Gestern Abend schreibe ich dem Trainer noch eine Nachricht, in der ich ihm erkläre, warum ich die letzte Stunde so schweigsam war. Das liegt mir als Trainerin immer selbst am Herzen. Ich schaue, warum Leute so völlig durch sind, will ihnen Hilfestellung anbieten und es für alle gleichermaßen gut erlebbar machen. Er antwortet dann auch heute Morgen. Leider schreibt er mich mit dem Namen „Ulrike“ an. Ääääh… Es gibt drei Frauen und fünf Männer in diesem Kurs. Keine heißt Ulrike. Irgendwie lacht der Kleingeist in mir und ruft: „Na, siehste, alles kann der große Zampano wohl auch nicht!“ Ist auch wurscht, aber nimmt eigenartigerweise etwas Druck vom Kessel, was auch bitter nötig ist. Denn die letzte Nacht habe ich so was von miserabel geschlafen. Ich habe komisch geträumt, was ich aber nicht mehr erinnere. Und zwischendurch lag ich wach, während mir diese dämlichen Begriffe durchs Hirn geschossen sind, die mich dann am schnellen Wiedereinschlafen gehindert haben. Oh man, ganz ehrlich? Es ist doch nichts Kriegsentscheidendes, nichts, wobei jemand stirbt oder ähnlich Gelagertes. Warum, in Gottes Namen, muss ich mich dann so anstellen?!

Heute geht das Einwählen etwas leichter von der Hand. Ich beschließe, völlig offen zu sein – auch mit meiner Sorge. Zunächst gehen wir in Zweierteams zusammen, um über die gestrigen Erkenntnisse zu sprechen. Meine wichtigste Erkenntnis: Ich werde nie ein Fan davon sein, online Schulungen zu machen – weder als Teilnehmer und noch weniger als Trainer. Es ist nicht meine Welt. Und nicht alle Menschen sind so technikaffin, wie es einem gerne in der hippen, trendigen Welt weisgemacht werden soll. Es gibt einen Markt hierfür, keine Frage. Und wenn ich lauter Software-Entwickler habe, dann ist das die richtige Zielgruppe. Da ich ein völlig anderer Mensch bin, passt das andere zu mir besser. Eine weitere Erkenntnis, die ich allerdings nicht offen ausspreche, ist: Menschen, die deutlich erwachsen sind (um die 50), sollten nicht inflationär „nice“ sagen. Ich finde es lächerlich. Und wenn ich jedesmal, wenn ich etwas gut finde, einen Beitrag loben will oder eine Erkenntnis habe „nice“ sagen muss, dann finde ich das gezwungen hip und gewollt ultracool. Um da mal gleichzuziehen: „Not my shit!“ Aber vermutlich kommt es bei vielen sehr gut an und ist nur bei mir danebengeschossen.
Mein Sparringspartner in dieser Übung hat die Erkenntnis gewonnen, dass er gestern zu viel geredet hätte, zu weit nach vorne gesprungen sei und damit diesen Basiskurs etwas gesprengt hätte – zusammen mit einem anderen. Stimmt, aber ich kann schon sein großes Interesse verstehen. Ich frage mich allerdings, was so ein Mensch denn überhaupt in einem Basiskurs macht? Ein fertiger Chirurg geht doch auch nicht in eine Erstsemester-Veranstaltung und will „mitspielen“ – höchstens, um eine Else abzugreifen mit seinem Wissen. Aber das war nie im Leben die Motivation dieses jungen Typens hier.

Egal. Ich muss mehr bei mir bleiben… Und das ist die Erkenntnis des heutigen Tages. Ein Abschnitt geht nämlich um die Formel für Gefühle (frei nach Rosenberg – nicht Marianne, sondern ein Psychologe…wobei, ist das Marianne nicht auch irgendwie, wenn sie singt?):

Wahrnehmung + Interpretation = Gefühl

Wer ist also für meine Gefühle zuständig? Einzig und allein ich. Während in meinem Kopf der Film in Dauerschleife fährt: „Oh Gott, ich kann nichts. Die sind alle viel weiter! Was mache ich hier? Was bin ich doch ein Depp! Ich frage nichts, denn ich halte ja sonst alle anderen auf…usw.“, haben die anderen nichts dergleichen gesagt. Und selbst wenn: Dann sind das ihre Gefühle. Auf die sollte ich in meiner Rolle als Coach und Trainer schon achten, aber hier bin ich einfach auch mal nur Teilnehmer. Da sollte ich doch besser mal auf mich achten, oder? Ach ja, da darf ich noch viiiiiiel lernen.

Ich danke Euch, meinen lieben Helfern da draußen, dass ich die Gedanken mit Euch teilen darf. Und ich danke manch einem von Euch, der mir ein paar liebe, aufmunternde Worte dazu geschrieben hat. Wenn ich so verzweifelt bin (völlig kindisch), kann ich das allerdings leider nur schlecht annehmen. Ich hoffe, Ihr seht mir nach, wenn ich dann nicht euphorisch zurückschreibe, sondern mich lieber hübsch weiter demontiere. „It´s a long way to Tipperary“. Ich sage ja, im Mittelalter habe ich garantiert noch die Geißel geschwungen…oder die neunschwänzige Katze. Egal, womit, aber ich habe volle Elle bei mir draufgedroschen. Und das bekomme ich so schnell nicht weg. Mit anderen Worrten: Ich muss noch viele Jahre leben, um alle meine Aufgaben abzuarbeiten. 🙂 Das heißt im Umkehrschluss: Ihr dürft bestimmt noch manches Mal über mich schmunzeln, den Kopf schütteln oder sonst was denken und tun. Das sind dann Eure Gefühle aufgrund Eurer Interpretationen. Ach, für heute reicht´s mir. Ich geh´ schaukeln (besser gesagt: Auf die Couch). Bis denne…

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