Tag eins, was soll ich sagen? Ich hatte vorher schon wenig bis gar keine Lust zu arbeiten. Ja doch, ich weiß, wie dankbar ich sein müsste, einen Job zu haben. Trotzdem – oder, wie ich als Kind immer gesagt habe: Krotzdem. Als ich nun aber so mäßig motiviert (klingt besser als völlig demotiviert) den Lappi hochfahre, benötige ich auch lediglich eineinhalb Stunden für neue Updates, die ständig ein Neustarten erforderlich machen. Dieses muss manuell erfolgen – logisch, da es sonst zu zig Abbrüchen inmitten ach so supertruper wichtiger Skype-Konferenzen käme. Und ich bin so wahnsinnig effektiv in dieser Zeit. Meine Bude existiert schon gar nicht mehr, so viele Löcher, wie ich in die Luft gestiert habe. Und mein Lieblingskollege hat sich auch schon in Erinnerung gerufen. Ach, was wäre mein Leben ohne Heinz? Ich schaue nach, ob mein Chef noch frei hat, doch sein Kalender zeigt an, er sei bereits die ganze Woche da. Ich setze an zu einer Mail, entdecke aber dann umgehend den Abwesenheits-Assistenten. Der Typ ist der Hammer! Wieso schafft er nicht, was von jedem von uns gefordert ist? Und ja, es ist nichts, worüber ich mir graue Haare wachsen lasse. Und nein, ich hatte nichts anderes erwartet. Wie meinte ich vorhin schon? Krotzdem. Das ist kein Satz? Na und?

Ich skype ein wenig und erledige meine Mails. Diesen Monat wird bei uns – für mich unverständlicherweise – die Kurzarbeit ausgesetzt. Wir sind dazu angehalten, auf jeden Fall mobil zu arbeiten, soweit wir technisch ausgestattet sind (was ja selbst der gute Heinz dann irgendwann nachgeholt hat). Vor dem Hintergrund (also des mobilen Arbeitens) ist es noch unverständlicher, dass wir diesen Monat voll arbeiten. Aber wenn die Jungs das so beschlossen haben, kriegen sie es auch so. Und ja, tatsächlich Jungs. Wir gehören nämlich zu den Firmen mit rein männlichem Management. Das wird auch noch ein Spaß werden, wenn die Frauenquote dann mal umgesetzt wird. Ich persönlich halte einerseits wenig davon, sehe aber andrerseits, wie wenig bei Freiwilligkeit passiert. Es ist also jetzt keine wirklich gute Lösung, nur dennoch notwendig. Allerdings sind die Frauen, die sich für solche Posten interessieren, härtere Kerle, als ihre männlichen Pendants im Management-Sandkasten. Ich hätte keine Lust auf all die Machtspielchen, nur mache ich es mir damit auch zu leicht. Wer schimpft, sollte ebenso anpacken und es immerhin versuchen, es besser zu machen. Aber? Richtig: Krotzdem.

Nach Feierabend düse ich zu meiner lieben Kollegin, die ich über einen Monat nicht gesehen habe. Sie ist immer noch nicht fit, was mir so leid tut. Jeder fühlt das Seine… und das ist immer subjektiv. Trotzdem lachen wir auch und bringen uns gegenseitig auf Stand. Da käme kein Mann mit, wie wir mit unseren Themen springen. Das ist echt immer wieder ein Phänomen, wenn ich Männer und Frauen in ihrer natürlichen Umgebung beobachte – also Frauen beim Ratsch, Männer beim Bier. Männer kommen mit so wenigen Worten aus, weil sie diese ja für uns vorhalten wollen. Für dieses selbstlose Verhalten bin ich überaus dankbar, keine Frage. Doch ich fände es auch schön, wenn sie mal ein bisschen üben würden, damit Frau mit ihnen auch einmal auf Augenhöhe kommunizieren könnte. Zwischen Frauen braucht es nämlich auch keine Erklärung, wie Frau von Rosen über Nagellack auf Eispickel kommt. Und es ist auch nie ein Problem, wenn Frau plötzlich über das Brathähnchen schwadroniert und dann noch mal zu den Rosen springt. Da muss Frau die Übergänge auch nicht erklären, was sonst auch nervig wäre. Nur ist das bei Männern immer so ein Thema: Sie trainieren das ums Verrecken nicht. Und wir haben dann immer mords die Aufklärungsarbeit an den Hacken. Gespräche unter Männern laufen ja so: „Aaah…“ Nicken. „Un selbs?“ Nicken. „Mmmh…. muss.“ Nicken. Ich meine, ich mag ja auch nonverbale Kommunikation. Und ja, auch Grunzgeräusche gehören entfernt zum Breitenspektrum der Sprache – zum Beispiel, wenn jemand bestätigend agieren möchte, ohne zu unterbrechen. Wir wollen allerdings einfach auch mal hören, was Ihr Jungs so zu erzählen habt. Es gibt nichts Interessantes? Krotzdem!

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