Das Ende der Woche ist erreicht. Man glaubt´s ja kaum, dass es dann doch irgendwie gelingen konnte. Der Januar war noch nie mein Lieblingsmonat. Da kann er gar nicht viel dazu. Dennoch mag ich ihn nicht. Ich glaube, die Negativreihenfolge beginnt so: Januar, November. Weiter bin ich noch nicht, wobei ich den September ans Ende setzen könnte und davor den Mai. Blieben somit noch acht zu verteilende Monate. Ich weiß, ich hab´ vielleicht Sorgen!
Einen Eisvogel habe ich heute nicht gesichtet. Auch habe ich nichts von dem Vogel mit dem Vogel vernommen. Ich stolpere immer noch über dessen Formulierung: „Genieß´ es!“ Wenn einer psychisch angeschlagen Zuhause sitzt, sind das doch motivierende Worte. „Genieß´ die finsteren Gedanken“? Oder: „Genieß´ es, dass Du Zuhause bleiben darfst, während wir arbeiten müssen“? Ach, ich will mich heute nicht noch mal über den Tuppes aufregen.
Stattdessen erhalte ich besorgte Nachrichten. Gleich zwei Mal! Herr Leckebusch sorgt sich, es könne mir etwas geschehen sein. Er habe so lange nichts von mir gehört? Und eine Bekannte spricht mir ebenfalls eine Nachricht auf, sie mache sich Sorgen, ob bei mir alles in Ordnung sei? Im Prinzip ist das toll und lieb. Und trotzdem kommt es mir wie eine kleine Schlinge um den Hals vor. Es sind beides Menschen, die schon lange nicht mehr im Berufsleben stehen. Durch Corona brechen ihre Freizeitaktivitäten weg, was bestimmt schrecklich langweilig und nervig ist. Aber ich kann nicht alles bedienen, was mir dann schon auch leid tut. Nur kann man nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Nein, nicht einmal ich.
Auf der anderen Seite werden die Rufe nach Verschärfungen laut. Soll ich Euch was sagen? Ich kriege sie nur durch Benachrichtigungen anderer Leute mit, weil ich seit Tagen keine Nachrichten geschaut habe. Es gibt keinen Ausdruck dafür, wie unbeschwert sich das anfühlt. Durch dieses gebetsmühlenartige Wiederkäuen der Medien mit nerviger Dramaturgie, fühle ich mich manchmal echt ausgewrungen, wie ein Schottelsplack. Ja, dieses Wort könnte ich ins Hochdeutsche übersetzen, mache ich aber nicht. Oooooh, Ihr glaubt´s nicht. Da schau´ ich gerade mal nach, ob es mittlerweile auch solche Perlen im Internet gibt und entdecke ein Lied aus dem Nachbarsdorf (eigentlich Feindesland) meiner Kindheit. Dieses Lied ist dem Schottelsplack gewidmet! Nun ist mein Plattdeutsch leider nicht so rein und flüssig, wie ich es mir wünschte, aber bestimmte Begriffe sage ich ja nach wie vor am liebsten auf Platt. Auch Schottlesplack. Dieser ist ein Begriff meiner Kindheit. Meine Mom hat immer Hochdeutsch mit uns gesprochen, weil sie von ihrer Schwägerin blöderweise dazu angehalten wurde, damit wir Kinder überhaupt zurechtkämen. Blöde Nuss, diese Tante von mir. Aber nicht nur deswegen. Nur trotzdem – oder gerade weil wir es nicht sprechen sollten – hat mich die Sprache immer fasziniert. Und von Dorf zu Dorf gibt es bisweilen große sprachliche Unterschiede. Mich verzückt es jedes Mal, wenn ich es höre. „Häs de ens e Täschedöök?“ Herrlich. „Ech jloöv, ech mott jet bööke!“ „Bööke“ sagte meine liebe Omma immer, die allerdings schon holländischem Einfluss unterlag. Meine böse Oma sagte dazu eher „jriene“. Ein Mann, der spät abends stockbesoffen aus einer damals noch völlig verrauchten Wirtschaft heimkam, wurde auch schon mal mit den Worten begrüßt: „Jank Dech buute uuttrekke, da konn datt Jöppke all uutfreese.“ Ich grinse hier. Und bevor ich weitere Perlen vor mich herwerfe, die ohnehin kaum einer von Euch versteht (außer vielleicht noch Fine und die Kleen), lass´ ich das mal lieber und schwelge alleine weiter in meinen Erinnerungen. Eins weiß ich dabei so sicher, wie ich mir dessen schon immer gewiss war: Sprache ist was Herrliches!
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