Heute Morgen schiele ich um sechs Uhr auf den Wecker, der stumm ist. Nö. Ich habe frei. Da bleibe ich doch glatt liegen, drehe mich um und mummel´ mich tiefer in meine Decke. Zwischendurch werde ich nochmals wach und horche in mich hinein: Muss ich arbeiten? Ach, nö. Gut, nochmals umdrehen. Um 7:45 Uhr halte ich es aber nicht mehr aus. Ich schwinge mich aus dem Bett und frühstücke im Nachthemd. Das ist für mich Luxus. Ja, ein schönes Haus, ein fetter Urlaub, eine PS starke Schleuder laufen normalerweise unter Luxus und sind bestimmt auch nett, aber es sind eher die kleinen Dinge, die es so schön machen, oder? Da hat die DM-Werbung mal recht.

Nach einem ausgiebigen Telefonat mit meiner Sis, freue ich mich – mittlerweile mit eiskalten Füßen – dann doch auf die heiße Dusche. Und erst dann, ganz allmählich, denke ich: Es wird Zeit, mal den Lebenslauf anzugehen. Das tu´ ich dann auch. Ich experimentiere herum und versuche, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Gar nicht so einfach. Mein Lebenslauf enthält mittlerweile zu viele Auflistungen, die zwar alle ihre Daseinsberechtigung haben, aber einfach überfluten. Was jetzt rauskommt, ist echt schlicht. Und auch optisch so vollkommen anders als alles zuvor. Ob das wohl ok ist? Ich muss es erstmal sacken lassen und schicke es meiner Freundin, die im Firmenkundenberatungssektor tätig ist. Und dann beginne ich mit meiner Recherche von Insituten. Ein paar habe ich schon mal fleißig in eine Excel-Tabelle gepackt. Irgendwie spüre ich, dass es einfach so weit ist, die ersten Schritte zu gehen – langsam, nicht übereilt und auch (noch) ohne allzu großen Druck.

Das ist etwas, das der Betriebsratsmensch gestern meinte: Ich gehöre nicht zu denen, die warten, von einer Welle erfasst zu werden und einfach ausharren. Ich packe an. Manchmal geht es mir zu langsam, bewege ich zu wenig und zweifle, ob ich nicht eine faule Pratschkuh bin. Doch dann drehen sich die Rädchen im Kopf, und ich fange endlich an. Das tut gut, weil ich Aktion immer besser finde, als die leidige Reaktion. Ich möchte gestalten…und weniger gestaltet werden.
Mittlerweile ist die Antwort auch zurück – ratzifatzi, was mich natürlich begeistert. Und für die Ausbesserungen und Anregungen bin ich außerordentlich dankbar. Das ist auch so was, was ich gelernt habe: Früher hätte ich so etwas nie weitergeschickt – aus Angst, jemand anderes könnte über meine Ideen lachen. Oder einfach nur den Kopf schütteln und sagen: „Lass´ das. Dafür bist Du nicht gut genug.“ So ein Quatsch. Jeder Mensch schaut anders auf bestimmte Aspekte. Wir können alle voneinander lernen, wenn wir das nur einfach zulassen. Jetzt sieht der Kurz-Lebenslauf echt richtig gut aus. Der nächste Schritt wird nun sein, Anschreiben zu formulieren, die ähnlich auf den Punkt verfasst sind. Auch hier muss ich mal komplett die alten Wege verlassen, um nicht zu erschlagen.

Das hat sich ebenso vollkommen verändert. Früher wollte ich immer alles, was ich weiß, präsentieren. Dabei gilt es doch eher, Interesse zu wecken. Glück habe ich natürlich auch (noch), nicht darauf angewiesen zu sein, eine andere Trainertätigkeit zu finden. Ich kann, muss aber nichts, da ich ja (immer noch „noch“) einen festen Job habe. Aus diesem Bewusstsein heraus ist es um ein vielfaches leichter, mit mehr Gelassenheit anzutreten. Wobei…naja, mein innerer Ehrgeiz ist natürlich schon vorhanden. Ich mache das ja nicht nur als Zeitvertreib, sondern weil ich mir mindestens ein zweites Standbein sichern möchte.

Aber die Anschreiben schiebe ich noch einmal weiter, da ich jetzt zum Kaffeetrinken mit ausgiebigem Ratschen verabredet bin. Meine Mitschülerin aus dem Grundlagenkurs und ich wollen ohnehin bald anfangen, gemeinsam zu lernen. Und da wir beide Böcke sind, wollen wir das ein wenig planvoller angehen. Der Zwilling (Aszendet – kein Augenrollen von den Ungläubigen, bitte!) in mir bedient selbstverständlich auch den Chaoten in mir, der nicht alles in eine Struktur gegossen haben will. Aber ein paar Absprachen können ja nicht schaden. Doch – wie ich uns kenne – werden wir in erster Linie über andere Sachen plaudern. Weiber, eben. Da ist das Sternzeichen fast egal. Spannend auch hierbei: Eine andere Mitschülerin schreibt mich an, weil sie sich über das Institut geärgert hat und fragt dabei, ob wir da nicht mal geschlossen ans Institut schreiben wollen? Wie gerne mich manche immer wieder vor ihren Karren spannen wollen…und wie gerne ich das immer bedient habe. So ein Retter in der Not ist schon eine nette Rolle, die ich nur zu gerne ausfülle. Aber da mir das immer mehr bewusst wird, gehe ich auch gerne mal einen Schritt zurück und fordere andere dazu auf, ihre Forderungen mal selbst zu stellen.

Bei dem Kaffeeratsch läuft es dann genau so, wie vorher vermutet. Wir quatschen, quatschen und…ääääääh, quatschen. Ihr lieber brasilianischer Mann lässt uns den Raum und die Zeit, die wir brauchen. Ich wollte nur so zwei Stündchen bleiben. Daraus werden kurzerhand vier. Und selbst da stellen wir fest, dass es noch etliches zu bereden gibt. Ich glaube, so was kennen nur Frauen. Es war also ein rundum guter, zufriedenstellender Tag. Weiter so, oder?

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