Ich habe wüste Träume. Wovon, kann ich nicht einmal erinnern, aber ich schlafe nicht den ruhigsten Schlaf. Na, was soll´s? Jetzt ist ja auch zunächst einmal Ende der Arbeitswoche angesagt. Dafür startet heute wieder die Schule. Es hieß ja, dass sich das Institut nach den Ferien melden würde. Haben sie auch, aber nur, um zu informieren, dass der Freitagskurs im Online-Modus beibehalten wird. Das eigentliche Versprechen – einen finanziellen Ausgleich zu schaffen – ist bislang nicht eingehalten. Mir, die ich es aktiv angeschrieben hatte, hat man nun 100 Euro Nachlass auf den Vorbereitungskurs gewährt, was ein Witz ist – gemessen an den Kurskosten. Als ich nachgefragt habe, was mit den anderen Teilnehmern geschähe, da ich keine Sonderlocke wolle, kam der Hinweis, dass dies die Kollegin nach den Ferien kommunizieren wolle. Gut, etwas komisch, aber ich dachte: Geben wir ihnen mal die Gelegenheit. Bisher sind sie nicht aktiv geworden, was manch einen im Kurs so langsam richtig annervt. Es gibt auch noch zwei ausgefallene Schulungstermine. Ob die überhaupt noch mal angesprochen werden oder einfach unter den Tisch fallen, wird sich zeigen. Dienstleistung ist nicht jedermanns Kernkompetenz.
Das heutige Thema ist wieder ein interessantes für mich. Es geht um „Provokative Therapie“. So was mag ich. Wie sagt ein Freund von mir? Es ist nicht nur etwas, das mir liegt, nein, vielmehr sei Provokation mein Lebensinhalt. Nett, wenn man solche Menschen Freunde nennt, oder? Dafür bekomme ich jetzt wieder per What´s App einen Rüffel. 🙂 Aber es stimmt schon: Ich mag ein wenig Provokation. Es geht gar nicht ums Vorführen oder gar Ärgern. Doch manchmal ist es aus meiner Sicht sinnvoll, Glaubenssätze überspitzt zu kommentieren, damit mein Gegenüber mal seinen Blickwinkel ändert. Mir hilft das meist.
Da kommt mir gerade meine Studienberaterin in den Sinn. Nach dem Schlaganfall meiner Mom habe ich mein Studium einige Jahre quasi auf Eis gelegt. Das war kein bewusster Plan, aber irgendwie musste es ja laufen, sprich: Ich musste nebenher arbeiten, meine Mutter musste versorgt werden…da blieb einfach (aus meiner damaligen Sicht) gar keine andere Möglichkeit. Aus Wochen wurden somit Monate und schließlich Jahre. Ich kam mir wie der reinste Versager vor. Schrecklich. Irgendwann dachte ich dann, der Zug sei abgefahren, und ich müsste irgendwas zum Abschluss bringen. Ich bin also zum Arbeitsamt, um mich arbeitssuchend (nicht arbeitslos!) zu melden. Das ginge jedoch nur, wenn ich mich exmatrikulieren ließe, meinte die zuständige Sachbearbeiterin. Fälschlicherweise gelangte ich zu einer Studienberaterin, die nach den Gründen für meinen geplanten Studienabbruch fragte. Kurz und knapp (in meiner stets wortkargen Art – haha) habe ich dann mein Dilemma geschildert. Ihre Reaktion: „Wieviele Scheine brauchen Sie noch, um dann endlich Ihre Abschlussarbeit anmelden zu können?“ „Ääääh, einen.“ Sie nickte: „Und wie viele Prüfungen haben Sie im ersten Anlauf nicht geschafft?“ Ich wusste nicht, was sie von mir wollte, also antwortete ich brav: „Keine.“ Kurze Pause, dann ihr trockener Kommentar: „Dann sollten Sie unbedingt abbrechen, denn Sie sich augenscheinlich zu dumm dafür.“ Pause… Pause… Pause… Hääääää??? Das ist – vereinfacht gesagt – provokative Psychologie. Der Klient/Patient stutzt dann zunächst und registriert, wie überzogen seine Sicht ist. War bei mir nicht anders: Ich hätte drei Jahre Ausbildung machen können (wo ich unterfordert gewesen wäre) oder eineinhalb Jahre für die Beendigung meines Studiums investieren müssen. Ich sehe die Beraterin noch vor mir sitzen – beide Arme angewinkelt und die Hände wie Waagschalen geformt: „Puh, schwere Entscheidung: Drei Jahre für etwas, das Sie nicht wirklich fordert oder eineinhalb Jahre für das Hochschulstudium…puh, ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken!“ Ja, ich liebe Ironie. Und genau da ist aber die Krux: Nicht für jeden eignet sich so eine Vorgehensweise. Da muss schon eine Vertrauensbasis da sein oder verdammt gute Menschenkenntnis. In meinem Fall war es der goldrichtige Weg.
Um dies mal auszuprobieren, werden wir heute in Kleingruppen unterteilt. Wir sollen unser Gegenüber (virtuell) mit provokativen Aussagen, die deren negatives Bild bestätigen, konfrontieren. Ich kann Euch sagen: Ich mache das zwar hin und wieder schon, aber wenn man das so gezielt über zehn Minuten macht, ist das echt anstrengend. Und trotzdem auch interessant, wie schnell man die Triggerpunkte beim anderen spitz bekommt. Für meine Mitschülerin waren zum Glück ein paar Aha-Erlebnisse dabei. Ich bin gespannt, was ich wo später wie einsetzen kann. Allerdings bin ich kein Freund von Absolutem. Mit anderen Worten: Ich will nicht die eine Methode anwenden und alles andere verteufeln. Vermutlich wird es ein Gemisch aus unterschiedlichen Ansätzen. Wie eine Ausbilderin beim Trainerschein mal so treffend gesagt hat: „Ein Modell erklärt nie die ganze Welt.“
Anschließend erledige ich meinen Wocheneinkauf, bevor ich dann endlich die eingelegten Birnen und Pflaumen aus dem Likör schöpfen kann, den ich angesetzt habe. Ich war etwas ratlos, was ich mit ihnen anstellen soll, denn noch mehr Marmelade kann ich nun wirklich nicht mehr gebrauchen. Meine Sis hat die rettende Idee: Die Früchte kann ich einwecken, um sie dann später bei Bedarf zu kochen, einzudicken und als Soße über Eis, Vanillepudding usw. zu kippen. Wenn das nicht mal optimale Nutzung von Ressourcen ist – und lecker noch obendrauf. Mmmmmh, himmlisch, oder? Ach, der Winter kann kommen – und mit ihm die langen Abende. Ich bin vorbereitet.
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