Faktencheck: Ich habe gelogen, denn der Porsche hat nicht 420, sondern 490 PS. Mea culpa. Noch schlimmerer Fakt: Ich habe ihn nicht gewonnen. Muss ich mir morgen wieder den Wecker stellen. Naja, macht nix, ich muss ja eh zeitig auf, da morgen meine letzte Schuleinheit in der Grundlagenschulung ist. Es sind ganze drei Veranstaltungen ausgefallen. Auf Nachfrage hieß es vor Wochen, sie suchen nach Nachholterminen. Ob jemand bei der Suche verloregen gegangen ist? Eine Info ging jedenfalls nie mehr danach raus. Ich bin gerade wieder in der Stimmung, einfach eine Rechnung zu schicken. Die Gesamtsumme geteilt durch die Anzahl aller Schulungszeiten mal drei. Das sollte selbst jemand mit Dyskalkulie hinbekommen, wie ich. Nein, ich habe nicht wirklich Dyskalkulie. Rechnen kann ich. Nur Satz des Pythagoras, binomische Formeln und Kurvendiskussionen bleiben mir auf ewig ein Rätsel. Auch der Dreisatz erschließt sich einem einfachen Gemüt wie meinem nicht so ganz. Ach, ich komme schon durchs Leben.

Heute Morgen schreibt mir dann meine liebe Kollegin, dass sie versuche, meinen Chef zu erreichen. Der sei aber beim dreistündigen Weißwurschtessen. Ich weiß. Sie könnte kotzen. Ich weiß. Er sei nicht erreichbar. Ich weiß. Wie war das gestern noch mal mit der Kommunikation? Die soll ja bei uns gut sein. Ach ja, was bin ich froh, mal frei zu haben. Schadet nix. Wobei ich natürlich bereits Mails gecheckt habe. Es kann ja immer mal was Dringendes sein. Und nein, ich denke nicht, die Welt gehe ohne mich unter. Und sollte mein Chef was wollen, interessiert es mich auch nicht. Sollte aber ein Kunde etwas Wichtiges benötigen, würde ich das kurz machen. Ja, dumm…egal.

Damit ich aber nicht nur herumlungere, räume ich etwas auf, stelle eine Waschmaschine an und staubsauge. Und dabei reiße ich leider eine Likörflasche um, die als einzige noch auf dem Boden steht. Finde den Fehler. Ach, das Gute an Likör ist ja, dass er nicht klebt. Wäre ja auch noch schöner, wenn der Zucker ihn gar klebrig machen würde. Ich schüttle dann einfach den Kopf über mich. Saublöd, wenn man keinen anderen dafür anmaulen kann. Wobei anmaulen würde ich gar keinen. Ich würde mich lustig machen. Wisst Ihr, wie anstrengend es ist, sich über sich selbst lustig zu machen? Mir fehlt einfach ein Publikum. Und so wische ich dann brav alles weg, putze noch zwei Mal drüber…und bleibe trotzdem kurz mit meiner Socke am Boden haften. Hätte ich das gute Zeug mal lieber vorher getrunken. Dann müsste ich es jetzt nicht wegwischen und dabei auf die Scherben achtgeben. Naja, ich trinke einfach nicht gerne allein. Besser is.

Meine Kollegin updatet mich permanent über den Tag hinweg. Sie ärgert sich, weil unsere Chefs auch den Datenschutz nicht beachten. Ach was. Sie haben in einem Ablaufplan festgehalten, dass sie einen Punkt nicht haben abarbeiten können, da die Kollegin (namentlich genannt) krank war. Ich kann nur noch lachen. Ja, ich weiß, eigentlich ist es gar nicht lustig. Es ist schlimm. Aber die sind so weit entfernt von dem, was eine Führungskraft sein sollte, dass ich so was nur noch lustig finden kann. Seit gestern weiß ich nun, dass der Vorstandsvorsitzende bei uns 5,5 Millionen pro Jahr verdient. Moment, streichen wir das „verdient“. Er erhält 5,5 Millionen. Das ist einfach der Hammer. Jajaja, die tragen unendlich viel Verantwortung. Aber ehrlich? Die ist 5,5 Millionen wert? Was macht der denn? Erfindet er etwas, das den Hunger in der Welt abstellt? Rettet er Menschen? Nee, eben. Irgendwie finde ich das alles nur noch geschmack- und anstandslos.

Aufheiternd ist dann wiederum ein Telefonat mit meinem Herrn Leckebusch. Mein alter Kollege mit seiner gut gelaunten rheinischen Art bringt immer wieder einen Riesenschwall guter Laune in mein Leben. Er fegt hindurch mit seinem donnernden Lachen und erzählt seine Dönekes. Mittlerweile hat er die Osteopathie für sich entdeckt. „Ach Mädchen, wenn ich bei der Thaimassage bin, denk´ ich ja immer, die brechen mir da sämtliche Knochen, aber die bei den östlichen Paten (er verdreht mit Vorliebe alle Wörter), da leecht die mir nur die Hand überall hin. Auf´en Bauch, dann auf´en Kopp, dann in´nen Nacken. Da wird et dann ganz warm…jo. Und tut juut. Versteh´ ich zwar nich, is aber ja auch nich schlimm, ne?“ Recht hat er. Derzeit ist der Arme nur Strohwitwer, da seine Frau in Kur weilt. Aber er bekommt seine Zeit gut rum. Wenn einer umtriebig ist, dann er. Erst im Januar hat er sich mit einer neuen Geschäftsidee und einem Partner selbständig gemacht. Nicht, weil er das Geld braucht. Er braucht Kontakte, er ist neugierig und bekommt einfach nie genug vom Leben. Herrlich. „Mädchen, ich freu´ mich, wenn wir uns dann im Dezember endlich wiedersehen. Ich muss Sie ma wieder in den Arm nehmen. Ich halt´ mich ja an die Corona-Regeln, aber die muss ich brechen!“ Jo, da habe ich nichts dagegen. Seine Konstitution ist ohnehin unerschütterlich, vermute ich. Er ist fitter als ich (was nichts heißt, ich weiß). Ach, mehr davon! Es braucht einfach mehr von diesen Menschen in meinem Leben, die strahlend und fröhlich pfeifend durch die Gegend rauschen und sich selbst dabei nicht ganz so wichtig nehmen.

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