Heute ist ein weiterer guter Tag. Warum? Mmmh, ich habe gebügelt, das Bad geputzt, gestaubsaugt, den Müll inklusive Altpapier und Altglas entsorgt. Und – als sei das nicht genug: Ich lerne sogar etwas. Dieses dämliche, englische Handbuch arbeite ich weiter durch. Noch bin ich nicht am Ende angekommen, aber es ist Land in Sicht, wie man so schön sagt. Und dazu kommen mir gute Ideen für einen Workshop, den ich übernächste Woche abhalten werde. Eigentlich dachte ich, der wird gecancelt, aber nein, sie wollen ihn durchziehen. Da es zum Großteil um Teamentwicklung geht, würde ich natürlich gerne Spiele nutzen, wo sie aufeinander angewiesen sind und entsprechend die Bedeutung ihrer Kollegen verstehen. Der Knackpunkt ist allerdings, dass ich jede Berührung quasi vermeiden muss. Nein, ich mache sonst natürlich auch keine „wir tatschen uns alle an“-Veranstaltungen. Doch wenn man gemeinsam etwas kreieren soll, geht das häufig am besten, indem man wirklich buchstäblich Hand in Hand arbeitet. Macht aber nix, so bin ich in meiner Kreativität einfach ein bisschen mehr gefordert.

Ein Thema, das wir vorgestern hatten, lässt mich nicht so ganz los. Es ging darum, ob wir schon mal (oder gar öfters) Dinge getan haben bzw. tun, die verboten sind. Puh, als katholisches Kind wären mir da früher ziemlich viele Dinge eingefallen, über die ich heute nur noch lachen kann. Und heute? Ja, ich erinnere mich an etwas, also eine Sache. Was mich allerdings so richtig wundert, sind meine beiden Kolleginnen. Die eine sagt, sie würde nie ein Parkticket ziehen. Gut, das finde ich nicht einmal richtig schlimm. Da kommt die Knolle, die sie nachher überweist. Aber selbst da muss ich sagen: Ich ziehe immer ein Ticket, weil „es sich so gehört“. Oh man, bin ich langweilig. Sie toppt es aber noch: „Ich ziehe auch nie ein Ticket in der S-Bahn.“ Waaaaaaaas? Nö, es wäre billiger, wenn man nur zahlt, wenn man erwischt würde. Sie mache das immer so, das wäre nie anders gewesen. Da bin ich aber platt. Das Problem, das ich für mich sehen würde: In S-Bahnen gibt es keine Toiletten. Nein, nicht, um mich zu verstecken. Ich hätte dabei nonstop so Magengrummeln, dass ich denken würde, ich müsse mich übergeben.
Echt, ich kann schon auch ein bisschen schauspielern und liebe es, beim Theaterspielen in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Aber hier spiele ich ja niemanden. Hier bin ich ja ich. Ich könnte dem Schaffner nicht ins Gesicht lügen. Wobei…da fällt mir ein, dass ich vor einer Mathe-Lehrerin mal den Schwangerschaftsbonus ausgenutzt habe. Sie war hochschwanger und kannte meine Schwester. Die war immer schon gut in Mathe. Was kann ich also dafür, wenn sie das ganze Talent dafür abgegriffen hat und ich leer ausgegangen bin? Also habe ich echt in der 11.1 vor dieser Lehrerin auf die Tränendrüse gedrückt, damit ich eine vier und keine fünf bekam. Hat funktioniert. Aber das ist für mich etwas anderes als schwarz zu fahren. Hammer. Und dabei kommt die Kollegin so vollkommen harmlos und unschuldig daher. Das sind echt immer die Schlimmsten. Entsprechend musste sie auch erst einmal in all den Jahren wirklich die 60 Euro Strafe zahlen. Ich könnte das echt nicht.
Die andere Kollegin, die die Frage gestellt hat, erzählt kleinlaut, dass sie für ihre Arbeiten in der Schule immer die Unterschrift ihrer Mutter gefälscht habe, bis sie 18 Jahre alt wurde. Äääääh… Auch da hätte ich die Hosen so gestrichen voll gehabt, denn wenn mein Vater so was mitbekommen hätte, wäre von mir nicht viel übrig geblieben.
Schon krass. Mir wurde immer – teilweise heute noch – suggeriert, wie schwierig ich doch war. Dabei musste für mich niemand antanzen, keiner zur Polizei, keine Entschuldigung geschrieben werden, keine Versicherung aktiv werden, keine Krisengespräche geführt werden…einfach nichts. Ich war lediglich ein Freigeist, der wohl nicht in die angepasste Umgebung passte. Darüber habe ich mich so unendlich viele Jahre gegrämt. Mittlerweile bin ich fein damit. Aber wenn ich dann solche Geschichten, wie die von meinen Kolleginnen höre, merke ich wieder, wie wenig herausfordernd oder störend ich wirklich gewesen sein muss. Ich schätze, die schwierigste Sache war wohl eher für meine Eltern, dass ich immer alles selbst- und eigenständig gelöst habe. Einerseits wollten sie das, aber – im Gegensatz zu meiner Schwester – wussten sie bei mir nie, was eigentlich Sache ist. Dabei bin ich ja ein durchaus offener Mensch. Aber – man glaubt es kaum – ich kann durchaus auch schweigen. Dann wird´s meist unangenehm im Raum. Ach ja…schon alles ein wenig verrückt – zumal ich ja im Grunde meines Herzens sehr regelkonform bin.

Un nu? Is et wieder dunkel. Aber im Dunkeln ist gut Munkeln. Keine zwei Wochen mehr, dann kann ich meine Neffen pesten – oder eher sie mich. Ich freue mich aufs Plätzchenbacken, auf Spieleabende, auf lustige Geschichten und aufs Runterkommen. Und dabei muss keiner irgendwie anders oder angepasst sein, sondern jeder darf so sein, wie er ist. Das ist für mich Freiheit. Dazu muss ich nicht mal Gesetze brechen. Ach, wie einfach kann das Leben sein, oder?
In diesem Sinne, kommt hier mein Spruch der Woche: „Schön, dass man im Alter ruhiger wird. Du regst Dich nicht mehr über den Montag auf, sondern findest direkt die ganze Woche Scheiße.“ 🙂 Ist auch ´ne Haltung, oder?

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