Heute wird es heiß, aber die Tagesplanung ist gechillt. Daher passt’s für mich Sommermuffel. Ich bin mit meiner Kollegin zum Frühstück verabredet. Sie verspätet sich für ihre Verhältnisse ordentlich, was ihr allerdings nur ein bisschen leid tut, und kommt – anders als geplant – mit dem Auto. Sie war schon auf dem Sprung, aber hat dann beim Abschiedskuss mit ihrem Freund die Gunst der Stunde genutzt und ihn kurzerhand vernascht. So selig, wie sie grinst, kann ich’s ihr nicht mal übel nehmen. Ihre Offenheit entwaffnet einfach.

Wir quatschen wieder ausgiebig über alles Mögliche. So was kommt einfach viel zu kurz. Außer von ihr, bekomme ich vom restlichen Team kaum etwas mit. So viele Teams treffen sich privat, um den Teamgeist aufrechtzuerhalten. Da unserer vorher schon nicht vorhanden war, muss man auch nichts aufrechterhalten. So einfach isses manchmal. Ich komme ja Gottseidank genug rum in der Firma, weshalb ich immer genügend Austausch habe, aber meiner lieben Kollegin ergeht es leider anders. Das würde ich auf Dauer nicht aushalten. Da gönne ich ihr zum Ausgleich den Quikie am Morgen von Herzen.

Apropos aushalten: Wen habe ich lange nicht erwähnt? Richtig, Heinz. Er bekennt sich klar dazu, nicht in den Knast gehen und dort schulen zu können/ wollen. Das kann ich sehr gut verstehen. Er weiß ja eigentlich um seine Oberlehrerart. Und die käme so gar nicht gut bei den Jungs an. Er hätte dort einen verdammt schweren Stand. Ich frage mich schon hin und wieder, ob ich das hingegen zu leicht sehe? Keine Ahnung… Ob es Naivität ist? Oder Gutgläubigkeit? Ich kann es nicht sagen. Wenn ich so rückblickend darüber nachdenke, finde ich mich schon etwas strange. Übernächste Woche bin ich ja wieder da und weiß, ich mache es exakt erneut so. Wer kann schon gegen seine eigene Natur? Und trotzdem hoffe ich, dass ich dafür nie einen hohen Preis zahlen muss. Drückt mir dafür gerne die Daumen.

Vorhin habe ich eine Art Rüffel bekommen. Nichts Schlimmes. Nur das Blöde daran: Die Person hat recht. Die Kamera funktioniert nämlich immer noch nicht. Entsprechend hätte ich die Schulungen gar nicht durchführen dürfen. Zuständig dafür ist die Justiz. Denen ist es wurscht, wenn die Schulungen – und damit die willkommene Abwechslung – nicht stattfinden. „Bestraft“ würden dadurch also die Inhaftierten. Und genau das mag ich ja nicht. Doch streng genommen, kompensiere ich die Fehler anderer, was mich – im schlimmsten Fall – in arge Bedrängnis bringen könnte. Ich hoffe immer auf das Beste, aber ein wenig fahrlässig ist das schon. Ihr seht schon, ich nenne es nur „ein wenig fahrlässig“. Ja, so kann ich mir meine Welt schon immer wieder nett zurechtbiegen. Ich weiß schon darum – nur ändern kann ich es so schlecht. 🤷‍♀️

Der restliche Tag läuft ohne Aufregung ab. Ich glaube, mich macht das Wetter zu antriebslos, um mich so richtig aufzuregen. Ich telefoniere mit Freunden und Familie, was mich ja immer glücklich macht. Nun gilt es nur noch, mir einen Schlachtplan fürs Wochenende zurechtzulegen. Ein Punkt ist schon mal klar geregelt: Ich gehe nicht raus. Wenn ich die Hitze meiden kann, tu ich das. Ob ich wohl in einem früheren Leben Vampir war? Es ist nicht, wie bei den Menschen mit der Lichtkrankeit, aber ich mag dämmriges Licht oder auch völlige Dunkelheit. Das wirkt irgendwie beruhigend auf mich. Wäre ich ein Tier, würde ich auch keinen Winterschlaf brauchen. Vermutlich würde ich den Sommerschlaf etablieren. Das wäre doch was, oder? Ich wäre voll die Trendsetterin. Oder ich wäre ein Hybrid: Im Sommer als Faultier unterwegs und im Winter irgendwas aktives. Vermutlich ein kleines Äffchen. Die halten ja keinen Winterschlaf. Was weiß denn ich?

Ihr merkt schon, mein Hirn fängt wieder leicht an zu köcheln. Ein weiterer Agendapunkt ist eine Mail an die Tuse vom Institut. Sie mag es wohl nicht, dass ich nachgefragt habe, wie sie es finanziell zu kompensieren gedenken, dass wir nur noch Webinare haben. Gebucht sind Präsenzseminare. Da ihr das wohl nicht passt, bietet sie großzügigerweise an, dass ich kostenlos ab September kündigen könnte. Aaaaah ja. Glücklicherweise hat mir ein Freund den Paragraphen rausgesucht, der dargelegt, dass dies ohnehin mein gutes Recht und keine Kulanz ihrerseits ist. Doch von Kündigung mittendrin, was wenig sinnvoll ist, war nie die Rede. Das ist eine Möglichkeit, sich unbequemer Menschen zu entledigen. Schon krass. Da mag es dann nicht mehr verwundern, dass bereits einige aus anderen Kursen ihren Vertrag gekündigt haben. Dienstleistung scheint nicht jeder zu verstehen. Vielleicht beginne ich meine Mail mit einem Zitat aus dem Duden und bringe ihr näher, was die Bedeutung ist? Ehrlich, so was pisst mich regelrecht an. Dienstleister heißt nicht Sklave. Aber wenn eine vereinbarte Leistung nicht erbracht wird, dann darf man das als Kunde schon rückmelden. Ich habe ja in der Tat viel Verständnis, wie Ihr mitbekommen habt, als ich von den Inhaftierten berichtetet hab. Aber wenn mich jemand verarschen will, ist mein Verständnis schnell verbraucht.  Aber… ich mache es, wie Scarlett O’Hara: Ich verschiebe es einfach mal auf morgen. Zur Not kann ich ja mit meinen Knastbekanntschaften drohen. WAR EIN SCHERZ! Zumal es mich noch recht harmlos erwischt hat mit der Instituts-Schnepfe. Einen Mitschüler hat sie am Telefon wüst beschimpft. Daher habe ich auf schriftlicher Antwort bestanden. Ich habe auf diese Nickeligkeiten eigentlich keine Lust. Nur kann man auch nicht alles so hinnehmen, oder? Vorhin erfahre ich, dass eine weitere Mitschülerin meines Kurses das Institut wechseln will. Sie tut es allerdings kommentarlos. Wie will die Olle was lernen, wenn es ihr keiner sagt? Eben. Dann mach‘ ich das eben. Kann sich ja nicht jeder drücken. 😉

4 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar