Es stürmt ohne Ende da draußen, weshalb ich wieder einmal Sehnsucht nach meinem Besen bekomme. Meiner Sis ist Wind ja ein Graus. Irgendwie können wir nicht miteinander verwandt sein… obwohl uns dauernd Leute verwechseln, was ich echt nicht verstehen kann. Ja, man kann sehen, dass wir Schwestern sind. Aber in der Tat reden manche mit mir, die ich gar nicht kenne und die ihrerseits erst später spannen, wer ich eben nicht bin. Sehr, sehr komisch. Aber zurück zum stürmischen Wetter: Weil meine Sis Wind verabscheut – und Sturm sogar noch mehr – hole ich wieder Brötchen. Da ich dachte, sie sei schon weg, bin ich zwar geduscht und alles, aber trage Jogginghose… naja, eigentlich ist es eine Yogahose. So würde ich ja normalerweise nie vor die Tür gehen. Nachher gibt’s noch Ärger mit Karl Lagerfeld! Aber noch mal umziehen? Darauf habe ich auch keinen Bock. Also husche ich flott so zum Bäcker, wo es – oh Wunder – eine richtige Warteschlange gibt. Dort treffe ich sogar einen Bekannten mit seinem Hund. Das Gespräch ist so herrlich typisch Dorf. Ein altes Ömken schrawelt (kann ich nicht übersetzen) mühselig die Treppe runter nach draußen, während sie einen grauen, ausgelümmelten Jogginganzug trägt. Da mach‘ ich mir um meine Yogahose ’nen Kopp! Sie haut meinen Bekannten an: „Ha, wie isset?“ Er: „Juut, un selber?“ Sie wieder: „Joa, et muss, wa? Hörens, häs Du ene neue Hund?“ Er: „Nö. Is immer noch derselbe Möpp.“ Der Brüller, weil dieser Möpp wirklich den Namen Möppi trägt! Sie erneut: „War der nich dicker?“ Er amüsiert: „Nö. Reicht et nich, wenn ich watt mehr auf de Rippen hab?“ Sie lacht leicht: „Datt has jetz Du jesacht!“ Immer, wenn sie redet, muss sie im Schraweln innehalten. Reden und sich mühsam fortbewegen, geht nicht gleichzeitig. Er wartet in Ruhe, bis Ömken ausgeschrawelt hat und geht dann erst in den Laden. Hier hat man die Ruhe weg und diskutiert gemächlich über das Gewicht von Hunden. Das passiert Dir in der Stadt nicht. Da wird eher um den Brötchenpreis verhandelt. Ach ja… alle jeck.

Da das Wetter derartig krass durchwachsen ist, kann man wirklich so gar nichts machen. Der Große hat bei seiner Maus genächtigt. So richtig Lust hat der Kleine dann auch nicht, mit mir allein was zu spielen. Irgendwann gehe ich einfach zum Großen ins Zimmer und will den Internetanschluss nutzen, um irgendeinen Film zu schauen. So schnell kann ich gar nicht gucken, da hockt der Kleine sich zu mir aufs Bett. Wir suchen so einen schönen, kranken Film von Guy Ritchie aus. Was will man an solchen Tagen auch sonst machen? Die Jungs gehen dann zu einem Bekannten, und mir ist fad. Ich lese, telefoniere und sehne den Abend herbei. Solche Tage, an denen so gar nichts los ist, machen mich wahnsinnig müde. Und so geht es auch dem Großen. Die Jungs kommen heim, der Große duscht kurz und will dann eigentlich wieder runterkommen…aber er ward nimmer gesehen. Als ich nach ihm schaue, läuft Eurosport im Fernsehen, während ich seinem gleichmäßigen, tiefen Atem lauschen kann. Wie er so da liegt, sieht er wieder aus wie der kleine Junge vor 15 Jahren… nur dass Arme und Beine erheblich länger geworden sind. Ich versuche, ihn sanft zu wecken, weil es noch viel zu früh ist, aber lasse ihn dann schlafen. Wer so fest pennt, braucht’s wohl auch. Lediglich den Fernseher stelle ich aus.

Habt Ihr eigentlich auch so ein erhöhtes Schlafbedürfnis, seit alles so runtergefahren ist? Ich schon. Aber das wird sich auch schnell wieder ändern. Es ist eben schlichtweg ein längerer Winterschlaf als üblich. Morgen kommen dann zwei Jungs, um dann gemeinsam wieder draußen ihre Holzarbeiten zu verrichten. Dann sind die Jungs auch wieder ausgeglichener… und wir mit ihnen. Zu viel Langeweile wird irgendwann dann auch zu langweilig. Und alles kann und will ich dann auch nicht verschlafen. Ich bin ja schließlich kein Bär.

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