Ich schlafe mäßig, aber schaffe es dennoch zeitig aus dem Bett. Es ist Montag. Ja, Montag. Montage sind die bösesten aller Tage. Bei wem ist das nicht so? Doch ich habe mir vorgenommen, es entspannt anzugehen. Das reicht bis…ääääh, gerade im Büro. Die Kollegen sind zum Teil ja schon da gewesen, ich war die einzige, die Urlaub hatte. Und was sehe ich? Richtig: CHAOS. Klar, wir sind umgezogen. Aber wenn einem so ein Hack entgegenkommt, würde doch fast jeder am liebsten postwendend umdrehen, oder? Im Bett war es muckelig warm. Doch nein, ich muss ja hierherkommen. Dann stelle ich einfach mal das Digitalradio an und denke, heute werden sie wohl in der Lage sein, meinen Namen zu ziehen. Aber auch hier: Matsch am Paddel. Irgendwer will mich doch irgendwie fett verhohnepiepeln, oder? Und dann packe ich – zusätzlich zu meinem Kram – auch noch den ganzen Gemeinschaftskram aus. Hey, ich habe vorher auch immer schon die Spülmaschine ausgeräumt. Warum sollte sich hier etwas ändern? Aber immerhin finde ich auch die Senseo-Maschine und hau´ mir erstmal einen Kaffee in den Kopp. Prima, jetzt habe ich die Bläckfööss im Ohr:

Un dann ston se en d’r Kaffeebud
Un schödden sich dä Kaffee en d’r Kopp

Immerhin hebt das die Stimmung ungemein. Nur: Hoffentlich kommt keiner rein. Wenn doch, dann ist die Einweisung nicht mehr allzu fern – da bin ich mir aber verdammt sicher. Gute Laune mögen nämlich die Wenigsten hier. Is so.

Das Montags-Meeting ist wieder mal ein Kracher. Aber hey, daran bin ich gewohnt. Da wächst mir nicht nur ein dickes Fell, sondern Schwielen und eine fette Hornhaut. Ich lasse das Laber-Rhabarber über mich ergehen und packe derweil noch etwas aus. Zum Glück habe ich gründlich gesucht und meine Ladeschale samt Bluetooth-Öngeldöngerich bei meiner Kollegin auf einem anderen Flur finden können. Geil auch ihre Erklärung: „Ich bin noch nicht dazu gekommen, Dir das zu bringen. Die haben das bei mir installiert. Ich habe zwar gesagt, das gehört mir nicht, aber das war denen egal. Sie meinten, das sei ja schnell abgemacht.“ Vollkommen klar, oder? Ich lasse die ITler mal einfach alles wilde Sau anschließen, weil der Kabelsalat so lustig zu entfummeln ist. Und die war bei der Aktion direkt daneben!!! Herr im Himmel (oder wer auch immer): Was habe ich Dir getan, dass Du mich solchen Scherzkeksen aussetzt? Ich hätte da gerne beizeiten mal eine Antwort von Dir!
Pünktlich um neun (wir haben noch immer unser gähnend langweiliges, wenig ergiebiges Skype-Meeting mit ganz viel Mimimi), bin ich starklar für die Schuhjagd meines Neffen. Um Punkt neun wird der Schuh dann scharf geschaltet. Ich drücke, wähle die Größe aus und muss dann auf „ab in die Warteschlange“ drücken. Hä? Ist aber so. Dann muss ich meine Handynummer angeben und erhalte einen Code per SMS. Ok, finde ich schon nervig, aber was macht man nicht alles für den lieben Neffen – zumal immer noch gähnende Langeweile in der Besprechung herrscht. Und dann muss ich warten…und warten…und warten… Die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun! Jo, nix tut sich. Ich gehe noch mal auf die Seite davor, aber da ist die Größe bereits vergriffen. Ehrlich? Der Schuh ist nicht etwa der Schuh des Manitu. Er ist auch nicht aus Gold oder mit Diamanten besetzt. Es ist ein scheißnormaler Schuh – bis auf, dass mir die Farbe persönlich nicht zusagt. Aber ich bin frustriert! Ich habe das Drecksteil nicht schießen können. Mein „kleiner“ Neffe nimmt´s gelassen – ich mit Wut und Enttäuschung. Für mich wäre so was auch nie ein Anreiz. Wenn ich für etwas Schlange stehen muss, können die mir ohnehin einen Schuh aufblasen – passendes Wortspiel in dem Zusammenhang. Aber für ihn tut´s mir leid. Ich sag´s ja: Es ist Montag. Damit ist alles gesagt.
Und als wäre das nicht genug, schafft mein Chef es dann im Laufe des Meetings auch noch, sich völlig bescheuert auszudrücken. Er berichtet davon, dass unsere Kollegin auf nicht absehbare Zeit krank sei. Sie wolle nicht drüber reden. Niemand solle sich melden. HALLO?!?!?! Häng´ ihr doch ein Schild um mit der Aufschrift „PSYCHO“! Ich darf ihr das gar nicht erzählen. Und das hat sie auch nie so gesagt. Über Krankheiten sollte im Sinne der Datenschutzgrundverordnung schon gar nicht näher gesprochen werden. Mein Chef und ChefChef haben sie im Krankenstand kontaktiert, weil sie Zahlen von ihr brauchten, was ihnen jetzt auf einmal unangenehm ist. Das sollte unterlassen werden. Es war nie die Rede davon, dass sie sich komplett abschotten will. Aber wundern tut mich ohnehin nichts mehr.
Im Nachgang sprechen mein Chef und ich dann noch allein. Er testet an, ob ich die Kollegin betreffend im Bilde bin, was ich bestätige. Er sieht ausschließlich die Thematik außerhalb der Firma. Den Zahn ziehe ich ihm. Ja, aber er habe seinen Frieden damit gemacht, nicht allen helfen zu können. Oh man. Ich verstehe diese Welt irgendwie immer weniger. Er schiebt alles auf andere ab, bis ich ihn frage, wen er ändern könne? Da weiß er dann keine richtige Antwort drauf, also helfe ich ihm: „Dich. Niemand anderen, nur Dich.“ Ja, aber da bestehe keine Notwendigkeit – aus seiner Sicht. Wenn es nicht so weh täte, würde ich echt mit dem Kopf auf den Tisch knallen. Meine Kollegin hat sich ihm in Teilen anvertraut. Er hat nichts unternommen. Aber klar, bei ihm besteht kein Bedarf. Ach ja, Pippi Langstrumpf auf bayrisch und mit 60 Jahren – ok, und vermutlich anderem Geschlecht, aber da kann ich nicht die Hand für ins Feuer legen, da ich nicht nachgeschaut habe…also bei beiden nicht.

Der restliche Tag verläuft einigermaßen. Was mich rettet, ist die Aussicht auf morgen, da ich dann nach Straubing kann. Ich backe gerade einen Apfelstreusel, nachdem der Käsekuchen schon abkühlt. Kuchen und gute, wertschätzende Menschen. So sieht eine gute Welt für mich aus. Schade, dass es diese Kombi nur ab und zu gibt. Aber vermutlich wäre es auch nichts Besonderes mehr, wenn ich das täglich genießen dürfte. Trotzdem…ich möchte eine nettere Welt, in der man sich gegenseitig hilft, verständnisvoll und empathisch miteinander umgeht und Kuchen/Schoki & Co. nicht dick macht. Kann doch nicht so schwer sein, oder?

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