Hmm, wisst Ihr, was komisch ist? Es gab noch keine einzige Zuschrift. Dabei hatte ich mich meines Erachtens doch wohl sehr deutlich ausgedrückt, oder? Seid Ihr noch mit der Vorauslese beschäftigt? Ich nehme nicht nur flammneues Material. Ernsthaft. Der Herr darf ruhig schon Gebrauchsspuren vorweisen. Da bin ich echt flexibel. 😊
Derzeit befasse ich mich gedanklich mit meinem Wohnort. Es ist alles nett hier, aber es fühlt sich so gar nicht nach „the place to be“ an. Irgendwie bin ich mal wieder rastlos. Keine Ahnung, was ich gegen dieses Phänomen unternehmen könnte – so ich denn wollte? Wie kommt es, dass manche nie ihren Wohnort verlassen und andere kribbelig werden, wenn sie irgendwo länger als zwei bis fünf Jahre verweilen? Ich hätte mich nie wirklich als so einen Wandervogel bezeichnet. Doch – je älter ich werde – desto rastloser werde ich. Wird das nun mit jedem Jahr zunehmen oder flacht das auch wieder irgendwann ab?
Im Grunde meines Herzens bin ich ein Meer-Mensch. Liegt bei dem Namen des Blogs jetzt ja auch nicht im Überraschungsbereich, oder? Die Berge sind schön… meinetwegen auch majestätisch. Aber nichts ist vergleichbar mit Wasser, finde ich. Ein guter Kompromiss wäre wohl ein See auf einem Berg oder in einem Tal. Der ersetzt zwar nicht die Gezeiten, aber immerhin ist Wasser drin. Als die Kollegin gestern vom Bodensee sprach, fing dieses Kribbeln wieder an. Verrückt, oder? Die Ecke ist ja auch echt schön. Die Frage wäre nur, auf welche Seite man besser ziehen sollte? Beide haben Vor- und Nachteile. Und was mache ich? Gedanklich zumindest Schritt 23 vor Schritt 1. Typisch – und so nutzlos. Nur bin ich wohl so…
Die Idee fühlt sich nicht schlecht an, aber – wie ich den Bayern nicht müde werde zu sagen: „Nicht schlecht“ ist eben auch kein Kompliment. Es müsste sich gut anfühlen, um auch gut zu sein. Mein Traum ist nach wie vor, irgendwo am Meer zu leben. Die Möglichkeit, die Schuhe abzustreifen und barfuß über Sand und durch Wasser zu laufen, ist einfach durch nichts zu ersetzen. Nur: Am Meer sind keine großen Firmen und keine große Kaufkraft. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn jetzt Schulungen immer mehr in E-Learning aufgehen, Moodle, Zoom & Co. immer mehr digital ersetzen, was vorher mit körperlicher Anwesenheit notwendig war, wird immer mehr Richtung Home Office laufen, wo es dann egal ist, wo ich wohne. Da ich aber diese Art der Digitalisierung nicht mag, stellt sie für mich keine Alternative dar. Und schwups, hab ich wieder das andere Problem, weil für mich nichts über Präsenzveranstaltungen geht. Ich rede nicht von Blabla-Treffen der oberen Heeresführung, sondern von kreativer Zusammenarbeit und dergleichen. Merkt Ihr mein Dilemma? Ich will Füße im Wasser UND Präsenzveranstaltungen. Ist das denn zu viel verlangt?
Der Tag verläuft an sich recht geschmeidig. Zwischendurch wird es drückend, bis ein sattes Gewitter die Luft reinigt. Wäre das geistig nur auch mal so einfach… Ein Kollege hält mich auf meinem Weg zwischen zwei Terminen an und fragt, ob ich kurz Zeit hätte? Äääh, ich hab kaum mit ihm zu tun und den nächsten Anschlusstermin, aber ok. Und so beginnt er, er hätte schon lange mal mit mir reden wollen. Hää? Er entschuldigt sich so „hoibscharig“ für etwas, das er vor über einem Jahr mal gesagt hat, als ich sein Team gecoacht habe. Er mochte die Methode nicht, die das Unternehmen verpflichtend eingeführt hat. Das Treffen war immer montags morgens. Und er – ein typisch bayrischer Grandler – sagte eines Tages zur Begrüßung: „I bin mondoags no imma ungean in’t Arbeit kimma…oba jetz? (Kurze Pointenpause) No ungeana.“ Hat mich damals bewegt, wie die Tatsache, ob der Club auf- oder absteigt – sorry an die Nürnberg-Fans an dieser Stelle. Und er trägt nun seit dieser Zeit das ungute Gefühl mit sich herum, mich verstimmt zu haben. Putzig. Ich kläre ihn auf, dass es schon mehr brauche, einen Rheinländer zu treffen. Ich sei nicht Erfinder der Methode und daher völlig schmerzfrei, wenn jemand diese nicht möge. „Do bin i jetz oba erleichtert, weil…Sie sann jo eigentlich a ganz a Nette.“ Die Bayern können Komplimente geben, wie kaum ein anderer. Ich grinse ihn an: „Aha. Und uneigentlich?“ Und schon kommt er wieder ins Schwitzen. Man, man, man, die meisten merken sofort bei mir, was humorvoll gemeint ist und was nicht, aber er hat Probleme. Als ich ihm erkläre, dass alles absolut fein sei, ich mir den Schuh niemals angezogen hätte und auch immer alles versuche, mit Humor zu nehmen, kommt die Wahrheit ans Licht: Seine Frau würde immer alles persönlich nehmen. Die hätte ja gar kein Selbstbewusstsein, was ganz schön anstrengend sei. Ich stell mir vor, wie er ihr wohl Komplimente macht: „Eigentlich mog i Di jo… Und moast schaust a net so schlimm aus…“ Da kann ich dann verstehen, dass sie unsicher ist. Aber sie hat ihn ja irgendwann einmal geheiratet. Irgendwelche Qualitäten wird er ja wohl haben. Komplimente zu verteilen, gehört definitiv nicht dazu.
Der Rest des Tages ist zum Großteil unspektakulär. Kann schön sein… nur unterm Strich war er wenig ergiebig. Ich sag ja, ich werde wieder kribbelig. Mal schauen, ob der Rest des Jahres sinnvoller sein wird, was die Arbeit betrifft. Wie sagte mein kleiner Neffe gestern nach Feierabend seiner Ferienjobtätigkeit beim Landschafts- und Gartengestalter: „Ist schon cool, wie Du so eine Mondlandschaft am Morgen hast und nach Feierabend die gepflasterte Fläche siehst. Du hast eben was geschafft und kannst es sehen.“ Hat er recht. So was stellt einen doch zufrieden. Allerdings war die Mittagspause für ihn auch ein Traum: Zwei Männer, eine halbe Stunde, keiner sagt ein Wort, sondern beide essen schweigend. Fabelhaft. Gut, ich würde dann Amok laufen, aber er fand’s nur genial. Zum Glück ist echt jeder Jeck anders. Ich bin auf keinen Fall zum Schweigen geschaffen. Was für eine neue Erkenntnis, oder? 🤪
Kommentar verfassen