Man, gestern war ich echt geladen und hatte abends keinen Bock mehr auf irgendwas. Ok, außer auf die „Meeeeeedchen“ von Heidi. Gott im Himmel, da hat jede Einzelne ihre eigene Geschichte. Es ist wohl ein Talent, das sie sich nur von Heinz abgeschaut haben können: „Wie kann ich alles möglichst groß aufpusten?“ Ich spreche keinem dieser Mädels ihre Geschichte ab. Aber wie machen sie das zukünftig? Nehmen sie neben ihrem Fotobuch ihre Tagebücher mit und legen beides dem möglichen Kunden vor? Und der entscheidet dann zugunsten des Mädels, das die schlimmste Erfahrung im Leben gemacht hat, weil es ja auf „Personality“ ankommt? Irgendwie ist jeder heute traumatisiert. Und ja, gerade ich achte ja auf so was und möchte Menschen helfen, die ihre Herausforderungen meistern wollen. Aber wenn jetzt jeder solche Begriffe in den Mund nimmt, zieht es bald die wirklich heftigen Fälle ins Lächerliche. Vonwegen: Ich wollte mich einen Abend sinnlos berieseln lassen. Hat nicht so geklappt, wie gedacht. Aber unterhaltsam war es hier und dort dann schon.
Heute Morgen habe ich als Erstes die Rücksprache mit meinem Chef und einem Kollegen bzgl. der Team-Workshops. Gemacht hat natürlich keiner der beiden was daran. Sie lieben es, das alles auszudiskutieren. Man könnte meinen, ich säße mit meinem Mate-Tee im Kreise von Sozialarbeitern, die mir ständig „Du, da müssen wir aber mal drüber reden, Du“ entgegenhauchen. In weiser Voraussicht habe ich was vorbereitet. Mein Kollege ist für so was immer dankbar, denn: „Wenn wir was haben, mit dem wir dann arbeiten können, tu´ ich mich immer leichter.“ Ach. Is nich wahr! Nur selbst eine Grundlage liefern, das kann er nicht. Ich führe die Jungs durch das Konzept für den ersten Workshop. Dabei merke ich, wie viel kleinschrittiger ich die einzelnen Aufgaben noch ausformulieren muss, damit es auch wirklich der letzte Depp verstehen kann. Natürlich befinde ich mich im Präsentationsmodus, denn alles andere würde zu lange dauern – so mein Chef. Er beteiligt sich in der Tat am wenigsten. Am Ende bedankt er sich im Überschwang für das, was ich da leiste. „Do konnst so richtig brillieren, woas? Des meakt mo.“ Ja, und er kassiert dafür das Geld. Aber ich will mich nicht aufregen. Es ändert nichts. Am Ende muss ich es doch machen – ob ich mir vorher ´ne blutige Schnüss diskutiert habe oder nicht. Daher versuche ich, meine Energie dorthin zu lenken…also nicht auf die Schnüss, sondern aufs Ergebnis. Und ganz nebenbei lerne ich dann auch noch das, was ich so gar nicht gut beherrsche: Ich delegiere. „Wonn solln mo des denn moachn? Woas moanst?“ Spitz bemerke ich: „Das lege ich vertrauensvoll in Deine Hände.“ Er bemerkt die Spitze nicht. Immerhin die verkackten Termine kann er ja wohl einladen, oder? Kann er. Macht er auch. Allerdings erst, nachdem ich ihm sage, wann es mir am besten passt. Na ok, dann eben so. Mein Kollege will dann die jeweiligen Ergebnisse abwarten, bevor wir (das ist ein Hohn…bislang haben sie nämlich nichts getan, was sich auch keineswegs ändern wird) dann die nächste Runde planen. Dabei stehen die Grobkonzepte von mir bereits. Für die erste Sause bereite ich dann auch die Powerpoint vor, in der alle Arbeitsschritte in Altenheim-Löffelchen-Portionen zerteilt sind. Immer wieder spukt mir der Leitsatz der Metzgerei Boggnsagg durch den Kopf: „Wou issn is Hirn?“ (Achtung: Man muss schon fränggisch a weng mögn!)
https://www.youtube.com/watch?v=ow2k_qkuv_o
https://www.youtube.com/watch?v=WvEgLKVPdJg
Ein paar Termine später, darf ich auch wieder zu meinen Nerds. Heute ist der Kreis der Teilnehmer allerdings größer. Die Nerds präsentieren den Anwendern eine mögliche Plattform, auf der sie später arbeiten können. Ich sitze da und lausche gespannt, was sie da erklären, worauf man zugreifen könne, welche Daten man dazu abzapfen würde usw. Ja, es ist in englischer Sprache. Aber ehrlich? Das könnte auch Deutsch sein. Verstehen tät´ ich´s dafür nicht besser. Altobelli! In einem Nebenchat schreibt mich einer meiner beiden Jungs ganz aufgeregt an: „Na, ist das nicht ein tolles Tool?“ Wahrheitsgemäß oute ich mich, dass dies für mich böhmische Dörfer seien. Ich bin so was von völlig weit weg von solchen Themen. „Und genau deswegen brauchen wir Dich!“ Is klar. Der olle Schleimsack will nur wiedergutmachen, was er mich schon an grauen Haaren gekostet hat. Darüber kann er nur lachen. Echt wahr. Ich sitze hier und verstehe nicht mal Bahnhof. Ich nehme allenfalls den aufsteigenden Rauch wahr, kann mir aber nicht mal den wirklich erklären. Zum Glück liegen die Talente so munter verstreut herum. Müsste ich das hier verstehen, ich würd´s beenden…also, mein Leben.
Mein Nachmittagstermin ist ähnlich, wie gedacht. Nur dass die Jungs nicht betteln. Sie räumen von sich aus ein, sie seien viel zu spät dran. Daher würden sie von mir jetzt überhaupt gar nichts erwarten für Montag. Auch eine Möglichkeit, mich ans Laufen zu bringen. Ich erkläre ihnen, ich hätte mich ohnehin darauf eingestellt. Wir müssten nur noch klären, was sie genau von mir bräuchten. Nebenbei erwähne ich, wie ich gestern noch kleine schokolierte Likörwaffelbecher eingekauft hätte und auf den nächsten Winter warten würde, wenn wir uns dann endlich wieder treffen dürften. Da gäb es dann Eierlikör, bis wir blau wären. Die eine Rückmeldung: „Bei mia is immo no Winta.“ Scherzkeks. Klar, ist noch Winter. Aber es ist auch immer noch Ausgangssperre, Versammlungsverbot, Pandemie. Und ich weiß, wie vorbildlich er sich da an alles hält. Entsprechend fasse ich dann auch seinen nächsten Spruch auf: „Oba, die Infektionszoaln müssn jo irgendwia bedient werdn.“ Eierkopp! Das würde er eh nicht machen. Doch ich führe ihm noch kurz vor Augen, dass wir ja schlecht derzeit mit den S-Bahnen nachts „umonandfoarn kinna“. Da meint er, mir einen Witz von zwei Stockbesoffenen in der S-Bahn „vazälln“ zu müssen, wovon sich einer selbst „ospeit“. Mahlzeit. `N Stückchen Brot dazu?
Ach, ich mag die Jungs. Daher ist es auch nicht schlimm, dass ich noch einenhalb Stündchen für sie arbeite. Mit ihnen ist das Leben in der Firma einfach mal ein paar Grad lustiger. Derb, aber definitiv lustig.
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