIN“ hinaus. Vielleicht reißen es ja die Gummistopper etwas raus? Und wie ich an denen so rumruckel‘, lassen sich die Füße locker abschrauben. Hallo?! Das sind ja schon fast fünf Monate her, seit ich die dranmontiert hab. Derartige Nebensächlichkeiten kann man durchaus mal vergessen. In mein Auto passt es leider immer noch nicht – in ihres aber schon. Und so bekomme ich nur noch einen Tag Schonfrist, denn morgen bringt sie es mir vorbei. Im Gegenzug gibt es dann Frühstück hier. Nein, kein Eis. Wir wollen ja auch nicht ganz vogelwild werden. Ihr habt ja vielleicht schräge Ideen!

Und so geht eine Odyssee zuende, die fast so viel Zeit in Anspruch genommen hat, wie das Anbringen meiner Flurlampe. Da war es, meine ich, ein halbes Jahr. Was uns das zeigt? Na, dass ich ein unbelehrbares Stück bin, das nicht mehr alle Latten am Zaun hat. Aber diesen Beweis hätte es nicht geraucht, oder? Wir waren uns doch alle vorher schon darüber einig. Trotzdem bin und bleibe ich bei meiner guten Laune. Ja, in your face! Da sagste nix mehr, hm?

Und jetzt? Freu ich mich aufs Hüpfen… hoffe ich. Wenn nicht: Braucht einer von Euch ein Trampolin???

4 Kommentare

  1. Ich liebe das Bild von dem rot blühendem Klee, und es sieht nach einer ganzen Wiese aus, wunderschön! Ich habe kürzlich eine vereinzelnde Blüte auf einem Parkplatz gefunden und mich sehr über diese -wie mir schien- seltene Schönheit gefreut. Herzlichst, Sovely

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