Heute ist mein letzter freier Freitag, bevor nächste Woche die Schule wieder anfängt. Allerdings nur noch für gut einen Monat. Dann ist das Grundlagenjahr vorüber. Krass. Ich kann mich noch an letztes Jahr erinnern, als ich ernsthaft überlegt habe, ob dies zu schaffen sei. Und jetzt ist es bald vorüber. Das Basisjahr absolviere ich ja an den Wochenenden, was bis März nächsten Jahres laufen wird. Das ist noch ein gutes halbes Jahr und wohl auch machbar. Während sich nämlich die Wirtschaft wieder etwas zu erholen scheint (was ich mir nicht so recht vorstellen kann), braucht es bei uns noch Zeit. Gestern haben wir dann erfahren, dass alle Planzahlen für das kommende Jahr erneut nach unten korrigiert werden müssten. Es hat sich eher zugespitzt als entspannt. Wäre ich ITler, sähe die Welt anders aus, aber so heißt es weiterhin, sich Sorgen zu machen. Mein Plan B ist es ja, Trainings auf dem freien Markt anzubieten. Doch auch hier steht und fällt es mit Corona und den Regeln. Wir wissen bei unserer Fortbildung jetzt auch noch nicht, ob wir Masken während des Unterrichts tragen müssen. An den Regelschulen in Bayern ist dies ja derzeit der Fall. Das erfahre ich spätestens übernächstes Wochenende. Mit Maske werden vermutlich nicht allzu viele Menschen den Nerv zu einer Fortbildung haben. Wenn wir selbst auch Maske tragen müssen, möchte ich doch lieber Webinare. Die gehen mir zwar auch auf den Zeiger, aber während der S-Bahn-Fahrt und dann noch den kompletten Unterricht über mit Maske ausgestattet zu sein? Nee. Das würde mich schon sehr nerven. Da tun mir die Verkäufer, Pfleger, Krankenschwestern etc. echt verdammt leid, die quasi gar nicht anders arbeiten dürfen – und das schon seit Monaten. Also höre ich mal auf zu jammern…

Im Süden ist es derzeit – im Gegensatz zu den anderen Regionen – recht warm. Die Sonne scheint, aber in den Morgenstunden ist es doch frisch, was ich ja so genieße. Wäre ich nicht rausgegangen, hätte ich trotzdem gewusst, wie warm es heute ist. Wie ich so schlau sein kann? Vonwegen, ich hätte aufs Handy geschaut! Nee, ich mache mir Böhnchen sauber und schaue aus dem Fenster, nur um Oppa dann wieder in seiner nahezu ganzen Pracht zu sehen. Oberkörperfrei genießt er die Ruhe auf seiner mir leider gegenüberliegender Terrasse. Er wird nicht müde, so rumzulaufen bzw. -hocken. Dazu kratzt er sich mächtig erotisch die Brust. Ich schaue auf meine Bohnen und überlege kurz, ob mir der Apettit gerade vergangen ist? Aber nee, es geht noch. Und trotzdem muss ich immer wieder fasziniert nach draußen schauen.

Im Treppenhaus treffe ich einen Nachbarn, der mich fragt, ob ich denn immer noch Kurzarbeit hätte? Als ich später die Gegenfrage stelle, berichtet er davon, zwei Monate lang auf Kurzarbeit Null gewesen zu sein. Dann hätten sie auf 50 Prozent erhöht, bis es nun endlich wieder Vollzeit laufe. Was er sich nicht erklären könne: Die Firma sei gar nicht von Corona betroffen gewesen. Die Auftragslage sei nach wie vor hoch. Ich glaube auch, dass manche Firmen die Krise durchaus genutzt haben, um mal Tabula Rasa zu betreiben, sich „gesund“ zu schrumpfen und lästiger Mitarbeiter zu entledigen. Irgendwie eine miese Vorstellung, aber ich weiß ja von manchen Autokonzernen, dass sie schon länger planen, Mitarbeiter abzubauen. Jetzt habe sie die entsprechende Erklärung dafür an die Hand gegeben bekommen. Und ja, ich weiß auch, dass anderen Firmen wiederum Corona bedingt gar nichts anderes übrig bleiben wird. Etliche Reiseanbieter werden noch die Grätsche machen. Und doch fühlt es sich meines Erachtens schon fast wieder nach „Normalität“ an, wie das Leben läuft. Wenn ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, denke ich mir auch, niemand kann gerade im Home Office sein, da sie alle auf der Straße rumkreuchen. Verrückte, verrückte Zeit. In meiner Firma hingegen kenne ich immer mehr Menschen, die sagen, sie könnten sich an eine vier-Tage-Woche gewöhnen, die wir ja nun seit etlichen Wochen fahren. Und ganz ehrlich? Ich gehöre gerade dazu. Ich! Die ich immer mehr arbeiten wollte und über die 35-Stunden-Woche gelacht habe! Doch auch hier bin ich mir sicher, dass es sich dann schnell wieder ändern wird, sowie wir wieder täglich arbeiten können. Ich schaffe es mit den Stunden ja jetzt schon nicht so richtig und muss zwei bis drei Tage im Monat einen Überstundentag nehmen, weil ich ja am Monatsende mit plus/minus Null rausgehen muss. Aber das fühlt sich in der Tat schon sehr gut an.

Ansonsten passiert heute nicht wirklich viel. Ich habe mir noch einmal eine Massage gegönnt, was aua und wohltuend war. Vermutlich mache ich darüber auch eine Art mangelnden Körperkontakt wett. Klingt komisch für alle, die in einer Familie leben. Aber für mich als Single reicht es im Moment nicht, ab und zu die Kollegin zu sehen, die mich mal umarmt. Doch es gibt auch ein Erfolgserlebnis zu vermelden! Jawoll! Meine Marmelade, die partout flüssig bleiben wollte, ist endlich fest geworden. Wer jetzt schon hämisch breit grinst, dem muss ich auch diesen Zahn ziehen: Nein, sie ist im Gegenzug nicht betonmäßig geworden. Sie schmeckt eigenartigerweise genau so, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich weiß, das sind die wahren Dramen im Leben, um die es sich dreht. Haha. Manchmal ist das Leben doch komisch. Aber gut, ich nehme es mal so hin, widme mich jetzt der Couch und schaue, was das Fernsehen so zu bieten hat. Es wird allerdings auf keinen Fall das sein, was ich gestern als Vorschau gesehen habe: „Wer ist die hellste Kerze“? Und dazu werden vermeintliche Promis eingeladen. Ehrlich, liebe Fernsehleute, das beleidigt langsam meinen Intellekt, was Ihr da bringt. Dabei stehe ich nicht mal auf superintellektuelle Filme. Aber für völlige Verblödung bin ich mir dann doch zu schade. Wenn ich bedenke, was in 30, 40 Jahren so aus den Archiven hervorgekramt wird, dann wird die dann lebende Menschheit sich denken müssen, sie seien von Alien auf die Erde gesetzt worden. Ehrlich! Wenn ich an diese Rückblenden zu Heinz Erhardt und Loriot denke, die doch auf intelligente und witzige Weise mit unserer Sprache gespielt haben, dann finde ich das heutige Angebot nur noch aua. Wenn es das ist, was die breite Masse sehen will, bin ich vermutlich der Alien. Dann sollen sie mich doch endlich abholen, damit es nicht mehr weh tut. In diesem Sinne: Munteres Fernsehen! Und jetzt: Beamen, da oben, beamen!

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