Blitze zucken über den Himmel. Von weiter her vernehme ich dumpfes Grollen. Aaaah, das ist wieder Musik in meinen Ohren. Die Blitze erhellen immer häufiger den Himmel, bis es dann das große Rauschen gibt. Gut, für meinen Geschmack viel zu kurz. Nach ca. 20 Minuten ist das Spektakel nämlich wieder vorüber. Aber man, tat das tut! Vereinzelt sehe ich noch das Wetterleuchten aus der Ferne, bis es sich dann ganz beruhigt. Die Luft ist nun Gottseidank nicht mehr so aufgeladen. Ich seufze tief und genieße den nicht mehr vorhandenen Juckreiz und die frischere Luft. Manchmal braucht es echt wenig, um glücklich zu sein, oder? Also mir reicht das gerade völlig.

Ich kann deutlich besser schlafen und verehre meine neue Brennmethode, die ich käuflich erworben habe. So, schätze ich, kommen sich Tiere vor, wenn man ihnen ein Brandzeichen auf den Körper brennt. Schon klar, dass das schmerzhafter sein muss. Aber ich habe so viele Stellen zu bearbeiten. Und dann ist es schon fast zu lange her, dass ich gestochen wurde. Das ätzende Gift hat sich also breitflächig verteilt, weshalb ich noch mehr brennen muss. Aber so langsam bin ich der perfekte Grillmeister. Nur dass es eben kein Steak ist, sondern meine arme Pelle, die dran glauben muss. Solange es nur hilft, bin ich ja schon dankbar.

Heute Morgen geht es dann mit meinem Nachholtermin zum Thema Sucht los. Das Thema ist spannend – die Verbindung leider so gar nicht. Wir hatten den Termin ja beim letzten Mal abgebrochen, weil die Verbindung zu schlecht war. Das Doofe: Heute ist es keinen Deut besser. Das ist sooo ermüdend. Die Dozentin ist wirklich gut, das Thema megaspannend, aber die Technik für den Pöppes. Es ist so unsagbar schwer, sich zu konzentrieren. Die arme Dozentin ist auch schon völlig aufgelöst. Zwischendurch sagt sie dann, dass nach der heutigen Veranstaltung wohl keiner mehr so schnell einen Rotwein genießen könne, wenn man doch sähe, was Alkoholmissbrauch so alles anstellen könne. Trocken entgegne ich: „Ich glaube, heute Abend braucht jeder Einzelne von uns Alkohol. Sucht hin oder her.“ Leicht lachend gibt sie mir recht. Spontan haue ich raus, wer ein Likörchen wolle, sei herzlich eingeladen. Ich kenne diese Leute nur aus der Online-Variante, daher treffen wir uns auch nicht wirklich. Aber immerhin haut eine passend raus: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör!“ So wahr, so wahr. Wobei ich deutlich mehr Likör als Sorgen habe. Ist aber völlig fein für mich. Dabei habe ich meine neuste Kreation noch gar nicht probiert. Alleine Trinken, macht eben nicht glücklich. Da habe ich ja voll den Hemmschuh – und bin dankbar dafür. Meine Mutter würde ich sonst auch sofort zetern hören: „Känk, Du küttst mich an der Süüp!“ Da würde ein Likör ausreichen, um sie losschmettern zu lassen. War immer schon so. Vermutlich sind meine Sis und ich deshalb so radikal beim Nichttrinken. Wobei ich immerhin schon mal einen Rausch hatte – sie noch nie. Ok, ich hatte dreimal einen Rausch. Aber nie einen Filmriss! Jaaaahaaa, darauf bin ich durchaus stolz!

Nicht der Technik geschuldet, aber dafür der stressigen Situation, sagt die Dozentin dann auch irgendwann: „Es gibt die visuellen Halluzinationen und die akkusativen Halluzinationen.“ Hä? Was wohl der Genitiv dazu sagen wird, wenn er das hört? Oder der Dativ? Ok, jetzt muss ich an „Life of Brian“ denken. Ich glaube einfach, die Dozentin hat zur Stressbewältigung auch etwas genommen. Oder sie sollte etwas nehmen. Puh, mir schwirrt der Kopf. Mehrfach sind wir soweit, den ganzen Kaas hier abzubrechen und im September im Präsenzmodus nachzuholen. Das wäre auch gescheiter, aber irgendwie hangeln wir uns dann doch mit lauter Redeunterbrechungen hindurch. Dabei können wir uns alle gegenseitig bestens verstehen – nur die Dozentin ist vollkommen abgehackt zu verstehen.

