Wie endet mein Abend? Richtig, mit einem ausgiebigen Telefonat. Eine Bekannte ruft noch an. Ihre Kiefer-OP ist überstanden, aber die Auswertung dauert noch. Alles konnte nicht entfernt werden. Voraussichtlich ist es ein gutartiger Tumor. Doch auch dieser wuchert und wächst rasant, so dass eine weitere OP nahezu unumgänglich ist. Und trotzdem witzelt sie noch: „Aber immerhin – ein Kilo ist runter.“ Ja, auch das sind wir Frauen. Das ständig leidige Kilo-Thema.
Heute ist die Verbindung deutlich besser, weshalb wir die Schulung dann auch durchziehen. Doch das Thema Sucht fangen wir gar nicht erst an, sondern verschieben es auf Mitte August. Depression ist eben so ein großes Feld, dass man da schon sehr lange und ausführlich drüber reden kann und muss. Nicht so lustig. Wir kommen dann auch darauf zu sprechen, dass Hausärzte gerne hier aktiv werden. Sinnvoll ist es schon, dass bei schwerer Depression Medikamente verordnet werden, aber begleitend sollte es dann doch auch eine Verhaltenstherapie geben. Ist die Depression nicht schwer, reicht häufig eine Therapie ohne Medikamente auch aus. Aber nein, da wird munter verschrieben. Leider dann auch alte Präparate, weil die damals ganz gut waren. Die neueren, die weniger Nebenwirkungen aufweisen, kennen viele ältere Ärzte leider nicht. Ihr könnt Euch vorstellen, wie prächtig sich so ein Patient entwickelt. Aber hey, Ärzte haben nun mal weit mehr Rechte als Normalsterbliche. Und Ihr oberstes Recht ist immer noch, dass sie immer Recht haben und alles besser wissen. Hinzukommt das Kompetenzgerangel. Bei einem Bruch verweist man an einen Orthopäden, bei einem Herzinfarkt an einen Internisten. Aber bei psychischer Erkrankung? Da kann das der Allgemeinmediziner hübsch selbst. Ich kapier´s nicht.
Ansonsten…jo, wundere ich mich über bestimmte Menschen immer wieder. Es gab einen Kerl, nicht Weltbewegendes, nichts Nachhaltiges, nichts ans-Herz-Gehendes. Wenn sich ein erwachsener Mann von knapp zwei Metern Länge wie ein Giftzwerg aufführt, finde ich das in etwa so sexy wie Fußpilz…oder eine Hämorrhoide. Ich weiß auch nicht, wie deutlich ich ihm noch sagen muss, dass er sich nicht mehr melden soll – und ich habe es deutlich gesagt, mehrfach. Gestern ging dann plötzlich meine Türklingel. Da er vorher versucht hat, mich anzurufen, habe ich mal auf ihn getippt, wobei er noch nie unangekündigt bei mir war und wir uns seit einem Jahr nicht mehr gesehen haben. Frauen und ihr sechster Sinn. Ich ignoriere also die Türklingel. Auch beim zweiten Mal. Und dann ruft er noch mal an und teilt mir mit, dass er mir Blumen vorbeibringen wollte, weil er mir das doch versprochen hätte, aber ich sei ja leider nicht da. Ääääääääääääh? Darüber haben wir vor zwei Jahren mal gesprochen. Er hat nichts versprochen. Eher gemoppert, dass er sich nicht sagen ließe, was er zu tun hätte. Wenn ich sage, dass ich Blumen mag, ist das kein Befehl für mein Gegenüber. Aber gut. Scheint ein klares Sender-Empfänger-Problem zu sein.
Was geht in so einem Hirn vor? Die meiste Zeit lache ich darüber, aber vielleicht gibt es ja einen Mann unter den Lesern, der mir so ein Verhalten mal erklären kann? Heute hat er dann nur ein paar Mal versucht, mich anzurufen. Meine Türklingel blieb verschont. Und nein, ich muss ihn nicht bei der Polizei melden. Ich fühle mich nicht bedroht. Ehrlich. Aber ich finde es respektlos, sich jedes Mal (ja, ist schon häufiger passiert) über meine Aufforderung, mich in Ruhe zu lassen, hinwegzusetzen. Ich bin sogar soweit gegangen, ihn bei What´s App zu blockieren und ihn für Handyanrufe und SMS zu sperren. So was finde ich eigentlich kindisch. Aber es scheint nicht anders zu gehen. Leider kann ich ihn auf Festnetz nicht blockieren…wobei: Vielleicht ist das auch besser so, denn sonst hätte ich gestern doch auf die Türklingel reagiert.
Wieso kommen manche Menschen erst in Aktion, wenn alles verloren ist? Ist nicht so, dass dieses Phänomen von Euch keiner kennt, oder? Ich kenne da mehrere Geschichten dieser Art. Häufig kenne ich sie über Männer. Das mag daran liegen, dass ich natürlich mit mehr Frauen über solche Themen spreche, also bitte: Nicht angegriffen fühlen, liebe Jungs! Ich fand Blumen immer schon schön, mochte immer schon Kerzen. Mein Ex, der seit 19 Jahren diese Bezeichnung verdient, hat damals immer die Kerzendochte so kurz abgeschnitten, dass ich sie nicht mehr entzünden konnte. Angeblich rußten sie ihm zu sehr. Und Blumen? Nee, so ein Typ sei er nicht. Als ich gehen wollte, war an einem der letzten Abende unsere Wohnung ein regelrechtes Blumen- und Kerzenmeer. Und zu allem Übel, stand auf meinem Silberrahmen mit Edding (!!!AAAAAH!!!!) über unser Paarfoto geschrieben: „Ich liebe Dich“. Damals schoss mir nur durch den Kopf: „Hoffentlich bekomme ich den Dreck wieder ab.“ Das mag herzlos klingen, aber in sieben Jahren Beziehung durfte ich mir immer anhören, dass er das nicht sagen oder schreiben könne. Und dann auf einmal geht es. Aber erst, wenn alles verloren ist. Wenn Mann (oder Frau) in so einer Situation auf einmal etwas tut, worum Frau (oder Mann) ihn so oft gebeten hat, dann ist das leider nicht romantisch, sondern ein Schlag ins Gesicht. Es heißt, dass er (oder sie) sich vorher des Partners zu sicher war und/oder sie/er es ihm/ihr nicht wert war. Vermutlich mag das verdrehte Frauenlogik sein. Aber ehrlich: Ich kenne bislang keine Frau, die das wirklich anders sieht.
Sei es drum: Der Türklingler fällt nicht mal in die Kategorie, mich enttäuschen zu können. Er ist mir wurscht. Trotzdem wünschte ich, dass er mit der Kontaktaufnahme aufhören würde. Was ist so schwer an den Worten: „KEIN INTERESSE“ zu verstehen? Vielleicht muss ich es mal in seinem fränkischen Dialekt versuchen? Oder mich einfach weiter darüber amüsieren und es ignorieren. Verstehen kann ich es in jedem Fall nicht.
In diesem Sinne hoffe ich, dass an Eure Tür nur die richtigen Menschen klingeln, Ihr ein tolles Wochenende hattet und Euch die neue Woche tolle Abenteuer präsentieren.
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