Ich habe geheiratet. Jawoll. Wen? Weiß ich nicht genau. Aber der Traum war eindeutig. Zunächst habe ich eine Frau gerettet, die mit ihrem Auto ins Schleudern geraten ist. Als diese mir dann anbietet, doch bei ihr zu übernachten, verkünde ich ihr, dies ablehnen zu müssen, weil ich am nächsten Tag heiraten würde. So weit, so klar, oder? Ich fahre also nach Hause und nehme dort einen Anruf meiner Sis entgegen, die mich fragt, wo denn am morgigen Tag eigentlich die Hochzeit stattfinde? Ööööh, in der Kirche am Ort? Nee, die sei doch gesperrt. Upsi, dann wird das da wohl nichts. Hab´ wohl mal wieder was quergelesen, hm? Und hier reden wir von meiner eigenen Einladung! Das musste erstmal schaffen. Während wir noch rätseln, wo das denn sein könnte (keine Ahnung, warum meine Sis nicht auf ihre Einladung schaut), fällt mir dann ein: „Warte mal, ich bin doch ausgetreten! Dann kann es eh nur standesamtlich sein.“ Und das stimmt dann in der Tat auch. Nur – und das ist ja nicht gerade unerheblich – weiß ich leider nicht, wer der Mann ist, denn ich wache blöderweise auf. Man, man, man, immer wenn es spannend wird, hm? Ist ja ähnlich, wie im Fernsehen mit der Werbung. Wobei es hier natürlich nach jedem laaaaaaangatmigen Werbeblock weitergeht. Leider funktioniert das mit Träumen ja nicht so. Und wer weiß, vielleicht ist es auch besser, den entsprechenden Mann dazu nicht gesehen zu haben, weil mich das a) deutlich einschränken würde und all die ungeküssten Frösche somit auch niemals in den Genuss mit mir kämen und ich b) vielleicht jemanden wiedererkenne und mich danach restlos besaufen müsste. Was weiß denn ich? Ach, manchmal ist es sehr unterhaltsam mit meinem Kopf. Klingt eventuell nicht so, aber ist es – „ganz in Ehrlichkeit“, wie mein kleiner Neffe als Kind immer betont hat.

Heute scheint die Sonne so sehr, dass ich mit Dreiviertelhose und Top auf dem Balkon hocke und tatsächlich schwitze! Hammer. Gut, direkt hinter mir ist eine schützende Mauer. Das erwähne ich nur mal lieber, bevor Ihr denkt, wir hätten im Süden Hochsommer. Aber ein bisschen Vitamin D schadet ja nicht, denke ich mir. Und ob ich nun mein Psychologiebuch drinnen oder draußen in der Sonne lese, ist ja gehuppt wie´n Satz gemacht, ne? Ja, heute bin ich mal eisern. Irgendwann muss ich ja mit dem Lernen beginnen.
Gestern habe ich noch gehört, egal wie, aber im Januar 2021 würde der nächste Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt werden. Da dachte ich noch: „Januar?!?!?! Das ist doch noch ewig bis dahin.“ Und dann fiel mir wieder ein, dass wir ja morgen den ersten November haben. Das ist mir dieses Jahr immer wieder auf die Füße gefallen. Mir fehlen Monate! Ganz komisch. Es sind noch fünf Wochen Arbeit bis zum Urlaub im Rheinland – so sie denn nicht noch mehr Regeln ausrufen. Wenn wir eine Ausgangssperre bekommen sollten, was ich mir nicht wirklich vorstellen kann, düse ich hier früher ab. Mein Schwager ist schon gewarnt und hat Zeit, sich alle Medikamente zu besorgen: Valium, Johanniskraut und was es sonst noch braucht, um mich auszuhalten. Nee, ist natürlich Quatsch. Er (er)trägt das mit Fassung, wenn ich da bin. Wobei ich schon glaube, Männer halten das Phänomen „Frauen unter sich“ für ein ungelöstes Mysterium (und manchmal auch Martyrium). Wir handeln in 20 Minuten 186 Themen ab und können gleichzeitig dazu noch kochen oder backen. Ach, ich bin mal wieder sehr froh und glücklich, eine Frau zu sein. Fragt mich besser nicht, wenn ich PMS habe. Aber das hält ja Gottseidank nie lange an.

