Heute ist ein fauler Tag. Auch mal schön. Während sich meine Neffen todesmutig in den Pool stürzen (das Wasser ist noch viel zu kalt), flagge ich auf einer Bank im Schatten herum. Der Alkohol von gestern ist verflogen, die Verlobung nach wie vor nicht real. Die entsprechenden Schwiegereltern haben auch nichts von sich hören lassen. Da soll man nicht enttäuscht sein! Einzig der Wind lässt mich nicht im Stich. Ich höre soooooo gerne dem Rauschen des Windes in den Bäumen zu.

Und so lese ich, während die Natur unaufhaltsam angreift. Alles Mögliche krabbelt um mich herum – manchmal auch frech über mich drüber. Ist ja genau meine Welt. Ich mag ja alles, was so kreucht und fleucht… oder auch nicht. So ein kleiner grüner Scheißer hat mein Glas im Visier. Ich teile ja auch echt gerne – außer Eiskuchen… ok, und Käsekuchen… und Reis-Kirschkuchen. Aber sonst eben schon. Obwohl… so einen Prinzregentenkuchen teil ich jetzt auch nicht so gern. Ihr seht: Kuchen spielen schon eine wichtige Rolle in meinem Leben. Wärt Ihr wie ich groß geworden, könntet Ihr das verstehen. Zu unseren Familienfesten gab es immer etliche verschiedene Kuchen. Und die waren immer tausendmal besser als vom Bäcker. Die Familie hätte ich in großen Teilen nicht dazu gebraucht, doch der Kuchen war spitze.

Das ist sogar etwas, das ich mir vorstellen könnte: Ein kleines Café zu betreiben, in dem ich meinen selbstgebackenen Kuchen kredenze. Oder Seminare zu geben und dabei in einer großen Wohnküche gemeinsam zu backen. Nein, keine Backseminare. Das Backen wäre nur ein Gemeinschaftsevent als kleine aktive Einlage. Kochen kann ja zusammen auch Spaß machen, aber Backen hat für mich irgendwie etwas Beruhigenderes. Bei manch einer Teamentwicklung stelle ich mir das spannend vor, sie gemeinsam zum Backen zu bewegen. Kuchen vereint. Beim Kochen müsste man zu sehr Rücksicht auf vegan, vegetarisch, frutarisch und so was nehmen. Bei mir gäb es dann zu den Seminaren einen Beipackzettel vorab, dass alle Veganer gern ihr eigenes Müsli und Knäckebrot mitbringen dürften, es von mir aber keine Extrawürste (ja, ich weiß, Hammer Wortspiel) zu erwarten gebe.

Aber zurück zum grünen Fuzzie, den ich mein Wasserglas ruhig erobern lasse – ist ja schließlich auch keine Spinne. Er krabbelt herum, als gebe es kein Morgen – läuft vor und zurück, hoch und wieder runter. Ich bin mir sicher, es hier mit einem ADHS-Insekt zu tun zu haben. Watt et nich all jibt! So ein Leben stelle ich mir jetzt auch nicht so geilo vor. Du rennst und flitzt für nix und wieder nix durch die Gegend. Das muss doch schrecklich ermüdend sein.

Und dann denke ich so: Wie wirken wir so von außen betrachtet? Wir flitzen ja auch oft nur hektisch durch die Gegend. Und wem oder was hecheln wir eigentlich hinterher? Ich finde es spannend, wenn Menschen derzeit sagen, wir würden uns jetzt nachhaltig ändern und bewusster leben. Daran glaube ich kein bisschen. Der Run auf alle möglichen Sachen wird wieder entflammen, sowie ein wenig gefühlte Sicherheit zurückerlangt wird und Geld da sein sollte. Wieso sollte der Mensch sich auf so was besinnen? Und die, die am lautesten krähen, werden die ersten im Flieger nach irgendwo sein.

Ich werde genauso wieder fliegen. Und ich habe die Zeit auch nicht zur Selbstoptimierung genutzt… oder gar meinen Kleiderschrank auf links gezogen. Bei mir herrscht nach wie vor leichtes Chaos mit vollen Schränken. Und – um mal wieder wen zu zitieren: „Das ist auch gut so!“ (Wowereit) Warum zum Henker muss ich mich aufgrund eines Virus verändern? Entweder hatte ich die Einsicht vorher schon oder nicht. Ich mag diese ständige Optimierung nicht. Daher esse ich weiterhin Kuchen, beherrsche mein Chaos, parke zur Unterhaltung anderer Menschen schräg ein und nehme mich selbst nicht immer so wichtig. So langsam bekomme ich darin immer mehr Übung. Ha, vielleicht ist das ja meine Art der Optimierung? Vielleicht auch nicht. Ich bleibe einfach, wer ich schon bin. Ist auch mal ganz nett.

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