Es war Vollmond letzte Nacht. Wieso hat mich eigentlich keiner gewarnt? Ich habe nämlich nicht so geilo gepennt. Aber es hilft ja alles nix, ich muss trotzdem ranklotzen. Ich schiele im Auto auf die Anzeige und denke schon, jetzt ist mein Auto kaputt, weil es vier Grad anzeigt. Nie im Leben sind es vier Grad! Und dann schaue ich noch mal hin, um dann das Minus davor wahrzunehmen. Na, geht doch! Minus vier Grad!!! Oida, wenn des koa Winta net is!
Kurz vor unserem Meeting erfahre ich: Der Workshop für morgen ist gecancelt. Scha-watt bitte schön?! Der Leiter ist vollkommen zerknirscht, aber seine Leute hätten heute Morgen gesagt, es sei ihnen zu Corona-Zeiten jetzt doch zu heikel, den durchzuführen. Äääääh, das war doch genau das, was ich letztens abgefragt hatte, wo noch alle „Nööööö, wir wollen das unbedingt machen“ getrötet haben. Is klar, oder? Ich muss echt lachen und hau´ raus: „Wenn Du wüsstest, wie lange ich da gestern noch dran gebastelt habe.“ Er hat ein zentnerschweres schlechtes Gewissen: „Wie kann ich das bei Dir wiedergutmachen?“ Er kann ja nicht dafür. Aber kurz überlege ich, ob er mir einen großen, breitschultrigen Typen organisieren könnte, der mich auf Händen trägt, Humor hat, a bissl a Hian a… Aber ich will ihm keine unlösbaren Ideen kredenzen. Manchmal ist es, wie es ist. Eigenartigerweise füllt sich so ein Tag, der frisch abgesagt wird, dann furchtbar schnell mit furchtbar vielen anderen Terminen. Ein Hoch auf Heinz…
In unserem Meeting kreiert mein Chef dann das Wort „abzusondieren“. Mei, wenn es ja schon „fundamentiert“ und „propagandiert“ gibt, wieso nicht auch dieses Wort? Sind die anderen beiden nicht so allein. Er beginnt das Meeting aber mit den Worten, dass wir uns doch heute wirklich mal auf das Wesentliche konzentrieren und uns entsprechend kurzfassen sollen. Hoppla. Und siehe da: Es klappt! Wir schaffen es in 17 Minuten. Ich bin von den Socken. Ehrlich. Ist doch auch mal schön.
Bei den Erfolgen nenne ich dann tatsächlich meine bestandene Prüfung. Ich gebe auch zu, die erste mit 80 % versiebt zu haben. Was soll ich da lügen? Nach der Besprechung sucht mein Chef mich dann heim. Er wollte mir persönlich gratulieren. Hä? Ja, ihm sei durchaus bewusst, was ich leiste. Ah ja. Und er will natürlich noch etwas positive Energie saugen, weil er wieder mal in den Seilen hängt. Es tut mir wirklich leid, wie sehr er sich alles zu Herzen nimmt. Dabei hat er echt nichts mehr zu befürchten. Alle Schäfchen sind im Trockenen, er hat 45 Jahre Betriebszugehörigkeit. Aber sag´ das mal dem Gefühl. Ist wohl nicht so einfach für ihn. Naja. Er fragt mich dann aber nach über einem Jahr auch mal wieder was Privates: „Moanst denn, Du konnst obschaltn in Dei Ualaub?“ Warum denn nicht? Nur weil ich nicht wegfliegen kann? Quatschiquatsch. Ich sage ihm, dass ich heimdüse – also nicht zu meinen Eltern, aber zu meiner Sis mit Anhang. Meine Eltern…nun ja, die bleiben ein Kapitel für sich. Als wir uns verabschieden (dabei sehen wir uns Mittwoch noch mal), sagt er nur: „Mädchen, sorg´ für Di!“ Da staune ich aber mal ein bisschen. Aber es fühlt sich trotzdem gut an.
Nach Kleinkram und Gepöddel, gebe ich noch eine Schulung für drei Leute. Ich kenne alle schon – und sie mich. Es sind ausnahmslos Bayern, die sich immer über meinen Enthusiasmus beömmeln. Doch das dürfen sie auch. Immerhin verziehen sie so mal die Mundwinkel nach oben. Der Jüngste im Bunde ist 23. 23!!!!!!! Alter, der quietscht ja noch. Ok, auch der Spruch lässt ihn grinsen. Ich frage, ob es die vollkommene Störungsfreiheit geben könnte, die wir ja anstreben, was er mit einem Nicken bestätigt. Mit großen Augen schaue ich ihn an und frage trocken: „Samma, in welcher Welt lebst Du denn? Gibbet da auch Einhörner? Dann komm´ ich da auch mal vorbei.“ Er grinst: „Mach´ ruhig, is´ schön hier.“ Kurzerhand taufe ich ihn auf den Namen „Einhorn“. Es sind zu viele Menschen, mit denen ich immer zu tun habe. Da brauche ich manchmal einfach Spitznamen, weil ich sie mir so besser merken kann. Schicksalergeben nimmt er den Namen an. Als ich die drei später etwas frage, was sie eigentlich wissen sollten, sie aber mit Fragezeichen im Gesicht zurücklässt, sage ich: „Ich weiß, ich bin schon ein Miststück“, worauf der Kleine im Brustton der Überzeugung raushaut: „Stimmt.“ Ich schmeiß´ mich weg – die zwei anderen auch. Nur der Kleine reißt kurz die Hände hoch: „Nee, so war das nicht gemeint.“ Ich winke ab: „Passt schon, ich nenn´ Dich ja auch Einhorn. Da darfst Du auch Miststück sagen.“ Herrlich. Es sind durchweg junge Leute. Bei Älteren würde ich auch nicht so locker daherreden…wobei…meist scheiß´ ich mir da ja auch nix.
Der heutige Tag war entspannter, als gedacht – wenn auch voller Termine. Morgen mache ich nun Home Office, aber gemächlich. Die Hektik ist überraschend schnell gewichen. Jetzt muss ich nur noch mit meinem Kopf komplett nachkommen, damit ich dann ruhig in den Urlaub starten kann. Immerhin muss ich in Höchstform sein, denn meine Neffen sind nicht mehr die kleinen Jungs, die ich veräppeln kann. Da muss ich selbst höllisch aufpassen, dass sie mich nicht den lieben langen Tag auf die Schippe nehmen. In diesem Sinne..krabbel´ ich deswegen mal so langsam ins Bett. Morgen geht der Wecker allerdings nicht um 5:30 Uhr. Welch Luxus! Ich kann eine Stunde länger pennen…gehabt Euch also wohl für heute.
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