Wisst Ihr, was nur Frauen können? Dreieinhalb Stunden telefonieren, ohne sich zu langweilen, ohne dass das Gespräch ins Stocken gerät und ohne zu denken, dass jetzt alles gesagt sei. Klar, mit einem Mann kann man auch länger telefonieren, aber das dient meist nur in der Anfangszeit zum Ich-streng-mich-mal-an-und-zeige-mich-von-meiner-besten-Seite-Modus der Herren. Ich kenne keinen Mann, der aus Überzeugung sagt: „Ach, ich telefoniere saugern!“ Oder: „Gestern habe ich stundenlang mit meinem Kumpel telefoniert.“ Gibt´s nicht. Entweder gemischtes Doppel mit Vorsatz im Hinterkopf oder eben Freundinnen unter sich – ohne irgendeine Absicht, sondern mit purer Freude daran, sich auszutauschen. Ich weiß, das ist der Graus für viele Männer. Als ich früher in einer Hotline gearbeitet habe (NEIN, nicht soooo eine, sondern technischer Support für SonyEricsson Mobiltelefone…und ja, da war die Technik noch so lächerlich gering, dass sogar ich Support leisten konnte…krass…), habe ich entsprechend acht Stunden tagsüber telefoniert. Das hat mich nicht davon abgehalten, auch abends noch drei bis vier Stunden zu telefonieren. Ja, ich habe einfach ein verdammt großes Wörterbuch. Und irgendwie erschöpft sich das nie. Manchmal sogar nicht einmal im Schlaf.

Und so habe ich dann gestern noch fast eine Stunde mit einer Frau telefoniert, die ich bislang nur von Erzählungen kannte. Sie ist Trainerin, und wir haben uns verxingt. Gestern haben wir dann erstmalig telefoniert. Es kann sogar sein, dass ich mich bei ihrem Institut melde, um dort stundenweise zu arbeiten. Denn Training macht mir ja riesigen Spaß. Nur, dass ich mittlerweile immer genauer weiß, was ich will und was nicht. Ich kann Verkaufs- und Produktschulungen. Ich kann prozessoptimierende Workshops und Trainings abhalten. Allein: Ich mag sie nicht sonderlich. Mein Fokus wird mehr auf Führungskräfte-Training im Soft Skills Bereich liegen. Und da hat mir die Trainerin dann Mut gemacht, dass sie genau in diesem Bereich arbeiten und zukünftig auch ausbauen wollen. Ich bin davon überzeugt, dass dies immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Denn, sind wir mal ehrlich: Wer sagt von seiner heutigen Führungskraft, dass sie wirklich „führen“ kann? Ich kenne da wenige. Wir haben einfach zu viele Manager und zu wenige echte Führungskräfte.

Dem nicht genug, habe ich dann am Abend noch dreieinhalb Stunden mit meiner „Schwester im Geiste“ telefoniert. Wie heißt es so schön: „Wir sind Freundinnen, weil uns keine Mutter der Welt als Schwestern ertragen hätte.“ Ist was dran. Und nach solchen Telefonaten fühle ich mich immer ein wenig leichter ums Herz, habe ein Lächeln im Gesicht und wieder was dazugelernt. Ist das nicht toll? Und nein, wir reden nicht über Nagellack. Wir gehen schon ans Eingemachte. Es tut gut zu wissen, dass ich die besten Freundinnen der Welt habe. Also noch einmal: Ein Hoch auf uns Mädels! Und ja, wir haben Euch Jungs schon auch gerne. Immerhin brauchen wir ja auch irgendwas, worüber wir uns aufregen können, das als Lästerobjekt herhält und gegebenenfalls den Müll rausbringt. 🙂 (ACHTUNG: Ich sehe durchaus auch noch mehr Nutzen bei den Männern, möchte aber nicht zu Höhenflügen anregen…könnte sonst beim Absturz so wehtun.)

So „gestärkt“, schlafe ich angenehm durch. Trotz offenem Fenster bekomme ich nicht wirklich etwas von draußen mit – dabei muss es ganz schön geregnet haben. Manche Keller sind gar vollgelaufen. Nicht wirklich lustig.

