Heute schlafe ich aus. Aber so richtig. Man, man, man, ist das ein schönes Gefühl, ohne Wecker ins Bett zu krabbeln. Ich genieße es, frühstücke in Ruhe und lasse mich treiben.

Gehört Ihr zu den Leuten, die auch gerne mal was schieben? Ich schon. Es gibt Sachen, die ich immer sofort erledige, wie beispielsweise Arztbesuche. Oder auch den Koffer, den ich sofort auspacken muss, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich damit warten müsste, würde ich vermutlich innerlich abdrehen. Aber bei anderen Sachen, puh, da kann ich die Dinge auch gerne auf die lange Bank schieben. Daher mag ich das Sprichwort auch: „Des Teufels liebstes Möbelstück ist die lange Bank.“ Hat was, oder? Nehmen wir meine Wanduhr beispielsweise. Die Batterie ist leer. Gut, das weiß ich nicht erst seit heute. Nein, das ist ein Zustand, der vor Monaten eingetreten ist. Aber die Fotos gehören ohnehin einmal überholt. Rund um das Ziffernblatt sind nämlich Fotos angeordnet. Und da tummeln sich Bilder, die schon etwas älter sind. Zwei Menschen möchte ich auch ganz entfernen. Aber da das eben eine unangenehme Sache ist, schiebe ich sie. Zwischendurch erhalte ich ja durchaus Angebote, die Batterie für mich zu wechseln. Ehrlich, das schaffe ich dann doch so gerade noch. Das ist ja auch keine echte Handwerkskunst. Es sind wirklich die Bilder, die ich in Angriff nehmen möchte. Warum sollte ich die Uhr zwei Mal von der Wand nehmen? Eben. Viel zu umständlich. Und heute reicht es mir dann: Ich schaue, welche Bilder ich ausdrucken lassen möchte und ziehe sie mir – ganz old school – auf einen USB-Stick.

So gerüstet, fahre ich also zu DM. Es dauert, da nur ein Terminal funktioniert. Die Dame entschuldigt sich mehrfach, dabei beschwere ich mich absolut nicht und finde tausenderlei Kram, den keiner braucht, aber der trotzdem nett ist. So kaufe ich beispielsweise ein Wasserspray fürs Gesicht – mit Kokosduft. Mmmmmh. Was es nicht alles gibt! Ich hätte nie gedacht, dass ich so was brauche. Aber wenn ich es da so stehen sehe, spüre ich meinen dringen Bedarf. Bekloppt. Aber so funktioniert Einkaufen. (Zuhause ausprobiert, ist es auch echt lecker und erfrischend.) Als ich dann endlich zur Kasse gehen kann, höre ich, wie eine Frau die Kassiererin fragt, wo sie ein bestimmtes Produkt finden könne? Die Kassiererin ist zwar freundlich, kann aber leider nicht weiterhelfen. Und da sagt die Kundin, die gerade fertig ist, im Flüsterton: „Das gibt es auch bei Action!“ Die Kassiererin und ich fangen an zu lachen. Es hat so eine Situationskomik.

Das erinnert mich an einen ehemaligen Kollegen in der vorherigen Firma. Er war Trainer. Wir brauchen immer so unsere Geschichten, um die Leute aufzulockern, wenn sie verschüchtert in den Seminarraum schleichen. Er hatte eine ganze Palette an Obi-Geschichten, die mich bis heute zum Lachen bringen. Er wohnte in der Nähe so eines Ladens. Da er einmal zufällig ein orange farbenes Shirt beim Einkaufen trug, hat ihn ein Kunde kurzerhand gefragt, wo es denn die elektrischen Heckenscheren gebe? Er fand das so witzig, dass er kurzerhand geantwortet hat: „Beim Hagebaumarkt.“ Und so einen Mist hat er ständig gemacht.

Ich fahre weiter zu einem Supermarkt und hole weit aus, um direkt in der Parklücke vorziehen zu können und später nicht rückwärts ausparken zu müssen. Aber dann entdecke ich, dass auf der anderen Seite gerade ein Fahrschüler seine Künste versucht und setze noch einmal zurück, um anderweitig zu parken. Ein Mann lehnt an seinem Auto und schaut genüsslich dabei zu. Entsprechend fühle ich mich bemüßigt, beim Aussteigen gleich klarzustellen: „Ich parke nicht immer so bescheuert ein! Da war nur dieser Fahrschüler.“ Doch er sagt nur: „Jo, jo“ und winkt ab. Ob er mich schon häufiger beim Einparken beobachtet hat? Möglich wäre es, gell?

Und so verbummel´ ich den Tag, checke – trotz überstundenfrei – meine Job-Mails und schmunzle mal wieder über muntere Rechtschreibfehler. Ein Kollege hat mein verfasstes Gedicht haben wollen und bedankt sich dann per Mail, da er voller Begeisterung noch einmal „meine Ferse“ gelesen hätte. Ich kenne ja durchaus Fuß-Fetischisten…und auch, dass manche Menschen aus Händen lesen können. Aber meine Ferse bleibt meine Ferse. Ich könnte Verse zu meinen Fersen verfassen, sie aber nicht anfassen lassen, denn da bin ich kitzelig. Mal ernsthaft: Rechtschreibung ist einfach wichtig für mich. Doch der Kollege hat es nicht mit der Sprache bzw. Schrift. Er ist dafür technisch ein Ass. Neben ihm komme ich mir immer fürchterlich dumm vor. Und er fragt – so auch vorgestern – dafür mich, wie man bestimmte Wörter schreibt. Das Wort „Imageverlust“ will er partout nicht schreiben, was ich erst verstehe, als er erwähnt: „Na, dann sag´ halt, wie ich das schreib´!“ Über diese Möglichkeit hatte ich gar nicht nachgedacht. Es hat mich nur verwundert, dass er es nicht schreiben wollte. Und zunächst lacht er, als ich sage: „I – ma – ge.“ Doch dann schreibt er es so auf. Ihm geht es vermutlich umgekehrt so, wenn er hört, dass ich keinen Nagel gerade in die Wand kloppen kann. Oder dass ich keine Lampe anbringen kann. Ist doch toll, dass wir Menschen uns gegenseitig so ergänzen können, oder? Und so wird mir deutlich, dass es nicht selbstverständlich ist, was mir leicht von der Hand geht – und ihm, was ihm so leicht erscheint. Nicht verkehrt, sich das hin und wieder einmal mehr bewusst zu machen, oder?

Jetzt genieße ich noch etwas die Wärme auf dem Balkon. Tagsüber ist es mir zu warm, aber abends ist es angenehm. Die Wände haben noch die Wärme gespeichert, die sie dann abgeben. Dazu ein gutes Buch und die Gewissheit, dass ich morgen einen schönen Tag mit auswärtigem Frühstück vor mir habe. So darf es gerne weitergehen. Später zünde ich noch meine Kerzen an und schalte die Lichterkette ein. Tja, Romantik geht eben auch allein – auch wenn es Menschen gibt, die mir unterstellen, unromantisch zu sein. Dabei kommt es ganz klar auf mein Gegenüber an, ob es mit der Romantik passt oder eben nicht. 😉 so long…

2 Kommentare

  1. Auch mal herrlich einfach einen Tag zu verbummeln. Was für ein netter Ausdruck!
    Abgesehen davon:
    Ja, ergänzen ist mega. Geht auch als Paar….auch in Romantik….aber stimmt. Romantik geht auch allein. Mache mir oft einfach so Kerzen an und erfreue mich am Anblick.
    Happy weekend.

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