Heute geht es herbstlich weiter. Die Sonne lässt sich einfach mal gar nicht blicken. Muss sie denn immer gleich so beleidigt sein? Ist ja nicht so, als fänd ich die Sonne generell doof. Nur wenn sie zu heiß ballert, habe ich ein Problem mit ihr. Mein Gott, heute sind wir aber auch wieder empfindlich!
Da ich gestern ja den ersten Part meiner to-do-Liste abhaken konnte, widme ich mich heute dem zweiten Part: Ich beginne mit dem Fotobuch – wobei das Ganze in erster Linie ein Buch wird und nur nachgelagert mit Fotos versehen werden soll. Also nehme ich mir den ersten Block meiner Beiträge vor und lese ihn noch einmal durch. Da ich ja mit einem guten Gedächtnis gesegnet bin, vergesse ich ja sehr selten etwas. Aber – wie ich mir das schon gedacht hatte – habe ich von meiner Peruzeit schon manches vergessen. Zu intensiv war die Reizüberflutung, zu viele Menschen habe ich kennengelernt, als dass ich all das noch im Detail erinnern könnte. Da ich ja Rechtschreibfehler nicht mag (auch wenn sie mir im Eifer des Gefechts selbstverständlich auch unterlaufen), möchte ich alles noch mal gegenlesen. Ein paar Schnitzer finde ich in der Tat und besser´ sie aus. Mannomann, was habe ich üppig Tagebuch geführt. Doch um all das verarbeiten zu können, was damals auf mich eingeprasselt ist, war das auch nötig. Es braucht nur ein paar Zeilen, und schon bin ich wieder mittendrin. Oh, was war das toll! Wenn ich an Ollantaytambo denke oder mir Sacsayhuaman vor meinem geistigen Auge wieder heraufbeschwöre, dann weiß ich, dass ich noch mindestens einmal nach Peru zurückkehren muss. Nein, ich würde nicht noch einmal den Salkanty Trail nach Machu Picchu gehen, aber ich will noch einmal mit etwas mehr Zeit in die Geschichte dieses wunderschönen Landes eintauchen. Hach, ich werde echt sentimental. Dabei bin ich noch gar nicht im Dschungel angekommen. Es war schon emotional genug, die Zeilen von Cusco zu lesen. Wenn der Dschungelabschnitt mit all seinen Tücken und der grenzenlosen Liebe der Kinder dann drankommen wird, werde ich mein Laptop wohl wegen Wasserschadens austauschen müssen. Ach, wie toll, dass ich das erleben durfte! Und auch, wenn ich nicht zu den Mallorca-Deppen zähle und mir auch kein Urlaub in dem Sinne abgeht, spüre ich doch immer ein gewisses Maß an Fernweh in mir. Ich will noch sooooo viele Ecken auf dieser Welt erleben. Aber eben so richtig. Nicht nur tourimäßig, sondern mit allen Sinnen abtauchen in fremde Welten und Kulturen.
Apropos fremde Welten: Morgen darf ich nach meinem Coaching-Marathon ja wieder nach Straubing reisen. Da bin ich auch gespannt, was mich erwartet. Ob der eine Herr nach dreißig Jahren mittlerweile auschecken durfte? Und wenn ja: Wie wird sich das anfühlen? Und wenn nein: Wie wird er drauf sein? Ich habe ihn in keiner weiteren Schulung mehr, werde ihn aber beim Durchlaufen schon sehen – so er denn noch da ist. Und ich sehe die netten Russen wieder. Nett…pffff…einen Mafiaboss „nett“ zu nennen, empfände er selbst wahrscheinlich nicht einmal schmeichelhaft. Aber schon interessant, wie sich Blickwinkel verändern, wenn man diese Personen als Menschen kennenlernt.
Und da kommen wir zu einem weiteren Thema, das im Moment viele beschäftigt und auch völlig kontroverse Blickwinkel zulässt. Der fünffache Mord einer Mutter an ihren Kindern. Wie tragisch ist so etwas? Wie fassungslos können wir nur darauf schauen? Mir tut der elfjährige Sohn am meisten leid. Wie wird er je damit leben können, verschont worden zu sein? Die Schuld der Überlebenden wiegt so unsagbar schwer… Und wie verzweifelt muss diese Frau gewesen sein, dass sie diese Morde begehen konnte? Ich weiß, es heißt immer, es gäbe keine Entschuldigung für ein derartiges Verhalten. Und doch…wie sehr muss ein Mensch leiden, dass er zu solche drastischen Maßnahmen greifen muss? Auch wenn manch einer folgende Aussage völlig daneben finden wird: Es tut mir leid, dass ihr anschließender Selbstmordversuch erfolglos verlaufen ist. Ihr Leben war vorher bestimmt schlimm, aber nun muss es die Hölle sein. Es heißt, früher gab es häufiger derartige Phänomene. Mit all den sozialen Einrichtungen, Unterstützungen und dergleichen, könne vielen geholfen werden. Doch in diesem Fall wohl nicht.
Dem gegenüber steht ein ehemaliger Fußballstar, der lediglich eine Ordnungswidrigkeit begangen haben soll, indem er knapp 300 kinderpornographische Bilder auf seinem Handy hatte. Wie krank ist unser System, wenn so etwas nicht stärker geahndet wird? Ja, sie haben mittlerweile im Gesetz einiges verändert und nennen es nun endlich auch einen Straftatbestand. Aber selbst dann warten weniger Jahre auf einen, als auf manch anderen, der im großen Stil Steuern hinterzogen hat. Ich bin keineswegs dafür, Herrn M. schon vorab zu verurteilen. Nur wird es bei der Beweislage schwer sein, noch an eine Unschuld zu glauben. Ich bin immer wieder sprachlos, wozu Menschen doch fähig sind. Doch dabei geschieht dies tagtäglich zuhauf – überall auf der Welt. Ist das nicht erschreckend? Wir schreiben das Jahr 2020, haben so vieles erforscht, größere Zusammenhänge erkannt…und sind doch in manchen Teilen wie Tiere – wobei Tiere nicht so heftig miteinander umgehen. Erschütternd, aber wahr.
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