Ich starte heute schon wieder ganz früh, da es mich etwas gruselt, was noch zu erledigen ist. Mannomann, dafür muss ich aber die Fahrkarte zum Himmel bekommen – per Express natürlich. Doch will ich da überhaupt hin? Da sind ja nur die Braven und Lieben. Nö… Ich lasse mich einfach mal auf ’ne Wiedergeburt ein. Vielleicht werde ich einfach mal ein Mann? Da kann ich auch im Stehen pinkeln, kann voll auf meine Triebe setzen und muss weder Gefühle noch Gedanken haben. 😉 Ein Träumchen, oder? Vermutlich wäre mir aber doch rasch fad. Ach, liebe Männer: Irgendwie ist es ja auch lustig mit Euch.
Ich mag dieses Wetter gerade so gar nicht. Heiß steht ja bei mir an letzter Stelle. Hinzukommt dann aber auch dieses Dauergeräusch. Irgendwer meint immer, gerade mähen oder Kanten schneiden oder irgendwas sägen zu müssen. Das nervt so unwahrscheinlich! Da denke ich wieder einmal an früher. Irgendwer hat mir als Kind so einen kleinen Plastikrasenmäher geschenkt, der ordentlich Krach gemacht hat. Das fand ich damals ganz toll. Und nicht nur ich! Mein zweitältester Cousin war dauernd bei uns und konnte die Finger nicht von diesem Plastikspielzeug lassen (ja, mir fällt auch die Doppeldeutigkeit des Wortes auf). Jedenfalls so inspiriert, hat meine Mom ihm dann zu seinem Geburtstag auch so einen Rasenmäher besorgt. Die Freude war riesig – allerdings nur bei ihm. Seine Mutter war so genervt, dass der Pin, der dieses ratternde Geräusch verursacht hat, bereits nach einer Woche abgebrochen wurde. Wer hat da schon Lust, noch damit zu spielen? Eben.
Und so würde ich das gerade gerne auch machen – ich will das, was da draußen gerade den Lärm verursacht, einfach abbrechen… also beim Rasenmäher, beim Kantenschneider und auch bei der Kreissäge. Wäre das herrlich! Vielleicht finde ich ja irgendwo einen Vorschlaghammer? Ich mag ja durchaus die Nähe zur Stadt, aber wenn man, wie ich, in so einer Siedlung mit vielen Wohnparteien lebt, sehnt man sich schon mal nach Abgeschiedenheit.
Kann aber auch an der Anspannung liegen. Ich hab ja schon erwähnt, dass ich morgen eine Infoveranstaltung durchführe. Sagen wir mal so: Es handelt sich nicht um völlige Ahnungslosigkeit bei mir, aber ich werde reichlich improvisieren müssen. Die Führungskraft hat jetzt quasi gar nichts gemacht – außer mir zu bestätigen, dass ich das volle Vertrauen genieße. Na dann. Dazu sitzt mir dauernd die Zeit im Nacken, weil ich ja um Himmelswillen keine Minute überziehen darf. Zuhause kann ich das ja regeln, wie ich will und angeben, was ich mag – was sicherlich nicht im Sinne des Erfinders ist. Ich hab schon etliche Stunden für lau geleistet. Aber vor Ort, wo ich mit meinem Ausweis ein- und auschecken muss, geht das eben nicht. Es kann ja nicht jeder seit März quasi nur noch von Zuhause „arbeiten“, wie mein Chef das tut. Ich bin da immer noch fassungslos.
Und so frage ich mich mal wieder: Warum bin ich eigentlich so dumm? Ja klar, Retourkutsche: Weil ich eine Frau bin. Aber mal Spaß beiseite: Hab‘ ich sie eigentlich noch alle? Und nein, das ist keine Frage, die ich ernsthaft beantwortet haben möchte, da ich die Antwort ja schon kenne. Ich weiß nicht, was passieren muss, damit ich umdenke? Im Grunde will ich ja auch gar nicht so stumpf wie ein Heinz werden. Und trotzdem bin ich so gerade auch nicht glücklich.
Allerdings höre ich von vielen, die es ähnlich empfinden. Einige Kollegen sind fürchterlich genervt und gestresst, weil sie zu viele Themen für zu wenig Zeit haben. Die Chefs sind alle informiert… allein, es prallt an ihnen ab. Meine direkte Kollegin hat heute meinem Chef mitgeteilt, dass sie etliche Überstunden gemacht hätte und unter Vollstrom stünde. Sie müsse dringend Themen abgeben. Seine Reaktion? „Jo.“ Nein, ich habe da keinen Text versehentlich gelöscht. Es gab exakt diese beiden Buchstaben als Antwort. Keine Vorschläge, kein besorgtes Nachfragen, nix.
Und was kann man da tun? Sich über ihn beschweren? Bringt nichts und macht es in Zukunft nur noch schwerer in der Zusammenarbeit. Ihn hauen? Macht mich strafbar. Ihm Spinnen ins Bett legen? Bringe ich nicht über mich, denn dazu müsste ich sie ja fangen, aber dabei sterbe höchstens ich. Ist also auch eine doofe Lösung. In der Regel kann ich mich ja mit meinem Humor retten, doch manchmal ist in letzter Zeit meine Zündschnur zu kurz dazu. Ich hoffe nur, ich habe meine Mimik im Griff, wenn er es dann nach fast vier Monaten doch noch schaffen sollte, jeden von uns zum Mitarbeiterjahresgespräch einzuladen. Dazu müsste er sich dann zwar mal in die Firma bequemen, aber mei, jeder muss ja seine Opfer bringen. Vielleicht kann ich ihm ja vorschlagen, Maske zu tragen? Dann sieht er nur meine Augen… wobei… die sprechen bei mir leider auch Bände. Ich bin, glaube ich, mit diesem Todesblick geboren worden. Andererseits ist er so stumpf und übersieht es vielleicht? Er mag ja keine Konfrontation. Ich glaube, die Idee mit der Maske gefällt mir immer besser.
In diesem Sinne wünsche ich Euch geistreichere Menschen um Euch herum.
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