Es ist mal wieder typisch für mich: Irgendwie schaffe ich es immer wieder, nur querzulesen. Entsprechend entdecke ich erst spät am Abend, dass meine Chance natürlich noch nicht vertan ist. Tatsächlich kann ich auch nächste Woche noch den Schlüssel für den Porsche gewinnen. Aber es ist nur ein schwacher Trost, denn immerhin müssten die Deppen da einfach endlich meinen Namen ziehen. Und ob die das hinbekommen, kann ich mir fast nicht vorstellen. Wir werden sehen.

Dafür sind die Verhandlungen in meiner Firma endlich weiter gediehen. Die Kurzarbeit wird verlängert, die Kündigungen somit auch für die nächsten Monate noch keine Realität. Allerdings wird die Aufstockung seitens unserer Firma deutlich gedrosselt. Nun ja. Alles kann man wohl nicht haben. Wenn ich mir andere Menschen anschaue, denen es deutlich schlechter geht, bin ich völlig zufrieden. Ich finde es wirklich in Ordnung, wenn natürlich auch nicht supergenial. Doch wenn so Stellen erhalten bleiben können, ist es in Ordnung.

Durch den Lockdown Light steigt die Anzahl der Gammeltage nun auch wieder an. So hart es für manche Familien auch sein mag: Über Singles machen sich die wenigsten Gedanken. Es gibt keine Rangfolge oder dergleichen, wer schwerer belastet ist. Mir geht es nur so langsam wieder auf die Nerven, wenn ich all diese hysterischen Menschen höre, die sich jetzt wieder mehr mit ihren Kindern konfrontiert sehen…oder diejenigen, die völlig fertig sind, weil sie wieder selbst kochen müssen…oder die kaputtgehen, weil sie ihr Fitnessstudio nicht aufsuchen können…oder mit Selbstmord drohen, wenn sie bald nicht wieder reisen dürfen. Maaaaaaaaaan, es ist für keinen wirklich lustig. Aber aus allem kann man was machen – wenn man denn will.

Und so mache ich Sauerbraten-Gulasch – klingt komisch, ist aber so. Und nein, ich verwende dafür wieder kein Pferdefleisch, sondern ganz schnöde Rind. Da das Wetter heute noch nicht ganz so spektakulär ist, wie es wohl am Wochenende noch werden soll, ist mir nach typischem Herbst-Winter-Essen. Also probiere ich mal das Rezept meiner Sis aus, weil ich keinen Nerv auf einen ganzen Braten habe. Auch hier holt mich wieder mein Querlese-Problem ein. Ich haue alles erfolgreich zusammen und berichte davon am Telefon, als die nüchterne Frage kommt: „Und Essig, oder?“ Nö, habe ich nicht reingetan. Natürlich kommt das normalerweise an jeden Sauerbraten, aber hier…nope, da stand nix davon im Rezept. Da ich mich aber selbstverständlich an den Fauxpas mit der Porsche-Verlosaktion erinnere, schaue ich – ganz selbstkritisch – noch mal in Ruhe aufs Rezept. Und tatsächlich: Da steht´s doch auch, dass da Essig reinkommt. Man, man, man, selektive Wahrnehmung sage ich ja normalerweise Männern nach, aber ich bestätige gerne auch mal die Regel mit mir als Ausnahme. Zum Glück stellen wir den Fehler relativ zu Beginn fest, weshalb ich ganz locker-lässig noch Essig nachkippe. Das Ergebnis? Ach, das ist lecker – gemessen an rheinischem Geschmack. Vermutlich würden die meisten Bayern den Kopf schütteln, aber hey, ich bin ja hier im Exil und muss meine Kultur regelmäßig pflegen. Aber mal ernsthaft: Es ist eine gute Alternative, aus Gulasch Sauerbraten zu kochen, denn mit so einem 2 – 3 Kilo Braten bin ich allein ja echt überfordert. Und von Euch hat sich ja auch keiner angemeldet. Noch ginge das ja, aber ab Montag darf dann eh nur noch eine weitere Person zu mir nach Hause kommen. Ach, die meisten von Euch hätten ja nicht mal Spaß an diesem Gericht. Also müssen wir uns darum auch keinen Kopf machen, hm?

Jetzt habe ich zwei Kerzen angezündet, lümmel´ mich auf die Couch und genieße die Ruhe. Runterkommen muss nichts Schlimmes sein…und auch keine Strafe. In diesem Sinne: Schönen Abend Euch allen

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