Nun ist mein Nacken komplett steif. Hosses Känger, watt bönn ech en au Kühmfott! Nein, das übersetze ich jetzt nicht. Weil. Aber da versprochen ja versprochen ist, düse ich früh los, um Mett zu schießen. Überraschenderweise ist in der Metzgerei nicht viel los, so dass ich zackig mein Kilo Mett bekomme. Im Laden ist rechtsseitig auch eine Bäckerei untergebracht. Die beiden Bedienungen müssen aber noch zuende diskutieren, wie doof doch die eine blöde Kuh sei, wie satt sie die beide hätten und überhaupt. Ich warte gerne. Irgendwann erbarmt sich die eine dann aber doch. Ich ordere meine Brötchen, als sie mich fragt: „Mit der Maske ist das ja schwer zu erkennen…Claudia?“ Ja, ich bin’s. Und die blöde Nuss hatte ich schon vorher trotz Maske erkannt. Ich war mit ihr zusammen in der Grundschule, befreundet waren wir aber nie. Viel einprägsamer als die Grundschulzeit ist mir allerdings in Erinnerung geblieben, wie sie bei einer privaten Karnevalsfete meiner Cousine auf dem Schoß meines damaligen Freundes gesessen hat. Ihr damaliger Freund (heute Ehemann) und ich standen wie verdattert daneben und durften nichts sagen, weil mein Ex sie damals ja nur trösten wollte, da ihre Mutter ein paar Monate zuvor gestorben war. Weshalb sie dafür auf seinem Schoß sitzen musste, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Sie ist der Typ Frau, der mich irrsinnig triggert: Sanfte, gehauchte Stimme, wehleidiger Blick. Ich kann sie einfach nicht ab. Und so erzähle ich am Frühstückstisch von meiner Begegung und erwähne – ganz garstig – dass sie dumm wie ein Brötchen sei, woraufhin der Große trocken raushaut: „Die sie ja jetzt auch verkauft.“ Brüller!!! Ich bin froh, nicht mehr hier zu wohnen. Zu viele Erinnerungen, die mir nicht gefallen, lauern an zu vielen Ecken. Und mein Laster: Ich vergesse ja nichts… Ich oller Elefant.
Die Jungs legen zügig mit ihrer Arbeit los. Heute arbeiten sie zu dritt – unter der Aufsicht des Kleinen. Der kennt sich eher mit Elektrik aus und nicht so mit Holz, aber „mit de Mull“ ist er dabei. Vier Kerle, die perfekt harmonisch miteinander arbeiten – das ist einfach ein Fest. Irgendwann schmiere ich ihnen dann die Mettbrötchen und bringe sie samt frischen Zwiebeln raus. Ich sehe durchaus Funkeln in den Augen und habe Spaß daran, dass sie die 20 Hälften doch schaffen. Göttlich! Mittags sind sie leider entsprechend nicht mehr dazu in der Lage, zwei Teller Suppe zu essen. Es bleibt – völlig untypisch – bei einem. Den Nachtisch drücken sie regelrecht hinterher und bedanken sich artig. Ich merke an, es seien wohl doch zu viele Mettbrötchen gewesen, was der Coolste unter ihnen direkt dementiert: „Et jibt kein ‚zu viel Mett.‘ Alter, Mett is Leben!“ An dem Kerl hab ich Spaß. Er hat immer gute Laune, strahlt so breit wie der fetteste Breitmaulfrosch und hat immer nen flotten Spruch auf den Lippen. Wenn ich den nur sehe, habe ich sofort gute Laune. Die Oberlippe ziert ein blonder Flaum, weil: „So ein Pornobalken is schon geil.“ Bäääääh! Ich mag keine Schnäuzer! Ich teile ihm mit, dass die bereits in den 80ern hässlich waren. „Du kennst doch nix!“ Wenn der wüsste! Meine ersten beiden Laufereien hatten eine Schenkelbürste. Schön war das nicht. Ich frage ihn, was seine Süße dazu sagen würde? „Die hat datt noch jar nisch bemerkt. Da wächst ja leider viel zu wenisch.“ Ach, der Schönne ist echt korrekt, furztrocken und selbstironisch. Und dann gehen die Fachgespräche unter den drei Azubis los: „Habt Ihr auch nen Kühlschrank bei der Arbeit?“ Die Antwort mit vor Stolz geschwellter Brust: „Ja klar!“ „Habt Ihr da auch Pils drin liegen?“ Die Quittung ist ein Blick, der zeigt, diese Frage könne nur eine rhetorische sein: „Ja sischa!“ Ein anerkennendes Nicken: „Profis seid Ihr!“ Wenn das die Kriterien sind, dann bin ich mittlerweile auch Profi. Ich hab gelernt, wer in Bayern lebt, muss immer ein Bier im Kühlschrank haben. Meistens habe ich zwei Flaschen für alle Fälle dort liegen, die ich kurz vor dem Ablauf des Haltbarkeitsdatums mit viel Limo mixe, wenn sich niemand anderes erbarmt hat. Also: Bin ich Profi oder bin ich Profi?
Jetzt läuten wir unseren Eberhofer-Abend ein. Die ersten drei Filme gucken wir heute, die nächsten drei schätzungsweise morgen. Wir lassen uns nach Niederkaltenkirchen entführen und genießen den bayerischen Dialekt inklusive rauem Charme. In diesem Sinne: O’zapft is.
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