Heute ist so ein richtiger Gammeltag. Doch bei dem Wetter ist das auch kein Wunder. Ich feier es allerdings, mal so richtig abzuhängen, zu lesen und zu öngern. Irgendwie ist es ruhiger, seit es Corona gibt. So was hätte ich mir nie verstellen können. Ihr schon? Und dabei habe ich das Gefühl, dass sich gerade immer klarer zwei Lager etablieren. Es gibt die Entspannten und Angespannten.

Klar, es gibt gerade echte Schicksale. Ich erfahre von Menschen, die gefühlt alles verlieren bzw. davor Angst haben, es verlieren zu können. Allerdings geht es hierbei „nur“ um das Materielle. Da mir nichts wirklich gehört, sehe ich das vermutlich so gelassen. Mir ist schon klar, dass es nicht ganz so einfach ist. Was mich aber vielmehr schockiert, sind die Menschen, die jammern und meckern, während es objektiv wirklich absolut keinen Grund dazu gibt.

Mein Chef ist das beste Beispiel. Er leidet unter der derzeitigen Situation. Er macht sich Sorgen, wie es für ihn weitergehen wird. Ein paar Fakten: Er ist 60, hat am 1. August 45 Jahre Betriebszugehörigkeit, wohnt in einer Eigentumswohnung mit seiner Frau. Darüber hinaus gehört ihm eine 80 qm große Eigentumswohnung in super Lage, die – ich hab es noch mal ganz genau erfahren – seit 25 Jahren nicht bewohnt ist. Allein für sie könnte er zwischen 1.200 und 1.400 Euro Miete bekommen. Aber dem nicht genug: Das Haus seiner Mutter gehört ihm auch, was auch unbewohnt ist. Es ist freistehend, in bester Lage mit 1.000 qm Grund. Und er hat Sorgen wegen der Zukunft? Warum er nicht vermietet oder verkauft? Er hat bislang nie eine Steuererklärung gemacht. Würde er vermieten oder verkaufen, müsste er dies aber tun. Und das hält ihn davon ab. Da fehlen mir die Worte…

Es fällt mir zunehmend schwerer, solche Menschen anzuerkennen. Ich kann mich noch zurücknehmen, aber mein Respekt fehlt. Und fehlender Respekt ist immer ein verdammt schlechter Ratgeber. Ich schwanke zwischen Fassungslosigkeit und dem Gefühl, dass das schon wieder so grenzenlos bescheuert ist, dass ich nur noch lachen kann. Er ist kein Böser, ehrlich nicht. Es mangelt ihm einfach an Empathie und – leider auch – an Intelligenz. Aber er ist Führungskraft. Finde den Fehler.

Andere leiden immer noch wegen der unmenschlichen Beschränkungen. Die Masken seien so unerträglich zu tragen. Ääääh??? Ja, ich verabscheue diese Dinger auch. Und ich weiß auch nicht, wann ich noch mal in Urlaub fliegen kann. Aber wenn das meine einzigen Sorgen sind, ja dann, verdammt noch mal, scheint mir die Sonne doch echt noch aus dem Hintern.

Vermutlich sollte ich langmütiger sein. Vermutlich sollte ich mich einfach freuen, dass es mir gut geht und ich nicht totale Panik schiebe, wobei meine Zukunft auch alles andere als gewiss ist (voraussichtlich werden wir sogar zwei Jahre in Zeitarbeit bleiben). Vermutlich sollte ich mit meinem Wissen darum, wie unterschiedlich Menschen ticken und es einfach nicht besser wissen, mehr Verständnis aufbringen. Aber ich habe langsam keine Lust mehr dazu. Ich habe keine Lust, solche Menschen als Führungskräfte anzuerkennen. Ich habe keine Lust, dieses Jammern kommentarlos hinzunehmen. Ich kann sie nicht ändern. Aber mich. Vielleicht sollte ich ihnen sogar dankbar sein, denn so steigert sich meine Motivation immer mehr, mir andere Betätigungsfelder zu suchen. Wirken, wo es möglich ist… und glücklich sein.

2 Kommentare

  1. Ich kann Dich so gut verstehen. Mir gehen diese Jammerer, die Unvernünftigen, die Maskenverweigerer und die, die sich an mir vorbeiquetschen wollen auch so auf den Senkel. Langmut fällt das selbst in meinem Alter schwer. Am Ende des Tages muss die gesamte dt. Bevölkerung einfach nur super happy sein, weil a) die Krise perfekt gemeistert wurde und b) das soziale Netz einfach jeden auffängt.
    Und wenn ein Mann mit solch angehäuften Werten dann sowas von sich gibt, würde ich austicken…

    Andererseits gibt es auch die anderen Menschen, die dankbar und reflektiert sind. Hab eben in einem Blog die Schilderung einer Mama über den ersten gemeinsamen Ausflug zum Eisessen mit den Kids (mit genügend Abstand usw.) gelesen. Fast wie eine Geburtstagsfeier. So empfinde ich auch. Es ist nichts mehr selbstverständlich und ich weiß alles viel mehr zu schätzen. Schade nur, dass es dazu Corona gebraucht hat.
    Kommt mir manchmal wie die Sintflut vor…

    Jedenfalls: happy sunday bei strahlendem Sonnenschein!
    LG Nicole

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