Es blieb tatsächlich bei nur einem Cocktail. Bei dem Wetter ist Alkohol ja auch eher tödlich. Ich fühle mich eh schon permanent müde und klebrig – das würde Alkohol nur verstärken. Ein Grund mehr dafür, dass es bald wieder kühler werden muss! Dafür war die Unterhaltung aber umso besser. Und jetzt weiß ich auch, warum die Wespen tagsüber so konspirativ auf der Spitze meines Sonnenschrims zusammengehockt haben. Die haben eine Lagebesprechung abgehalten, denn ich hab sie alle wiedergetroffen. Ehrlich wahr. Ich habe gleich mehrere auf meinem Mojito beherbergt. Keine Ahnung, warum, aber auf die Minze hatten sie Puderzucker gestreut. Innerhalb weniger Sekunden war nichts mehr davon zu sehen. Aber auch, als längst nichts mehr davon zu sehen war, hingen sie noch auf den Minzblättern ab. Im Erdbeer Daiquiri meiner Mitschülerin meinten auch ein paar Wespen, sie sollten es als Bad nutzen. Ist ihnen nicht wirklich bekommen. Entsprechend haben wir Leben gerettet und sie rausgefischt. Vermutlich mit 3,4 Promille sind die dann nach dem Trocknen weitergeflogen. Ob die wohl auch eine Verkehrspolizei haben? Immerhin ist Flugverkehr nicht ganz ungefährlich. Ach, es gibt noch so vieles zu entdecken da draußen.

Mit diesen Viechern konnten wir uns durchaus arrangieren. Zwischendurch musste ich dann auch sekundenlang schweigen, weil sie wohl mein Gesicht ganz apart fanden. Danke fürs Kompliment, aber ganz so nah mag ich es normalerweise dann auch nicht. Da hilft nur: Ruhe bewahren und abwarten. Aber nach den Wespen kamen die Mücken. Und die waren so richtige Arschlöcher. Ich kann nicht zählen, wie viele Stiche ich jetzt habe. Ekelhaft!!! Ich kratze mich wie blöde. Wahrscheinlich sehe ich von außen betrachtet wie ein Affe aus. Bei 30 Stichen habe ich abgebrochen zu zählen. Und nein, es ist KEINE Übertreibung. Am rechten Fuß habe ich schon zweistellig gezählt. Es gibt aber noch einen linken Fuß. Jawoll. Und Ober- und Unterschenkel. Die Drecksviecher haben es vor allem auf die Rückseite abgesehen. Ganz unverschämt war eine, die mich in die linke Pobacke gepiekst hat. Haben die denn gar keinen Anstand? Gibt es nicht so was wie einen Kodex? Und warum – zum Henker – stechen die auch durch die Kleidung, denn ich war natürlich keineswegs nackt. Schon gleich gar nicht am Hintern. Dagegen nehmen sich die x Stiche auf den Oberarmen und Schulterblättern fast harmlos aus (auch wenn diese auch wie Sau jucken!). Ob Mücken auch Treffen abhalten und sich brüsten, wie oft sie zugestochen haben? Und ob es eine unterschiedliche Punktzahl je nach Schweregrad gibt? Quasi wie: Pobacke = Jackpot, All-in-One? Bei den Biestern kann ich mir echt alles vorstellen. Meine Nacht war entsprechend durchwachsen. Ich war ein paar Mal wach, weil der Juckreiz übermächtig wurde. Immer wieder habe ich die Stiche mit einem kühlenden Kräutergel eingeschmiert. Aldi hat vor Jahren versprochen, dass das hilft. Keine Ahnung, wie alt die Tube schon war, aber das Gel ist eher flüssig. Trotzdem lindert es für ein paar Minuten den Juckreiz. Und wenn das so weitergeht, wird die komplette Tube dran glauben müssen. Mannomann.