Das Thema ist wirklich krass. Opioide fallen für mich ja schon mal ganz flach. Sie zeigen bei mir keinerlei positive Wirkung. Lediglich spucken muss ich davon wie ein Springbrunnen. Die Dozentin gratuliert mir – wie seinerzeit eine Anästhesistin. Immerhin könne ich dann da auch keine Abhängigkeiten entwickeln. Ich glaube, ich strecke meine Schoki mal mit Opium. Wäre doch eine gute Methode, davon wegzukommen. Aber mal Spaß beiseite: Das ist ganz schön dämlich! Opiate werden ja auch zur Schmerzbekämpfung herangezogen. Und die fallen für mich quasi flach. Na, Prost Mahlzeit! Hoffentlich benötige ich niemals etwas in dieser Richtung. Ansonsten hoffe ich sehr, mich schafft einer nach Belgien, Holland oder in die Schweiz. Ja, ich weiß, das ist ein brisantes Thema. Meine Haltung dazu ist klar: Jeder Mensch sollte das Recht haben, selbst über sein Leben bzw. seine Vorstellung zu sterben bestimmen.

Beim Thema Alkoholsucht bin ich natürlich besonders hellhörig. Wer einmal mit einem Alkoholiker zusammengelebt hat, weiß sofort, was ich meine. Betrachte ich allein die sozialen Entwicklungen, die mit dem Krankheitsbild einhergehen, muss ich sagen, dass nahezu alles von mir mit „ja“ beantwortet werden muss. Er hat Probleme in seiner Beziehung – hatte sie auch in seinen alten Beziehungen. Er hat keine Fahrerlaubnis mehr. Er hat einen Eifersuchtswahn entwickelt (während er selbst munter fremdging und -geht). Er hat keinen Job mehr. Schon schlimm, wenn das eigene Leben so ein Scherbenhaufen sein muss, obwohl dieser Mensch objektiv betrachtet sehr intelligent ist bzw. war. Traurig.

Beim Thema Cannabis fallen mir auch ein paar Jungs aus meiner Schulzeit ein. Aber zu keinem von ihnen hatte ich eine Beziehung. Trotzdem ist es auch da schlimm, wie die Auswirkungen so sind. Bei halluzinogenen Stoffen oder auch Stimulanzien denke ich natürlich an meine frühere Arbeit mit psychisch Kranken. Da gab es viele Süchte. Ihr seht schon: Keine leichte Kost für einen sonnigen Samstag. Aber leider etwas, das ziemlich weit verbreitet ist. Nun ist jeder entsetzt, wenn er von Menschen hört, die Crystal Meth nehmen. Vielen ist nicht einmal klar, wie hoch der Anteil an Rohrreiniger darin ist. Aber beim Thema Alkohol verschließen viele eher die Augen. Dabei ist das wohl gesellschaftlich gesehen die akzeptierste Droge. Wenn einer neben mir kifft, erregt das tausendmal eher mein Missfallen, als wenn einer neben mir trinkt. Dabei ist beides bei häufigem Konsum schädlich. Irgendwie bin ich froh, dass wir als Jugendliche nie zu den reicheren gehört haben. Meine Sis und ich haben in der Jugend nie Drogen konsumiert. Bei manchen wusste ich, dass sie was nahmen. Manche davon laufen heute wie Zombies herum. Wir hatten Glück.

In solchen Momenten bin ich erleichtert, keine Kinder zu haben. Nein, ich will keine Ängste schüren. Ich höre immer wieder von Eltern, dass sie ab dem Zeitpunkt der Kenntnis der Schwangerschaft anfangen, sich Sorgen um ihre Kinder zu machen, und es hört nie auf. Das würde mich verrückt machen! Aber ich kann es verstehen. Mir reicht es schon vollkommen, mir um meine Neffen Sorgen zu machen – dabei gehören die zu den „Unkomplizierten“. Zumindest hoffe ich das. Aber merkt man so was wirklich rechtzeitig? Ihr seht schon: Trotz Technikproblemen habe ich genug gehört, um mein Bewusstsein wieder zu schärfen. Also: Trinkt in Maßen, Finger weg von harten Drogen, und berauscht Euch lieber am Leben selbst!

2 Kommentare

  1. Gute Ratschläge und ich kann Dich gut verstehen, was Kinder betrifft. Habe selbst auch keine, aber das komplette Programm mit meiner Stieftochter durchgemacht….
    Braucht kein Mensch…
    LG und schönen Sonntag,
    Nicole

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