Heute wird ein ruhiger Tag… also starte ich auch ruhig. Frisch geduscht, mit nassem Haar, wecke ich meine Neffen. Oh man, als sie noch klein waren, kamen sie immer morgens zu mir gerannt und wollten mich wecken. Zuerst auf leisen Sohlen der Große, um mit mir zu kuscheln. Kurz danach mit viel Getöse der Kleine, der mit Anlauf auf uns drauf gesprungen ist. Von der ersten Sekunde war dann Action angesagt. Das war eine Zeit, in der an Ausschlafen nicht zu denken war. Und heute? Wecke ich sie und ernte ein ironisches Schnauben, wenn ich danach frage, ob wir kuscheln. Hab ich doch früher auch nicht gemacht! Also das Schnauben. Ich hab immer gerne mit ihnen gekuschelt und noch ein bisschen mit den beiden gequatscht.
An einem meiner Geburtstage bin ich mal ganz früh morgens mit dem Kleinen (heute der Größte hier!) zum Einkaufen gefahren. Wir haben einen kurzen Abstecher zu einem Schuhgeschäft gemacht. Vermutlich hat er seinen Schuhtick seit dieser Zeit?! Jedenfalls war es unser Geheimnis, dass er sich ein Paar Schuhe aussuchen durfte. „Wir erzählen davon Zuhause nichts, ok?!“ Ganz ernst hat er damals genickt und es feierlich versprochen. Zur Haustür rein, ist er gleich nach oben gerannt und hat die Schuhe in sein Zimmer gebracht, wo er sie versteckt hat. Gerade wieder unten, hat er Luft ausgestoßen und vor seinen Eltern gerufen: „Claudi hat mir Schuhe gekauft!!!“ Dann hat er sich zu mir umgedreht, mit den Schultern gezuckt und klargestellt: „Ich bin eben kein Geheimnisträger!“ Köstlich! Es hat nicht mal fünf Minuten gehalten.
Und heute? Da wünschte ich, er wäre noch genauso offen beim Erzählen. Toll wäre auch, er würde nicht demonstrativ und vorwurfsvoll auf die Uhr schauen, wenn ich ihn wecke. Er war früher wesentlich früher dran als ich heute. Aber immerhin: Er ist so groß, dass ich ihn bedenkenlos zum Brötchenholen schicken kann. Und das tut er dann auch anstandslos.
Nach dem gestrigen Einkaufsmarathon ist vor dem heutigen Bügelgelage. Puh, da kommt einiges zusammen… natürlich inklusive der ohnehin anfallenden Wäsche von fünf Leuten. Mal ist das ja ok, aber wenn ich solche Berge regelmäßig hätte, würde ich wohl häufig spucken müssen. Apropos spucken: Heute Morgen hat eine weitere Cousine etwas gepostet: „Ich hätte so gern ein Lama. Das wäre dann immer bei mir und würde alle anspucken, die ich nicht mag.“ Jo. So was wünsche ich mir auch manchmal. Bei Familientreffen ganz besonders.
Nach dem Bügeln kommen meine Jungs dann vorbei, als ich mich aufs Bett setze – zuerst der „Kleine“. Vonwegen kuscheln – pah, das ist eher pesten! Und dann kommt der Ältere, und es ist wie früher: Sie pesten sich gegenseitig, und ich bin mittendrin und bekomme alles ab. Nur dass sie heute stärker sind… und es mehr aua macht. Ich glaube, sie leiden eben zu Corona-Zeiten auch zu sehr an akuter Langeweile. Und da es regnet, können sie sich nicht mal draußen austoben. Dafür helfen sie mir beim Kochen – nicht, ohne sich auch da gegenseitig zu pesten, aber es macht trotzdem viel Spaß.
Und dann geht es ans Backen. Es gelingt nur leider nicht so richtig. Eigentlich sollten es Zimtschnecken werden. Sehen aber leider nicht so geilo aus. Kennt Ihr diese Rezepte, die immer versprechen, leicht zu gelingen? Tun sie nicht. Der Teig ist so weich, dass ich keine Schnecke damit aufrollen kann, ohne dass er wieder zusammenmatscht. Wehe, es schmeckt so, wie es aussieht! Ehrlich man, bei manchen Rezepten möchte man doch den Verfasser feste hauen, oder? Es schmeckt Gottseidank dann doch besser, als der Anblick vermuten lässt. Sonst wäre ich ja auch ausgeflippt.
Das Beste am heutigen Tage? Der Kleine darf zum Fußball. Mit ein paar Jungs wollen sie nach all den Monaten noch mal trainieren. Es ist ein Segen, weil er unleidlich wird, wenn er a) hungrig ist und/oder er sich b) nicht sportlich beim Fußball verausgaben kann. Ehrlich, ich bin froh, dass er wieder voll Fahrt aufnehmen kann. Entsprechend ist er müde, aber glücklich, als er heimkommt. Und ich bin unleidlich, wenn ich Skat spielen möchte und unser dritter Mann (mein Schwager) immer blockt. Wenn ich zu lange unleidlich bin, lässt er Gnade walten. Wie heißt es so schön? Mich muss man sich nervlich erstmal leisten können. 😉 Also spielen wir – ohne Punkte aufzuschreiben, einfach so, wie wir das immer machen. Das ist genau nach meinem Geschmack. Vermutlich spielen wir morgen auch was, wenn mein Cousinchen mit ihrem Mann kommt, aber kein Skat.
Früher hätte man mich mit Skat jagen können. Mein Vater war im Verein und hat nie aus Jux und Dollerei gespielt. Es gab Meisterschaften zu gewinnen! Oh je… Als Vorsitzender hat er das sehr ernst genommen – sehr zu unserem Leidwesen. Meine Schwester musste damals die Zeitungsartikel für ihn tippen, die immer mit „18, 20, nur nicht passen“ begannen – etwas, das wir heute noch ketzerisch grinsend zitieren. Der Rest des handgeschriebenen Textes war unleserlich und grammatikalisch ein Desaster. Einfach zum Spaß wurde mit meinem Vater nicht gespielt. Auch bei Minigolf, wo es mir bis heute furzegal ist, wer gewinnt (meist meine Schwester).
Heute sind mir nahezu alle Gesellschaftsspiele recht, nur keine Strategiespiele. Auch wenn ich auf die Großfamilie schimpfe: Gespielt haben wir fast alle immer gern, wenn wir Vettern und Cousinen zusammen waren. Ob Monopoly mit den Cousins oder Triomino, Uno, Trivial Pursuit, Spiel des Lebens und dergleichen mehr mit den Cousinen. Dazu muss bis heute am besten ordentlich geflucht werden, dann ist meine Welt in Ordnung. So, wie gerade eben. Das Leben kann so einfach und so schön sein.
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