Wir haben uns trotz Wespen und Mücken gut unterhalten, rumgescherzt…aber dann auch über das Leben gesprochen. Puh. Manche Menschen kriegen es echt knüppeldick. Ich mag diese Mitschülerin gern, nur ist sie nicht sonderlich nahbar. Ja doch, nicht jeder ist Rheinländer und will Gott und die Welt umarmen. Aber auch so hat sie eine eher unterkühlte Art. Ihre Tochter ist gerade 18 geworden, worüber wir letztens gesprochen hatten. Ich frage nach der Feier, die wohl toll gewesen sein soll. Und dann frage ich nach ihrer Feier zum 18. Also damals. Mmmh, die gab es nicht. Sie hat mit 17 ihren Führerschein gemacht – zusammen mit ihrer Mutter. Im März waren beide fertig. Sie selbst musste noch bis Mai warten, da sie dann erst volljährig wurde. Ihre Mutter durfte nun allerdings fahren. Und sie fuhr mit ihrem Mann nach Österreich. Ein einziges Mal und nie wieder. Sie sind auf der Hinfahrt beide tödlich verunglückt. Puh, ich bin so überrascht, dass mir kurzzeitig die Tränen in die Augen schießen. Wie böse spielt das Leben manchmal? Zum Glück ist sie selbst nicht völlig abgestürzt, hat keine Drogen oder Alkohol zur Betäubung herangezogen. Aber sie hat Party gemacht. Drei Jahre Dauerparty, um zu vergessen. Das Studium war erstmal futsch. Sie hat irgendwann eine Lehre begonnen, dann später doch noch studiert. Und vor so viel Stärke kann ich nur den Hut ziehen.

Das Schicksal lässt sich nicht ins Spiel pfuschen. Es schlägt zu, wenn es für Dich bestimmt ist. Du kannst es annehmen, eine Weile auch hadern und dann versuchen, damit klarzukommen. Oder Du kannst aufgeben. Leicht ist es nicht, sein Leben dann wieder anzupacken, keine Frage. Aber niemand hat je versprochen, dass es leicht werden wird. Ich weiß, hört sich nach Küchenpsychologie an. Aber es ist doch tatsächlich so. Ich war im Außendienst tätig und habe über Pflegebedürftigkeit gesprochen. Natürlich erzählte ich dann von meinen Erfahrungen dazu. Und natürlich sagten einem dann manche Leute, die ein ähnliches Schicksal erfahren haben, wie meine Bekannte: „Was haben Sie für ein Glück, dass Sie Ihre Mutter pflegen dürfen.“ Puh. Da hatte ich manches Mal Puls. Ja, ich bin dankbar für diese Zeit und Erfahrung. Aber auf der anderen Seite macht eine jahrelange Pflege eines Angehörigen auch ganz viel mit einer Familie. Einiges geht kaputt. Und die eigenen Reserven werden frühzeitig verbraucht. Es ist anmaßend, zu sagen, ein schneller Tod  eines Angehörigen sei besser oder schlechter als eine langjährige Pflegebedürftigkeit. Und unterm Strich ist es auch egal. Was zählt, ist, wie jeder Einzelne damit umgeht. Ich kann das Schicksal eines anderen nicht übernehmen, so wie niemand meines übernehmen kann. Jeder kann nur schauen, wie er damit umgeht. Zum Glück wissen wir im Vorfeld nie, was alles noch passieren wird, denn dann würden viele von uns verzweifeln. Dabei stecken auch viele Chancen in solchen Erlebnissen, um zu wachsen. Eine Voraussetzung ist allerdings immer vonnöten: Ich muss es wollen. Und das hat mich mein ehemaliger, älterer Kollege gelehrt, mit dem ich heute auch wieder einmal telefoniert habe. Mit seinen 81 Jahren ist er immer noch umtriebig und wird nicht müde, Neues kennenlernen zu wollen. Dabei hat er genug erlebt, könnte auch verbittert sein, jammern und nölen. Aber er marschiert und ist aktiv. Und dabei wird er nicht müde, mir zu sagen: „Sie können alles, Mädchen, Sie müssen es nur wollen!“ Mädchen finde ich immer süß. Aber in seinem Alter darf er das sagen. Wenn ihn einer fragt, woher er diese Erkenntnisse nehme, sagt er so was, wie: „Mit 81 Jahren muss ich et Stricken nich mehr lernen oder watt meinen Sie?!“ So ist es. Wie heißt es immer so schön? „Machen ist wie Wollen – nur krasser.“ In diesem Sinne: Macht was draus – nach Möglichkeit natürlich das Beste!

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