Heute krieche ich wenig begeistert aus dem Bett. Die Aussicht auf den Kackophanten ist nicht gerade eine berauschende. Er schafft es natürlich auch nicht, sich rechtzeitig einzuwählen. Ich bin alles andere als eine Technik-Queen – wie manche von Euch wissen. Aber ich weiß nicht, ob er den gemeinen Computer nicht auch heimlich ausräuchert – um böse Geister zu vertreiben, die in diesem Kasten mit den Tasten allem Anschein nach wohnen. Heute referiert er allerdings über Astrologie. Er hat wirklich viel Wissen – es ist häufig alles andere als auf neuestem Stand, aber er hat eine Menge davon. Dann erzählt er sich einen, lacht über angebliche Scherze, die kein anderer versteht, was mir immer den Spruch aufdrängt: „Der hat sich ´nen Witz erzählt, den er noch nicht kannte.“ Hat der Vater von meinem Ex immer gesagt. Der war allerdings lustig. So ein richtiges Ruhrpott-Urgestein. Die liebe ich ja. Den Kackophanten hingegen nicht. Er stiehlt Zeit und reichert sie mit altem Wissen und bisweilen auch Falschwissen an. Schnaaaaaaaarchiiii.
Mein Blick schweift auf unendlich Richtung Fenster. Und da sehe ich dann wieder meinen alten Bekannten – das Oachkatzl. Flink huscht es hin und her. Ich würde gerne ein wenig mit dem kleinen Kerlchen plaudern. Das würde mir vermutlich mehr bringen. Vielleicht könnte er mir den neuesten Klatsch von den Vögeln, Mäusen und seinen anderen Freunden erzählen. Da lerne ich mehr vom Leben als hier. Oh Gott, es ist schon so weit gekommen, dass ich ein Eichhörnchen um sein Leben beneide.
Und hoppla, da fällt dem Dozenten doch glatt der Strom aus. Ich frage mich, was ich hier mache?! Das macht er jetzt nicht wirklich…neeeeee, oder? Neiiiiiin! Doch. Er referiert über Lady Di und deren Sternbild. Warum sie so unglücklich in der Königsfamilie war. Ääääh, das wird dann selbst mir zu lächerlich. Damit kann ich nicht. Das ist so weit entfernt von dem, was ich hier lernen möchte! Und dafür bezahle ich ernsthaft Geld. Ich breche so was von ab! Zur Pause werde ich mich ausklinken. Da lese ich lieber irgendein anregendes Buch. Dann tu´ ich was Sinnvolles. Immerhin hat er heute die Worte „anal“ und „Kotstange“ nicht in den Mund genommen. Man, man, man, dieser Mensch ist so lustig wie Fußpilz.

Ich habe es getan: Ich bin raus. Das tu´ ich mir echt nicht länger an. Meine Energie kann ich für was Besseres nutzen. Und ich bin mir sicher: Die Sterne dafür stehen gut – haha. Und so kommt es, dass ich dann doch einen Entwurf für mein Bewerbungsanschreiben verfasse. Oh man, bin ich da unsicher. Am Ende steht ein Produkt, zu dem ich mir von drei Seiten den Segen abgeholt habe. Und doch zögere ich noch. Warum? Mmmh, ich kenne es bisher nur klassisch: Mit Bluse, Blazer und vom Fotografen abgelichtet, im Anschreiben bringen, was man gemacht hat und dass man die Firma gewinnbringend in die Zukunft begleiten will. Aber dieses Mal will ich ja was anderes. Ich will im Grunde hierbei nur noch machen, worauf ich Bock habe. Verkaufsschulungen gehören beispielsweise nicht dazu – auch wenn ich das kann. Ich möchte Führungskräften mal einen neuen, anderen Weg zeigen. Und dazu würde ich eben nicht im Blazer und Kostümchen vor ihnen Männekes machen. Trotzdem ist dieser Standard so in mir verankert, dass es schwerfällt, genau diese Grenzen zu sprengen. Ich werde also noch ein bisschen darüber grübeln, bevor ich dann endgültig was auf die Reise schicke. Wir werden sehen, von welchem Erfolg das gekrönt sein wird. Vielleicht hätte ich doch in der Schulung bleiben sollen, damit er mir die Sterne deuten kann, also ob sie günstig sind oder ich eventuell ein Schicksal wie Lady Di erleide?
Und ja, ich liebe Sternzeichen und ihre Eigenschaften. In vielerlei Hinsicht trifft auch einiges davon zu. Aber ich mag es nicht, nicht Herrin meines Schicksals sein zu können. Es kann ja sein, dass manches mir eher liegt oder eben nicht. Nur habe ich ja meinen freien Willen. Wobei…gerade überlege ich ja, ob ich wirklich so frei bin, diese Art von Bewerbung verschicken zu können. Wer weiß, vielleicht hat am Ende des Tages der Kackophant doch noch Recht gehabt. Ist mir dann aber auch wurscht.

Jetzt habe ich – ganz alte Frau – ein Stündchen vorgepennt (als gäbe es so was tatsächlich), bevor ich mich nun auf den Weg in die Münchner Innenstadt mache. Von den vier anderen Personen kenne ich nur zwei – die Ladies. Ihre Kerle lerne ich dann heute mal kennen. Mal schauen, ob wir sie dann noch mitspielen lassen. Nur, wenn sie lieb sind und die Sterne günstig stehen. Irgendwo muss ich doch meinen Sack mit den Runen und Knochen haben, den ich dafür auf den Tisch kippen werde. Und wer nun glaubt, ich besitze so was wirklich, dem wünsche ich wunderbare Sterne – nach dem x-ten Likörchen oder so. In diesem Sinne: Stößchen!

2 Kommentare

    1. Ach, das ist lieb. Ich will ja erstmal gar nicht komplett wechseln, sondern ergänzend ein zweites Standbein aufbauen. Die guten Wünsche nehme ich sehr gerne an. 😉
      Schönes Wochenende!

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