Es gibt Tage, die möchte ich einfach streichen. Komplett. Ersatzlos. Besser wär´s, aber das geht ja leider nicht. Das ist wie mit dem Beamen. Das geht ja auch noch nicht. Beides wäre schön. Oder Tage einfach überspringen, wenn man weiß, sie werden murksig. Ich hätte auch Null Stress damit, wenn die Montage gestrichen würden. Da hätten wir doch alle was davon. Aber es hilft ja nichts, da müssen wir durch.
Im Job heißt das für heute konkret: Ich habe eine Rückmeldung erhalten, die einer regelrechten Ohrfeige gleichkam. Manche werden jetzt vielleicht denken: Hat sie ja auch mal verdient. Vielleicht stimmt das sogar. Ihr merkt schon, heute bin ich selbstkritisch. Ein oberer Boss hat quasi alle von uns abgewatscht, aber mir wurde dabei auch fett einer eingeschenkt. Ich sei ja auf unterster Ebene ganz gut einsetzbar, aber mit Führungskräften…naja, nee, da eher nicht. Dabei arbeite ich auch da viel und ständig mit guten Ergebnissen und tollem Feedback. Aber dieser Mensch sieht das anders. Ganz typisch (und im Grunde auch ganz sinnvoll, aus meiner Sicht), habe ich dann erstmal nachgedacht und mich infrage gestellt. Bin ich da wirklich Grütze? Mit den Jungs ganz oben, ja, da will ich nicht spielen, weil sie nicht ehrlich sind. Weil es da nur um vornerum schön-schön geht, um dann hintenrum die Messer zu wetzen. Ich mag es direkt und klar im Job. Daher meide ich eher diese Ränkeschmiede. Aber die Führungskräfte auf der unteren Ebene sind in dem Bereich schon Menschen, die dieser Art, die ich vorher beschrieben habe, noch entsprechen. Da ich mich mit einem sehr gut verstehe, rufe ich ihn kurzerhand an und schildere ihm mein Dilemma. Er versteht mich – voll und ganz. Und er pflückt mich runter, dass sein oberster Chef nun mal so sei. Er manipuliere, wo er könne und halte die Leute so beschäftigt. Fragen in Fragerunden (also ein extra Agendapunkt) könne dieser Herr so gar nicht leiden. Ich solle bitte so bleiben und würde ihnen sehr gut behilflich sein. Mmmh…der Stachel sitzt trotzdem. Das kennen, glaube ich, die meisten von Euch, oder? Im Grunde sollte man drüberstehen, aber es gibt ja doch einen gewissen Stolz, der gekränkt ist. Und ich hinterfrage mich ohnehin schon dauernd.
Der andere Bereich, in dem es ein katastrophaler Tag war, ist der private Bereich. Ich habe geschrieben, wie sehr Corona spaltet. Und ich werde es nicht müde zu betonen, wie wichtig mir Ehrlichkeit und Direktheit sind. Das gilt jedoch nicht in allen Belangen. In Freundschaften bin ich darin schlecht. Ich warte in der Regel zu lange, bis ich etwas sage. Meine langjährigen Freunde wissen das schon. Bei den meisten ist es mit der Zeit auch gewachsen, Probleme auf den Tisch zu packen. Aber bei nicht so tiefen, nicht so lange gewachsenen Freundschaften…puh, da bin ich völlig blank. Es ist das ewig gleiche Muster: Ich warte…und warte…und warte. Immer ist da diese Hoffnung, das Problem gehe schon von alleine vorbei. Und regelmäßig stelle ich mich auch da infrage, ob ich nicht einfach zu pingelig, intolerant oder sonst was bin. Irgendwann setzen das große Schweigen und der Rückzug meinerseits ein. Auch da habe ich immer noch die Hoffnung, dass sich die Wogen glätten und man irgendwann dann wieder zur Normalität übergehen kann. Meist gelingt das auch. Aber manchmal auch nicht – zumal dann nicht, wenn ich meine Gedanken hier in diesem Blog niederschreibe, wo ja nur Fremde das lesen oder ein paar aus meiner „alten Heimat“, die aber die Beteiligten nicht kennen. Wenn sich dann so ein Mensch auf diese Seite verirrt, der eigentlich gar nicht mehr diesen Blog kennt und sich dann wiederentdeckt, dann ist das natürlich beschämend. Hat was von der alten Redensart: „Der Lauscher an der Wand…“ So sollte es nicht laufen, aber so spielt das Leben. Dieser Blog ist meine Art des Tagebuchs. Es sind meine Gedanken, die mir durch den Kopf gehen und manchmal auch kreuz und quer schießen. Wer hat nicht einmal Gedanken im Kopf, wie: „Oh man, dann geht mir die wieder auf den Sack mit ihrer ständig doofen…“? In einem Tagebuch ist das kein Problem, denn das liest ja keiner – hoffentlich. Und so behandle ich auch dieses hier als mein Tagebuch…und stehe vor den Scherben einer Freundschaft. Das wirklich Tragische dabei: Die Person hat das nicht verdient, dass es so abgelaufen ist. Ändern kann ich es im Nachgang nicht mehr. Ich bleibe bei meiner Haltung, dass mich manche Aussage erschüttert hat. Aber ich hätte vorher den Mund aufmachen können, was ich nicht getan habe. Was mir bleibt, ist die Hoffnung, es zukünftig besser zu machen. Ob ich das schaffe, wird sich zeigen. Sollte nur einer von Euch so ein Blitzdingens, wie von Men in Black, haben, um die Erinnerungen umprogrammieren zu können, sagt mir Bescheid. Vielleicht sind ja echt coole Erfinder unter Euch? Ich kenne Euch und Eure Talente ja nicht. Mein Talent…pfff…ist am heutigen Tag ein riesengroßer, überdimensionierter Fettnapf. Montag ist ein Arschloch. Ich hoffe nur, Montag liest das jetzt hier nicht auch noch.
Solche Chefs gibt es leider haufenweise, da viele der „alten Schule“ noch nicht verstanden haben, dass man mit Druck und Schuld-Zuweisungen nicht führen und schon gar nicht motivieren kann. Deine Selbstzweifel kenne ich nur zu gut, wobei es mir seit meinem Jobwechsel damit deutlich besser geht; im alten Job war die gesamte Situation mit drohendem Chefs, Überstunden, Pendeln und miserablem Team am Ende so schlimm, dass nur noch ein Wechsel helfen konnte. Aber bei Dir klingt es, als hättest Du trotzdem Leute hinter dir, das hoffe ich zumindest.
Und tut mir leid, dass da deine Freundschaft in die Brüche gegangen ist.
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Danke für Deine lieben Worte. Ich hab mir mein Ströphchen geheult. Manchmal gibt es solche Tage.
Sich selbst immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, finde ich wichtig. Aber ja, ich hab auch viele tolle Menschen um mich herum. Dafür bin ich auch dankbar.
Mach dir einen schönen Abend und nochmals danke!
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Sei nicht zu hart zu Dir. Ein Chef, der über allem schwebt, sieht die gute Leistung seiner Mitarbeiter nicht immer.
Mach Du Dir auch einen schönen Abend. Viele Grüße 🙃
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