Heute lese ich…und lese… Das empfinde ich echt als Geschenk: Wenn ich ausgiebig Zeit habe, ein gutes Buch zu lesen, ohne dauernd unterbrechen zu müssen. Es gibt Menschen, die echt Künstler sind, so, wie sie schreiben. Das lässt mich dann immer zweifeln, irgendwann doch ein Buch zu schreiben. Aber – wie sagt meine liebe Freundin so passend, wenn ich mal wieder an allem Möglichen zweifele? „Was, wenn es funktioniert?“ Umgekehrte Annahmen. Und ja, auch den Denkanstoß, den sie mir heute gibt, nehme ich mir zu Herzen: Die ganzen schlechten Annahmen über uns selbst, kommen von uns. Mit guten Aussagen zu uns selbst, müsste es dann doch genauso funktionieren. Ist im Grunde logisch. Nur ist es nicht ganz so einfach, Angewohnheiten zu ändern. Schon bescheuert, wie uns bereits als kleine Mädchen eingetrichtert wird, dass Eigenlob stinke. Bei den Jungs ist das nicht so. Sie müssen ja stark und selbstbewusst auftreten, um echte Kerle zu sein. Für eine Frau schickt sich das nicht. Ich denke an meinen großen Neffen, der irgendwann ganz stolz war, seiner Mom geholfen zu haben und selbstverständlich verkündete: „Da bist Du froh, dass Du mich hast.“ Sie hat vorher immer wieder gesagt, wenn er sie bei irgendwas unterstützt hatte – vor allem, als der Kleine dann gerade auf der Welt war – wie froh sie sei, ihn zu haben. Manchmal sagen wir das im Scherz heute noch, wenn wir irgendwas gemacht haben und sehen, wie die andere sich freut: „Da bist Du aber froh, dass Du mich hast!“ Und dann lachen wir. Wieso kann ich das nicht einfach auch mal zu mir selbst sagen? Ich kann´s ja mal versuchen. Schaden wird´s schon nicht. Und wenn sich zu viele andere Stimmen in mir melden sollten, können sie mich ja immer noch einweisen. Also, fange ich doch einfach einmal damit an: Da bin ich froh, dass ich mich hab´! Huch, tut ja gar nicht weh.
Was heute mit dem Buch passiert, habe ich gestern tatsächlich mit Musik geschafft. Ich habe stundenlang am Rechner gesessen und Musik gehört. Da vergesse ich ja komplett Raum und Zeit und bemerke erst an meinen kalten Füßen und dem schwindenden Licht draußen, wie viele Stunden ins Land gezogen sind. Zunächst höre ich ein paar Elektrolieder, die normalerweise nicht so meinen Geschmack treffen, aber auch mal in Ordnung sind. Und dann brauche ich natürlich ein paar rockige Lieder. Da zapple ich dann schon auch auf meinem Stuhl mit. Ganz ehrlich? Das vermisse ich. Ich möchte noch mal total abzappeln bei irgendeiner Party. Paartanz ist ja nicht so meins, mal hin und wieder ein Liedchen mit meinem Schwager, das kann ich schon schwofen. Aber am liebsten tanze ich für mich allein. Nur, je älter ich werde, desto weniger Partys gibt es. Ich bin mal im Dorf meiner Sis total auf ein Lied abgegangen, das gar nicht so bekannt ist. Eine Band hat ein Lied von Anouk gespielt. „Nobody´s wife“ – Ironie des Schicksals, denn das war ich ja auch tatsächlich niemals. Da habe ich mich so gefreut, dass ich so richtig dazu abgerockt habe. Im Dorf ist ja eher so ein Schunkeln normal, aber alles sehr gesittet und minimalistisch. Nach dem Lied hat der Sänger tatsächlich grinsend ins Mikro gefragt, ob es mir gut gehe? Ich habe beide Daumen nach oben gereckt und noch breiter gegrinst als er. Na klar! Trotzdem ist so was eher nicht sinnvoll in einem Dorf. Das kann man eher in Diskotheken machen. Nur bin ich für diese dann doch eher zu alt.
Und so kommt mir dann gestern die Gelegenheit in den Kopf, wo man auch so richtig abtanzen kann: Karneval. Das vermisse ich schon. Vielleicht ist ja nächstes Jahr alles wieder etwas normaler? Denn dann werde ich zum Karneval ins Rheinland fahren. Ich vermisse die Kölschen Klänge. Und so schweife ich doch tatsächlich beim Musikhören ab. Ich lausche alten Liedern der Bläck Fööss. Auch Brings und Tommy Engel dürfen nicht fehlen. Es gibt aber auch coole neue Bands, die meine Neffen so mögen, wie Cat Ballou und Querbeat. Und darüber entdecke ich eine mir bislang völlig unbekannte Band: Miljö. Auch gut zu hören. Auch wenn ich immer sage, ich kenne so etwas, wie Heimat, nicht. Höre ich Kölsche Lieder, dann fühle ich mich heimisch. Dabei ist Kölsch ja nicht mal mein Dialekt von Zuhause, aber es ähnelt dem immerhin. Und es ist ein Lebensgefühl. Ich schwelge in Erinnerungen an vergangene Karnevalszeiten und wie gerne ich immer gefeiert habe. Lasst uns hoffen, dass sich bis Ende des Jahres alles wieder „normalisiert“ und wir wieder gemeinsam feiern können. In den letzten Jahren habe ich eindeutig zu wenig gefeiert und zu verbissen gearbeitet. Noch so eine Corona-Erkenntnis. Mein Plan für die Nach-Corona-Zeit: Mehr von dem machen, was mir wirklich Freude bereitet, mehr wagen, mehr tanzen, mehr feiern…und jede Menge lachen. Ja, das wird schön
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