Aaaah, Rumgammeln für ein paar Tage hat echt was Schönes. Es darf nur nicht zu lange dauern. Meist schäme ich mich ja dafür, wenn ich das mal mache, aber so im Urlaub, finde ich das schon ok. Ich bin echt entspannt. Am Abend werde ich dann ja wieder was fürs Köpfchen tun, wenn ich meine Online-Schule habe. Das wird dann wieder im Schweinsgalopp durchgeführt, bis mir der Schädel raucht. Daher darf ich jetzt noch bummeln.
Als ich kurz meine What´s App Nachrichten am Morgen checke, ruft meine liebe Kollegin durch. Somit weiß sie ja, dass ich wach bin. So richtig abschalten von der Arbeit geht wohl nicht. Aber es ist vollkommen ok. Ich kann locker damit leben. Wenn ich zurück bin, muss ich noch sechs Wochen arbeiten, bevor ich dann in den laaaaaangen Urlaub ins Rheinland düse. Die Aussicht ist einfach wunderbar.
Leider geht es meiner Kollegin alles andere als gut. Akzeptanz ist wohl das Mittel der Wahl – und die ist alles andere als einfach. Jeder, der psychisch belastet ist, tut sich gerade damit so schwer. Ist ja auch klar, weil man leicht als „lala“ abgestempelt wird. Dabei haben solche Menschen einen enormen Leidensdruck. Einfach schlimm. Das größte Problem dabei ist die Scham. Wir sind nun mal eine Leistungsgesellschaft. Und jeder, der nicht abliefert, wird als Schwächling wahrgenommen. Aber es gibt Ausnahmen. Nun bin ich ja erwiesenermaßen kein Fan meines Chef-Chefs, den ich für sehr intelligent halte, aber für sozial leider alles andere als kompetent. Heute beweist er hingegen seine Menschlichkeit. Sie redet mit ihm, vertraut sich ihm an und erntet grenzenloses Verständnis. Ich würde mich freuen, wenn Führungskräfte lernen würden, Zeichen bei ihren Mitarbeitern eher zu erkennen, damit es gar nicht erst so eskalieren muss – was in vielen Fällen absolut möglich wäre. Aber ich bin auch schon glücklich, dass er überhaupt Verständnis und Sorge zeigt. Er nimmt ihr tatsächlich Laptop und Handy ab, weil er weiß, sie würde sonst auf jeden Fall zwischendurch noch Mails checken. Und dann versichert er ihr, sie habe alle Zeit der Welt, gesund zu werden. Sie muss keine beruflichen Nachteile befürchten und erfahre volle Unterstützung. Das freut mich ungemein, weil es eben alles andere als selbstverständlich ist.
In solchen Momenten merke ich einmal mehr, wie dankbar ich bin. Nicht alles läuft rosig. Mir fehlen bestimmte Dinge…und auch Menschen. Aber ich bin psychisch stabil, was ich bei so vielen anderen nicht erkenne. Dieses Jahr war und ist komisch. Nun kommt die dunkle Jahreszeit hinzu, die bei vielen Menschen ohnehin auf die Stimmung drückt. Ich weiß noch, dass wir damals bei der Arbeit mit den psychisch Kranken immer wieder mal gehört haben, die schlimmste Zeit für Suizidgefährdete sei im Übergang – sowohl von Winter zu Frühjahr, als auch von Sommer zu Herbst. Oder anders ausgedrückt: Wenn die Blätter kommen und wenn sie fallen. Ich mag diese Zeiten wahnsinnig gerne. Aber nur, weil ich sie mag, heißt es nicht, dass sie andere nicht belasten. Ich weiß nicht, ob ich je wirklich in diesem Bereich arbeiten, also therapeutisch tätig werde, aber ich finde die Vorstellung schön, andere zu unterstützen, ihr Leben lebenswerter zu erleben. Wenn wir nicht alle etwas liebevoller miteinander umgehen, wird es noch ganz schön rappeln, vermute ich. Und da bemühe ich keine Verschwörungstheorien. Es ist leider einfach Mode, die Ellenbogen überall einzusetzen. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Menschen krank werden.
Passend dazu beginnt nun meine Veranstaltung zu Schizophrenie. Der Bruder einer damaligen Freundin war/ist schizophren. Was diese Menschen erleiden müssen, ist wirklch unerträglich – und doch müssen sie es ertragen…und ihre Familie und Freunde mit ihnen. Eigentlich müssten wir jeden Tag auf Knien rutschend „danke“ sagen, wenn wir gesund und in nur „normalem“ Maß belastet sind. Die Frage ist nur: Zu wem sollen wir „danke“ sagen? Ich glaube nicht, dass es einen Gott – welcher Religion auch immer – gibt, der die Menschen bestraft. Daher bin ich einfach mal universell dankbar. Klingt eigenartig, wenn ich so darüber nachdenke. Aber das trifft es für mich am besten. Früher habe ich das eher mit „dem da oben“ ausgemacht. Doch je älter ich werde, desto weniger glaube ich, dass es eine Gottheit gibt, die da alles lenkt und richtet. Wenn doch, wäre diese Gottheit in vielen Fällen einfach ein unglaubliches, hinterhältiges, rachsüchtiges Arschloch. Und das will ich wiederum erst recht nicht glauben. Also lasse ich das mal besser.
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