Es gibt so Momente, da merke ich, dass ich ganz schön dumm bin. Da erkennt Ihr viele bei mir? Ach, kann auch sein. So geht´s mir allerdings heute an einer bestimmten Stelle. Ich spreche mit meinen beiden „Jungs“ vom Projekt. Wir reden darüber, wann ich welche Termine einladen soll, welche Ideen ich zum Ablauf habe und so weiter und so fort. Doch dann frage ich, ob zwischen uns alles fein sei? Absolut! „Ok. Es ist nur so: Ich sehe Euch ja nicht, mir fehlen also Gestik und Mimik total.“ Dumm…gaaaaaaaanz dumm. Denn kaum habe ich das ausgesprochen, gehen zwei Kameras an. Die Jungs grinsen mich breit über den Bildschirm an. Da muss ich dann doch lachen und sage: „Ääääh, das finde ich richtig toll und so…nur ich mache das auf keinen Fall.“ Lachend empören sie sich: „Waaaaaas? Du hast doch gerade von Mimik gesprochen.“ Ja, ich sage ja: Es war ein dummer Schachzug, denn so verliere ich eindeutig die Königin. Ich versuche mich an einer Erklärung: „Also…mmmmh…wie soll ich das jetzt sagen? Ich bin ungeschminkt und ungestylt. Die Haare sind einfach nur luftgetrocknet.“ Was ich mir eigentlich sparen kann, denn ich spreche erstens mit Kerlen und zweitens auch noch mit IT-Nerds. Klar, dass sie mich hops nehmen. Der eine streicht sich demonstrativ über seine nicht vorhandenen Schädelhaare und kommentiert: „Ach, ich habe sie heute einfach auch lufttrocknen lassen. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach?!“ Blödsack! Ich muss echt lachen. Zur Ehrenrettung sage ich dann kleinlaut: „Aber ich bin ein Mädchen! Da gelten doch andere Regeln.“ Da lenken sie ein. Der ohne Haar sagt: „Ihr Mädchen seid schon was ganz Besonderes. Du darfst es also so halten, wie Du das magst.“ Na, geht doch! Ich verspreche ihnen, im April mal zu einem realen Treffen einzuladen, wo ich dann auch ´ne Runde Kaffee schmeiße…also spendiere. Geschmissener Kaffee macht Flecken, vermute ich mal ganz stark.

Als Erstes spreche ich aber heute mit meinem Chef und einem Kollegen, wie wir denn nun mit unseren Team-Workshops weitermachen? Es ist klar, dass ich das ausarbeite und wieder durchführe. Nur haben sie meinen Frust natürlich mitbekommen und würden mich schon gerne unterstützen. Mit anderen Worten: Sie wollen mich bei Laune halten, damit ich da nicht in den Sack haue. Denn im Grunde wissen wir alle, wer die Arschlöcher unseres Teams sind. Nur wirklichen Input liefern die beiden gerade auch nicht. Ich gebe zu, natürlich auch seeeeeehr genau hinzuhören und überaus sensibel zu sein. Manche Flöhe haben noch nicht mal in Erwägung gezogen, zu husten, da höre ich sie schon. Mein Chef räumt ein, völlig stumpf zu sein und manches einfach hingenommen zu haben. Ich frage – und das nicht sarkastisch – ob das das Ziel sein sollte? Also quasi, dass ich mir ein dickeres Fell zulegen und darauf einen Haufen setzen soll (im übertragenen Sinn – nicht buchstäblich). Doch nein, das wolle mein Chef auf gar keinen Fall. Ihm sei das feine Gespür abhanden gekommen. Und plötzlich piept es ganz furchtbar laut bei einem der beiden, dass mir die Ohren wegfliegen. Es ist 8:23 Uhr, aber mein Kollege kocht schon mal. Ich fass´ mir ans Hirn. Aber mein Chef haut einen guten Klopper raus: „Wia kriagt mo so oan schlächtn Oatm, dass dära Rauchmeida oganga daat?“ Da hat er mal einen rausgehauen und ausnahmsweise Schlagfertigkeit bewiesen.
Am Ende von zwei Stunden sind wir keinen Deut weiter gekommen. Mit anderen Worten: Ich muss mal wieder ganz vieles kreieren, erstellen, durchdenken und zu Papier bringen, was ich den beiden Montagmittag vorlege. Dann werden wir uns wieder abstimmen. Passt doch, oder? Und das nennen wir zum Schluss wieder „unser“. Na, dann ist es eben so.

Und so gähne ich mich durch den Tag. Ich bin einfach müde. Vieles ist so sinnfrei, aber immerhin werde ich dafür bezahlt. Also versuche ich, es sportlich zu nehmen – was mir mal besser, mal schlechter gelingen will. Morgen fahre ich dann zur Arbeit. Vermutlich werde ich nicht sooooo wahnsinnig viel erledigt bekommen, weil der Rechner allein in der Früh schon 180.000 Updates fahren muss, aber mei, dann ist es so. Irgendwann muss ich das ja eh machen. Ich zähle dabei die Tage rückwärts, wann ich wieder zu meiner Familie fahren kann. Der Kleine macht gerade ein Praktikum (für das er abartig früh aufstehen muss). Vermutlich fahre ich schon nächsten Mittwoch nach der Arbeit los, weil ich so viele Überstunden habe, dass ich drei Tage abfeiere und immer noch Stunden übrig haben werde. Und dann muss ich mir vor allem das Fachwerkhaus des Großen anschauen. Ich finde es um ein Vielfaches toller, was am Ende bei seiner Arbeit herumkommt, als das bei meiner der Fall ist. Wenn ich dann noch sehe, mit welcher Begeisterung er und seine Kumpels dabei sind, dann weiß ich jetzt schon, dass ich Mettbrötchen schmieren muss, um mein Lob auszusprechen. Ich würde ja was backen, aber im Zweifel würden sie sich immer fürs Mett entscheiden, befürchte ich. Kerle halt. Die hätten auch zu keiner Zeit ein Problem damit, ihre Kamera zu aktivieren. Ach, im nächsten Leben werde ich einfach ein Mann. Äääääh…och…nö, doch nicht.

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