Was ist das heute für ein Wetterchen?! Hammer. Die Sonne scheint, dass es eine wahre Wonne ist. Mit einem Chai Latte hocke ich mich auf meinen Balkon. Er liegt gut geschützt, weshalb ich dort in Ruhe die Sonne genießen und lesen kann – in Top und kurzer Hose. Krassenhausen. Aber die Sonnenstrahlen tun doch gut – auch wenn es nach wie vor surreal ist, wie krass der Unterschied von letztem Samstag zu diesem doch ist. Wenn die Sonne so kitzelt, steigt automatisch auch die Laune, oder? Das ist schon ein ganz eigenes Phänomen, gegen das ich mich kaum wehren kann, obwohl ich ja alles bin, nur eben kein Sonnenanbeter. Doch Vitamin D tut schon gut.
Ansonsten nutze ich den Tag in erster Linie als ausgiebige Telefonzeit. Und das kann Frau am besten? Richtig, mit anderen Frauen. Gleich drei meiner Freundinnen leisten mir heute per Telefon Gesellschaft, was mir noch besser bekommt, als die Sonnenstrahlen dies tun. Freundschaft ist etwas, das mir immer schon wichtig war. Mich wundern die Menschen, die keine Freunde haben. Bei uns Zuhause gab es das im Grunde gar nicht. Da unsere Familie so groß ist, hat die immer ausgereicht – so die Aussage meiner Mom. Als Kinder war das auch so. An Kindergeburtstagen kamen Cousins und Cousinen aus dem Dorf zu Besuch. Bei mir war es dann eh immer anders, da mein Geburtstag ja so blöde fällt. Also wurde mein Namenstag gefeiert. Es war in jungen Jahren noch ok, aber später wollte ich dann auch meine Freundinnen da haben – und das waren eben nicht nur meine Cousinen. Eigens zu meinem Namenstag (feiert doch heute niemand mehr), wurde dann auch immer meine böse Oma angekarrt. Früher noch mit meinem Opi, den ich sehr lieb hatte – später dann sie allein. Puh, ich hätte immer drauf verzichten können, da sie nie ein liebes Wort übrig hatte.
An sie haben ich gestern mal wieder denken müssen. Meine Sis und ich haben per Videotelefonie gequatscht. Wenn die Leitung schwach wurde, sind die Bilder kurzfristig eingefroren, was immer lustig ausgesehen hat. In dem Zusammenhang haben meine Sis und ich uns daran erinnert, wie meine Oma mir immer gedroht hat, das Gesicht würde irgendwann so stehen bleiben, wenn ich mal wieder Fratzen geschnitten habe. So ein Schwachfug! Es gibt so manche komischen Dinge, die einem als Kind gesagt wurden, oder? Schlimm in Erinnerung geblieben ist mir: „Das Händchen, das die Mama schlägt, das wird im Himmel abgesägt.“ Andere Menschen in meinem Alter können das nicht fassen, wenn sie so was hören, weil sie das nur von der Generation drüber noch berichtet bekommen haben. Ich habe lange daran geglaubt, dass nach dem Tod da oben (oder unten) jemand mit einer Säge wartet. Als hätte ich meine Mutter je schlagen wollen?!
Die allgemeinen Klassiker, wie „Mädchen fahren nicht durch Pfützen“ (und ob sie das tun! Darin war ich megaerfolgreich!!!), oder „so was tut ein braves Mädchen nicht“, gab es natürlich auch zuhauf. Ich war als Kind mehr Junge als Mädchen, na und? Es gibt einen Spruch, der mich bis heute oft verfolgt: „Kind, Bäume wachsen nicht in den Himmel. Vorher werden sie gestutzt.“ Wer denkt sich so was aus? Wie kommt man darauf, die eigenen Kinder so zu impfen? Oder – mal ein Spruch von meiner lieben Omma: „Lieber Unrecht leiden, als Unrecht tun.“ Besonders toll hierbei: Meine Tanten und auch meine Mutter haben den Spruch immer wieder zitiert, wenn sie erreichen wollten, dass man sich einfach fügte. Dabei haben meine Tanten selbst genug Unrecht angestellt. Ein anderer Klassiker: „Wen Gott liebt, den lässt er leiden.“ Hallo? Wenn dem so wäre, würde ich dem Arsch aber mal die Meinung geigen! Meiner Mutter hat so was immer viel gegeben, weil sie für sich einfach alles damit erklärbar gemacht hat. Manchmal frage ich mich, wie ich aus diesem engen Korsett ausbrechen konnte?