Und da sind wir auch schon beim Thema: Nicht lustig ist auch mein heutiges Webinar-Thema. Wir haben heute die Depression als Inhalt. Und diese Dozentin macht das richtig gut. Ich erfahre ganz nebenbei auch, was wohl zukünftig eine Nische sein könnte: Die Gerontopsychologie. Während des Berufslebens hat man viel mehr Angebote, auf Hilfe zurückzugreifen. In der Kinderförderung ist das Bewusstsein auch schon sehr gestiegen. Ich weiß, dass da überall noch Bedarf ist, aber es gibt immerhin bereits einiges. Anders sieht es bei den älteren Menschen aus. Aus dem Berufsleben ausgeschieden, fehlen ihnen nicht nur Aufgaben, sondern auch soziale Kontakte. Die eigenen Kinder wohnen nicht mehr in der Nähe (so, wie ich ja auch), so dass viele Menschen vereinsamen. Ein Wohlstandsproblem in Teilen, keine Frage. Aber es macht viele Menschen psychisch krank. Wenn der Leidensdruck zu groß wird, folgen körperliche Beschwerden usw. Also ist das ein Feld, auf dem viel zu tun sein wird. Mal schauen, ob das etwas für mich sein könnte? Prinzipiell kann ich es mit älteren Menschen gut. Wir werden also sehen.

Leider ist die Internetverbindung so grottig, dass wir kurzerhand ab Mittag abbrechen müssen. Wenn ein Webinar mal so spannend und anregend ist, ist das schon doof. Die Dozentin ist entsprechend sehr gefrustet, was mir leid tut. Irgendwann werden wir das Ganze also noch mal nachholen müssen. Morgen versuchen wir es erneut, aber dann starten wir bereits mit dem Thema Sucht. Na, das wird ja auch wieder ein positiver Klopper werden, schätze ich. Ob ich gleich zu Beginn mal ein paar Likörflaschen vor mir drapieren soll? Und dann mache ich die Webcam an? Das kann ich mir ja noch überlegen.

Nur: Was mache ich jetzt mit meinem plötzlich frei gewordenen Nachmittag? Richtig, ich telefoniere. Gleich drei Telefonate führe ich – keines davon weniger als 30 Minuten. Ich danke dem lieben Alexander Graham Bell für seine Erfindung. Was wohl damals seine Intention war? Ob er wohl eine Frau hatte, die ihm ein Ohr abgequasselt hat, so dass er dachte, wie er das Problem ohne Blutvergießen lösen könne? Wie könnte er also das Gequassel seiner Frau auf andere umleiten? Jo, hört sich logisch für mich an. Ich hätte gerne mal eine Statistik, wie viel der Durchschnittsbürger in Deutschland telefoniert…und um wieviel länger die Frauentelefonate dauern als die der Männer. Und dazu dann den Vergleich, um wieviel ich das Ganze noch prozentual übertreffe. Jo. Wäre schon mal interessant zu wissen.

Ich habe als Kind und Jugendliche eben schon nur zu gerne telefoniert. Und bei der Telefonrechnung hat es jeden Monat Ärger gegeben. Nur gut, dass ich damals auch wusste, wie häufig und ausführlich meine Mutter vormittags mit einer Tante telefoniert hat. Eine Rufnummernauflistung kam Gottseidank erst nach meinem Auszug. Ich glaube, da hätten meine Mutter und ich auch jedes Mal zum Monatsende gleichermaßen gezittert.

Ach, ich liebe auf jeden Fall das ausführliche Telefonieren. Ich mag es auch sehr, meine Freunde real zu treffen, aber wenn es a) nicht geht, weil wir zu weit auseinanderleben und ich dann b) in Schlabberklamotten ohne BH dabei rumlaufen kann, dann kann ich c) Herrn Bell nur immer und immer wieder danken, dass er so geistesgegenwärtig war, diese Technik zu erfinden. Ein Hoch also nicht nur auf uns Frauen, sondern auf die tollen Männer, die geniale Techniken, wie Telefone, erfinden. Macht ruhig mehr davon! Aber dabei bitte nicht vergessen, den Müll rauszubringen. Danköööööö!

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