Die übriggebliebenen Nonnefotte habe ich gestern brav aufgeteilt. Eine Hälfte hat meine Freundin bekommen, die andere Hälfte ich. Ich bin überrascht, aber sie schmecken auch heute noch gut. Normalerweise überleben sie den ersten Tag nicht. Nur den Eierlikör lasse ich heute wohlweislich weg. Muss ja nicht jeden Tag sein, gell? Aber es wird schon gemutmaßt, ob ich heute bereits wieder gesüppelt hätte, als ich vorhin mit einem Kumpel appe. Doch nix da! Mich hat lediglich mein rheinisches Gemüt wieder voll im Griff. Diese Durststrecken zwischendurch gehen mir zwar immer häufiger auf den Zeiger, aber ich höre von so vielen, die regelrecht kirre werden. Ist ja auch kein Wunder, oder? Die Winterzeit wird ja nicht ohne Grund die „dunkle Jahreszeit“ genannt. Bislang hatte ich damit nie zu kämpfen. Doch derzeit ist ja alles anders. Und selbst die größten Optimisten und Lilalaunebären werden zwischendurch eben auch mal flügellahm. Nur halte ich das nicht lange am Stück durch. Denn Jammern hilft bekanntlich nicht wirklich weiter. Es darf mal sein, aber dann muss es auch weitergehen. Wie sagte Hape Kerkeling als kleiner Junge so schön: „Ich nehm´ gern noch ein Eierlikörchen. Datt Leben muss ja irgendwie weitergehen.“ Und da ist was Wahres dran.

Und so schlafe ich dann heute aus. Zwischendurch schiele ich zwar irritiert zum Radiowecker, drehe mich dann jedoch genüsslich noch mal um. Ach, ist das schön. Man glaubt es nicht, aber ich kriege so einen Tag auch mit viel Unsinnigem rum. Meine Haare schreien nach Farbe, also gönne ich ihnen einen Anstrich. Das werte ich als gutes Zeichen. Durchs Home Office verkommt man nämlich immer mehr. Wenn´s ja doch keiner sieht, kann ich auch ruhig ´nen fetten Haaransatz haben. Pfffff! Nicht gut. Wenn ich allerdings wieder Bock aufs Färben habe, bin ich auf einem guten Weg.
Es folgen weitere Pflegeschritte, wie epilieren, Pediküre, Cremchen und so weiter. In solchen Belangen bin ich einfach Mädchen. So eine kleine Wellness-Einheit brauche ich hin und wieder. Ach, da freue ich mich schon drauf, wenn auch das wieder erlaubt sein wird: Wellness in Thermalbädern, Thai-Massagen, vielleicht auch mal ein Besuch bei einer Kosmetikerin. Und ja, das ist alles nicht überlebenswichtig, tut aber dennoch gut. Gerade würde ich für so eine ausgiebige Ganzkörper-Massage fast schon morden. Vielleicht werden wir alle auch etwas dankbarer für das, was wir dann wieder haben werden? Allerdings ist ja noch fraglich, wer überhaupt geschäftlich überleben wird. Man hört immer, wie viele Selbständige finanziell unterstützt werden. Aber dann höre ich, wie viele Friseure oder Gastronomen Gelder zurückzahlen müssen. Ich bin mir sicher, da kommt noch eine riesige Pleitewelle auf uns zu. Ich hoffe nur, dass es nicht in zu großer Verzweiflung enden wird. Wie meinte meine Freundin gestern? Es wäre das Beste, wenn alle bei Null anfangen würden. Nur wird das natürlich nie passieren. Die Reichen werden immer reicher, während die Armen immer weiter ins Abseits geraten.
Das hat ja leider auch gerade wieder das Home Schooling deutlich gemacht. Da wird mal einfach davon ausgegangen, dass jede Familie über entsprechende Endgeräte verfügt, damit alle Kinder am Online-Unterricht teilnehmen können. Dass gerade an den Schulen mit sozial schwächeren Kindern diese Endgeräte fehlen, darauf ist noch keiner gekommen. Und auch das Home Schooling an sich… Mein „kleiner“ Neffe hat unregelmäßig Unterricht. Deutsch fällt seit dem Sommer immer auf die Abendstunden. Das kapiere ich nicht. Gestern hatte er dann auch abends noch Informatik. Spielen wir jetzt komplett wilde Sau? Wie will sich eine Routine einpendeln? Wie soll hier eine verlässliche Struktur geschaffen werden? Manche Lehrer machen es sich da schon verdammt bequem. Ich wundere mich da schon immer, ob da niemand von der Schule mal nachschaut? Würden Lehrer nach Leistung bezahlt, würden sich manche Probleme ganz von allein auflösen. Und ja, ich weiß, es gibt auch engagierte Lehrer. Fairerweise muss ich gestehen, mir sind noch nicht viele über den Weg gelaufen.

Wir werden sehen, was nach Corona ist. Es wird einiges anders sein, aber anders heißt ja nicht schlechter. Es ist leider ein Phänomen von uns Menschen, Veränderung gegenüber misstrauisch zu sein. Trotzdem ist Veränderung notwendig. Also lassen wir uns auf diese Reise ein, die vor uns liegt, oder? Was bleibt uns auch anderes übrig? Ich bin mir sicher, dass vieles auf uns wartet, was auch gut ist. Nur das „Leben auf Pause“ darf mal so langsam weitergehen. Ich bin gespannt…

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