Erst heute habe ich mit meiner lieben Freundin darüber gesprochen: Ich hatte immer einen Revoluzzer-Anteil in mir. Bisweilen frage ich mich, von wem ich diesen geerbt habe? Ich weiß es nicht. Es war auch bestimmt nie eine böse Absicht hinter all den Sprüchen…wobei…bei meiner bösen Oma schon. Ich glaube, die anderen haben einfach versucht, sich ihr Leben so zu erklären und vor allem auch, sich zu fügen in das, was sie als richtig erachtet haben. Aber meine böse Oma hat einfach ihr Leid auf alle anderen auch draufkippen wollen. Ihr jüngstes Kind ist im Alter von drei Jahren an Krebs gestorben. Diese Krebsart hat drei Jahre gebraucht, bis sie zum Tod führen konnte, also war er von Anfang an wohl krank. Aus Kummer hat sie damals ihre fünf anderen Kinder mitleiden lassen. Sie durften kein Radio hören, den Fernseher nicht anstellen und auch sonst möglichst nicht lachen – und das alles für ein komplettes Jahr. Ich verstehe, dass eine Mutter leidet, wenn sie ein Kind verliert. Aber muss sie deswegen alle anderen Kinder mitbestrafen, die auch diesen Verlust erlebt haben? Das ist eine so verquere Welt, die sich mir nicht erschließt.
Das ist ähnlich, wie Neid. Darüber habe ich auch mit einer Freundin gesprochen. Es gibt für mich zwei Arten von Neid: Einmal der, der zwar bewertet, aber nicht missgönnt. Und dann der, der einem anderen dann auch nichts Gutes, Schönes gönnt. Es gibt Lebensentwürfe, die ich auch gerne erlebt hätte. Darum „beneide“ ich manch einen, der das leben kann. Das heißt aber nicht, dass ich es ihnen nicht gönne. Jeder darf alles haben, solange er nicht andere damit verletzt. Meine böse Oma war eher von der Sorte, dass sie auch anderen nichts gegönnt hat. Sie hat mit allem gegeizt – mit Geld, mit Liebe, mit Freude. Ein verdammt trauriges Leben, oder? Die andere Omma hatte nix, aber dafür Liebe und Freude im Überfluss. So unterschiedlich kann Leben sein. Es fängt immer mit einem selbst an, wie man sein Leben gestaltet. Und ich weiß, dass das nicht immer so einfach geht, wie sich das anhört. Aber im Grunde dann eben doch. Wenn Du gut leben willst, dann tu´ es. Verschleudere Freude und Liebe, dann bekommst Du diese auch zurück. Hältst Du beides zurück, bekommst Du es auch nicht von anderen. Nur können manche Menschen so gar nicht aus ihrer Haut. Sie wählen lieber das Jammertal, was wohl auch in Ordnung ist – auch wenn ich das niemals nachvollziehen werden kann.
Mädchen, die pfeifen, und Hühnern, die krähn, soll man beizeiten die Hälse umdrehn. Das sagte mir mal ein netter Kollege, als ich mich wagte, im Büro zu pfeifen. Bist du Wassermannfrau? Ich erkenne mich oft wieder in deinen Berichten. Nonkonformismus sei ja eine Eigenschaft der Wassermänner.
Einen schönen Samstagabend dir! LG Anke
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Stimmt! Den kenne ich auch. 🤦♀️ Ich liebe Sprichwörter, aber diese doofen, bei denen vor allem Mädchen schlecht wegkommen, eben nicht. 🤐
Aber mit Wassermann kann ich nicht dienen. Ich bin ein Steinbock.🤷♀️ Und auch nicht bereit, meine Hörner abzugeben. 😉
Ich wünsche Dir ein tolles Wochenende und weiterhin den Mut, „dagegen“ zu sein und dazu zu stehen.
Liebe Grüße
Claudi
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