Wider Erwarten sind es keine fünf Stunden, die ich heute in die Korrektur investiere, sondern nur vier. Huiiiiiiii! Dafür muss ich allerdings noch einmal ran. Wäääh! Ich habe dem Kerl die korrigierte Version nicht nur ausgehändigt, sondern auch noch ein paar Dinge erläutert. Ja, ich habe vernünftig mit ihm gesprochen und nicht einfach gemeckert. Konstruktiv sollte so was ja schon auch sein, um etwas zu bewirken. Ich konfrontiere ihn allerdings schon mit der Aussage: „Mit meinen neun Stunden Arbeit habe ich vermutlich mehr Zeit investiert als Du, kann das sein?“ Er grinst etwas verschämt.
Ich erwarte nicht, dass jeder hohes Engagement an den Tag legt. Das tu‘ ich auch oft nicht. Aber wenn ich andere Leute damit beschäftige, sollte ich mir schon etwas mehr Mühe geben. Alles andere ist aus meiner Sicht respektlos. Dieser Schlumpf hier macht das aber nicht einmal mit Absicht. Mannomann. Heute hat er zunächst erstmal noch Tennistraining, bevor er sich die Korrekturen genau anschauen kann. Da weiß jemand wohl ganz genau, wo seine Prioritäten liegen – und wo nicht. Auf der Bachelorarbeit ist keine Prio angesiedelt. Morgen erhält er dann noch ein paar weitere Infos von seinem Arbeitgeber, die er auch noch einpflegen muss, bevor er dann sein Fazit formulieren wird. Wenn all das geschehen ist, erhalte ich die Arbeit dann noch einmal zur finalen Korrektur. Yippiiiiieh, da freu ich mich…so gar nicht. Naja, ich rede es mir einfach selbst schön, dafür im Gegenzug unendlich viele Karmapunkte anzuhäufen. Ist doch auch schon eine ganze Menge.
Der Reiskuchen hat mir auch schon zur moralischen Unterstützung gedient. Doof nur, dass sowohl meine Sis, als auch mein kleiner Neffe ebenfalls auf den Kuchen stehen. Da muss man dann schon feilschen. Gestern haben wir noch in Erinnerungen dazu geschwelgt, wie eine andere Cousine einen unserer Cousins nachhaltig gezeichnet hat. Er wollte etwas von ihrem Kuchen klauen, was ihm tiefe Kratzspuren – hervorgerufen durch eine Kuchengabel – von der Kuchenstückbesitzerin eingebracht hat. Ha! Bei Kuchen werden keine Gefangenen gemacht. Da geht es ums nackte Überleben. Wem das nicht einleuchtet, der hat schon verloren. Ach, so ein alttestamentarisches „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, könnte man doch locker erweitern um: „blutige Hautfetzen um Kuchenraub“.
Ich telefoniere mit meiner lieben Freundin, die mich nächsten Monat in München besuchen kommt. Juchuuu! Das wird toll. So ein Lichtblick entschädigt mich für den heutigen Vormittag. Ja, sie hat Ende Juli tagsüber Fortbildung in München, und ich muss arbeiten, aber nach Feierabend haben wir Zeit miteinander. Definitiv ein Fest! Irgendwann vernehme ich ganz komische Geräusche und frage sie, was bei ihr los sei? „Irgendein Vogel oder so“, wobei sie auf einen Greifvogel tippt. Krasser Sound. Ist es aber nicht. Ein frei laufender Hund attackiert leider ein kleines Rehkitz, was wohl da um Hilfe schreit. Es klingt fürchterlich… dabei habe ich noch nicht einmal die Bilder dazu, wie sie es vor Ort mitansehen müssen. Aber mal ernsthaft: Was kann man da machen? Sich dazwischen zu schmeißen, halte ich nicht für empfehlenswert. Geworfene Gegenstände und Rufe zeitigen leider auch keine Ergebnisse. Irgendwann lässt der Hund dann aber doch von dem Kitz ab und läuft weg. Das Kleine kommt wohl staksig auf die Beine und schleppt sich Richtung Wald. Vom Hundebesitzer fehlt jede Spur. Wir hoffen nur, dass das Kitz seine Mutter findet.
Ja, so was ist Natur. Und trotzdem denke ich mit menschlichem Blick darüber nach. Vermutlich bin ich dank Disney zu sehr Bambi verseucht. Und nein, ich will dem Hund gar nichts tun. Nur den Hundebesitzer möchte ich hauen. Und ja doch, viele verhalten sich vorbildlich. Aber einige eben auch nicht. Denen würde ich zu gerne die Öhrchen langziehen, bevor sie mir dann mindestens eine Bachelorarbeit darüber anfertigen müssten, weshalb ihr Verhalten Scheiße ist. Die müssen sie so lange überarbeiten, bis ich erkennen kann, dass es ihnen echt leid tut… Da hätte ich einen verdammt langen Atem. Ja, das wäre für manch einen eine echt harte Strafe. Ich würde dafür zumindest alles geben. Tja, wieder mal kommt die Erkenntnis: Was bin ich froh, dass ich mich nicht als Quereinsteigerin im Lehramt entschieden habe. So viel Kuchen kann es gar nicht geben.
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