Heute ist mein letzter Restauranttag für….mmmmh…schätzungsweise dieses Jahr. Jo. Das dürfte hinkommen. Meine Mitschülerin und ich waren für nächsten Dienstagabend verabredet, um zum Griechen zu gehen, aber dann wird alles zu sein. Daher haben wir uns kurzerhand früher getroffen. Es gibt griechische Restaurants, die sind ganz ok. Und dann gibt es die Guten. Zum Glück gehört dieses zu den Guten. Der Ouzo schmeckt nicht so scharf, sondern angenehm mild. Yamas.
Auch wir kommen natürlich nicht um das Thema Corona herum. Und ich stelle mal wieder ein Phänomen fest, das ich bereits im März erlebt hatte: Sie kennt keinen einzigen Coronafall. Niemanden, nicht mal im entfernten Kreis. Das macht die Sache so abstrakt und weit weg. Sie ist absolut kein Leugner, aber sie sieht die Gefahr als nicht so groß an und die Einschränkungen als überzogen. In manchen Teilen hat sie recht, dass manches paradox anmutet. Nächste Woche sind in Bayern Herbstferien. In Deutschland darfst Du keinen Urlaub machen, im Ausland schon. Ist ein wenig schräg, das gebe ich zu. Aber sie redet von 0,06 Prozent der deutschen Bevölkerung, die zur Risikogruppe zählen. Für die – so hart das auch klingen würde – so einen Aufriss zu gestalten, das wäre unverhältnismäßig. Ich frage mich immer, wer solche Statistiken rausgibt? Wir haben mehr Diabetiker, Immunschwache, Lungengeschädigte und alte Menschen als 0,06 Prozent.
Ich verstehe die Intensivschwestern und -pfleger, die man immer mal im Fernsehen sieht und die dazu auffordern, sich das Geschehen vor Ort mal anzuschauen. Ich kenne mittlerweile einige, die positiv getestet wurden, einige, die richtig krank waren und um ihr Leben gefürchtet haben und einen, der verstorben ist. Vielleicht macht es das aus: Es ist für mich greifbar. Aber zumindest ist mit ihr klar zu sprechen. Damit kann ich umgehen. Aber erst gestern lief irgendwas im Fernsehen, wo ein Mann bei der Maske vom neuen Hitlergruß sprach. WAAAAAAAAAAS?!?!?! Damals hätten sie auch nicht aufbegehrt. Er würde den Mund aber nicht halten. Das ist für mich so abstrus, dass mir die Worte fehlen.
Dabei bin ich über eine Erklärung gestolpert, die ich wiederum gut verstehen kann. Eine Psychologin hat dieses Phänomen erläutert. Wir kämpfen gegen einen unsichtbaren bzw. mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren Feind. Und unser Kampf findet wo statt? Auf der Couch daheim. Klingt so sexy wie Fußpilz, oder? Das ganze Weltgeschehen ist so komplex, dass wir es mit unserem Hirn nicht mal eben so begreifen können…und dann sollen wir als Maßnahme Zuhause bleiben? Klingt nicht sehr heroisch. Da klingt es doch schon viel besser, Widerstand zu leisten. Da kommt man mehr in Aktion. Da hat man das Gefühl, etwas zu tun. Insofern kann ich das dann ansatzweise nachvollziehen. Aber so richtig verstehen, kann ich es dann doch nicht. Der Mensch – er bleibt immer auch irgendwie ein Rätsel.
Zum Glück haben wir auch viele andere Themen. Es ist kurzweilig, es schmeckt gut, alles passt. Wir sind beide gespannt, wie es im Dezember weitergeht. Dann alles wieder voll hochzufahren, erscheint uns beiden wenig sinnvoll. Sie fragt noch: „Und wieso sagt man das nicht direkt?“ Zynisch sage ich: „Weil keiner Bock auf Anarchie hat. Geh´ nicht von Dir und Deinem Geist aus, sondern von Menschen, bei denen es leider nicht so weit reicht. Diejenigen, die jetzt schon schreien und zetern. Und dann sag´ denen, es wir länger dauern. Dann drehen sie völlig ab.“ Und daran glaube ich leider fest.
Wie auch immer – zum Abschied sagt sie: „Na denn…wünsche ich Dir mal schöne Weihnachten!“ Ich lache, aber nicke: „Jo, da ich den Dezember über nicht da bin, wird es Januar, bis wir uns wiedersehen. Aber dann hoffentlich wieder so richtig.“ Ich freu´ mich drauf, auf die guten Zeiten, die wiederkommen werden. Und so ganz schrecklich schlecht geht es uns momentan doch auch nicht, oder?

2 Kommentare

  1. Ich hatte gerade ein Déjà-vu beim Lesen. Es ist goldrichtig, Freunden die man jetzt noch persönlich sieht, Fröhliche Weihnachten zu wünschen. Als ich am 7. März meine wichtigsten Sachen einpackte und ins Homeoffice zog, wünschte mir meine Kollegin „Buona Pasqua!“, Frohe Ostern. Wir lachten, alle!!! Damals hatten wir sowas von keine Ahnung. Dachten, es wäre für zwei Wochen oder so. Bin immer noch im Homeoffice.

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    1. Schon krass, oder? Aber so läuft es wohl. So was hatten wir einfach noch nie. Und das menschliche Hirn kann sich solche Dinge auch nur schwer vorstellen, wenn es das noch nicht erlebt hat. Machen wir einfach das Beste daraus und sagen den Leuten um uns herum ruhig jetzt schon „frohe Weihnachten“ oder „frohes neues Jahr“. Wenn wir sie dann vorher doch noch mal sehen sollten, sagen wir es eben erneut. Tut ja nicht weh und kostet auch nicht extra. 😉

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