Auch heute schaffe ich es leider nicht, mich nicht aufzuregen. Grund dafür ist meine Rücksprache mit meinem Chef. Außer Beleidigtsein kommt nämlich nichts dabei rum. Im Grunde weiß ich das ja vorher immer schon. Trotzdem hilft es nichts. Und durch seine beleidgite Haltung (die ich so gut von meinem Vater kenne), ziehe ich mich dann gerne in Zweifel. Muss ich den Anspruch haben, vernünftig arbeiten zu können? Kann ich nicht einfach nur mein Ding machen und – wie so viele bei uns – „nach mir die Sintflut“ denken? Die Frage ist müßig, da ich bin, wer ich bin. Ich kann das nicht anders.
Vor vielen Jahren ist es im Eingliederungsbereich der Psychiatrie eskaliert, wovor ich gewarnt hatte, was aber abgetan wurde. Als die Eskalation eintrat, habe ich mir noch von meinem damaligen Chef anhören dürfen, dass ich das dann wohl nicht deutlich genug gesagt hätte. Und das – so habe ich mir geschworen – passiert mir nicht noch mal. Trotzdem muss ich wieder dabei zusehen, wie immer mehr Leute in unserem Team die Grätsche machen, weil mein Chef lieber Vogel Strauß spielt und Eisvögel beobachten will. Das versteh´, wer will.
Wieso nur sind so viele Menschen nicht konfliktfähig? Warum verharren so viele in schlechten Situationen, statt etwas zu ändern? Ich kapier´ es nicht. Keiner mag es, wenn er kritisches Feedback erhält, schon klar. Mein Chef haut einem hingegen alles Mögliche vor den Latz, was unter die Gürtellinie geht. Aber wehe, man kratzt an seiner (nich vorhandenen) Führungskompetenz. Er hält sich für den größten Zampano. Das ist für mich der DSDS-Effekt. Ich glaube, darüber sollte ich mal eine Abhandlung schreiben und es in den Diagnoseschlüssel aufnehmen. Dieser Effekt bedeutet für mich: Menschen, die nicht singen können, suchen dieses Drecksformat auf, um ein Star zu werden. Da frage ich mich unter anderem, ob sie überhaupt kein Gehör haben, aber noch mehr, ob sie keine Freunde haben? Wenn einer meiner Freunde sagen würde, er würde dort vorsingen wollen und ich aber registrieren würde, er sänge wie ein Schwein klettere, würde ich doch versuchen, ihn zu warnen, oder? Aber irgendwie haben zu viele Menschen zu viel Spaß daran, andere vor versammelter Mannschaft vorzuführen. Naja…muss mir ja nicht gefallen. Und diesen DSDS-Effekt bemerke ich immer wieder beruflich. Die größten Pfeifen werden Chefs. Fachlich sind sie mitunter häufig kompetent, aber menschlich eben Totalausfälle. Und die, die darüber entscheiden, sind ja auch schon sozial inkompetent. Es ist also ein Heer an Vollpfosten, die führen. Na, Prost Mahlzeit. So macht Arbeiten Spaß.
Ende vom Lied – also meinem Lied mit meinem Chef – ist ein weiterer Termin am Montag, denn mein Chef will von mir wissen, wie er denn eine Teamrunde zu dieser Thematik führen, wie er sie konzipieren und moderativ auftreten soll. Ääääääääh? Nein! Ich verweise ihn an die Personalabteilung, die bei Führungsfragen die kompetenten Ansprechpersonen sind. Das will er auf keinen Fall, weil das ja alles Deppen sind…stellt der Depp fest. Natürlich darf ich den Termin nicht verweigern, aber ich werde garantiert keinen Workshop aufstellen, für den er bezahlt wird und verantwortlich zeichnet. Es ist zum Verrücktwerden! Es ist so, als würde ich zum Chirurgen gehen und sagen: „Ich habe da einen Knoten. Können Sie den bitte operativ entfernen?“ Und der antwortet: „Wenn Sie mir vorher genau erklären und mich anleiten, wie das geht, können wir mal darüber nachdenken. Wobei ich schon beledigit bin, dass Sie den Knoten gefunden haben und nicht ich.“ Verkehrte Welt. Meine Motivation muss mittlerweile im Zeugenschutzprogramm sein, denn ich habe so gar keinen Zugriff mehr auf sie. Elende Verräterin.
Auf der anderen Seite berichtet mir meine liebe Kollegin von ihrer Fortbildung. Sie haben drei Tage lang eine Prüfungssimulation. Und bis auf einen, haben bislang alle „verkackt“. Hier haben wir wieder das Prinzip des Vorführens. Wie kann ich besser demotivieren, als wenn ich am Ende einer Ausbildung alle vortanzen lasse und sie bange mache, dass vor ihnen noch ein eeeeeeeeelend langer Weg liege, wenn sie erfolgreich werden wollen würden. Hollpa, was für ein Satz. Aber er spiegelt meine Kopf stehende Welt gerade. Stärken stärken, das ist das Prinzip, was ich bevorzuge. Und Trump ist doch jetzt weg vom Fenster. Können wir da nicht wieder zu einem vernünftigen Umgang miteinander zurückfinden? Doch das ist wohl nicht gewollt. Es wird deutlicher und deutlicher, mich umzuorientieren. Nur brauche ich noch diese bestandene Prüfung, um wirklich etwas beruflich verändern zu können. Dabei ist mir vorhin aufgegangen, dass ich nun seit zweieinhalb Jahren unentwegt in Ausbildungen stecke – zusätzlich zur Arbeit. Ich bin gespannt, wie es mir nach meiner letzten Wochenend-Veranstaltung im März gehen wird? Böse Zungen behaupten ja, es würde dann nicht mehr lange dauern, bis ich die nächste Aus-/Fortbildung fände. Doch gerade würde ich einfach gerne etwas pausieren. Beruflich starte ich ja ohnehin auch noch eine Fortbildung in diesem Jahr. Ich glaube echt, das reicht. Wobei dies schon auch einen etwaigen Corona-Blues im Keim erstickt. Ich komme einfach nicht dazu, mir um diesen Gurkensalat auch noch einen Kopp zu machen. Sappralott, es ist ganz gut, wenn ich dieses Wochenende frei habe und mal ein bisschen runterkomme. Dann klappt´s auch mit der Mission „weniger aufregen 2021“ besser.
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