Kennt Ihr dieses Phänomen: Nur die Originale sind super? Hin und wieder kann ein zweiter Teil auch mal ganz nett sein. Ganz selten ist der zweite Teil sogar besser. Allerdings fällt mir dazu nur Terminator als Beispiel ein. Aber so was, wie Highlander? Da hätte kein zweiter Teil gedreht werden dürfen. Trotzdem musste ich schmunzeln, als ich hörte, es gäbe einen zweiten Teil von „Der Prinz aus Zamunda“. Und dann auch noch mit den Original-Schauspielern von damals – die böserweise kaum gealtert zu sein scheinen. Eddie Murphy gehört für mich in die 80er. Trotzdem habe ich damals viel Spaß an diesem Film gehabt. Also ziehe ich mir jetzt echt den zweiten Teil rein. Was soll ich sagen? Enttäuschung umfasst es nicht einmal im Ansatz, was ich hierbei empfinde. Es ist so klamaukig, dass ich brechen könnte. Klar, es gibt ein tolles Star-Aufgebot. Und das beste am Film: Es spielen fast nur schwarze Schauspieler mit. Selbst ein Morgan Freeman gibt sich die Ehre. Vermutlich ist dieser Film auch ein Fingerzeig auf die vielen Filme – auch hier bei uns in Deutschland – in denen Schwarze lediglich als Randfiguren besetzt werden. Und nein, ich bin immer noch nicht zum Gutmenschen mutiert. Aber es ist einfach Zeit für einen Wandel. Und auch, wenn ich immer behaupte, kein Rassist zu sein: Bin ich tatsächlich keiner? Wie eine Freundin von mir letztens meinte: „Wenn ich eine Frau mit Kopftuch sehe, und sie spricht einwandfrei deutsch, dann bin ich schon überrascht. Auch das ist Rassismus.“ Puh. Wenn dem so ist, dann bin ich auch Rassist. Wie sagte eine Schwarze erst jetzt in einer Talkshow: „Ein weißer Mann weiß nichts über Rassismus.“ Aber wir maßen uns an, darüber zu debattieren und Vorschläge zu machen… Das stimmt wohl. Oft genug bilde ich mir auch ein, zu wissen, wie sich manch ein anderer fühlt. Fakt ist: Wir wissen es nicht, solange wir es nicht selbst erfahren haben. Vor vier Jahren in Peru, wenn ich in den kleinen Bussen gefahren bin, dann war ich in der Tat die Ausländische. Aber war das ein Stigma? Wohl kaum. Ein Kind im Dschungel hat mal ganz fasziniert über meinen Arm gestrichen, weil er so weiß war. Aber es war Faszination, kein Ekel. Wieso können Kinder mit so was so selbstverständlich umgehen, aber wir tun uns so schwer und eiern so rum? – Also, der Film ist immer noch schlecht, und trotzdem regt mich die Besetzung zum Nachdenken an. Also hat er doch was gebracht.

Wenn ich nicht gerade über solch politische Dinge nachsinne, denke ich daran: Noch drei Mal schlafen, dann fahre ich heim. Ist ja gar nicht mehr lange. Dann sehe ich meine Lieben wieder. Und wieder gilt: Ich werde viele Menschen nicht treffen, die ich gerne sehen würde, weil die Gefahr einfach noch nicht gebannt ist. Doch mein kleiner Familienkreis, der ist natürlich da – und kann nicht entkommen. Hier staune ich manchmal, wie unterschiedlich die Welten sind, in die ich wie selbstverständlich schlüpfe. In meiner Bude kann es mitunter sein, dass ich tagelang niemanden zu Gesicht bekomme. Das klingt bestimmt befremdlich. Zumindest hätte ich das noch vor gut einem Jahr gedacht. Da bin ich ja bei der Betriebsunterbrechung zu meiner Sis und Familie geflohen. Heute bin ich da relaxt. Aber genauso, wie ich hier oft allein bin (für mich früher eine Horrorvorstellung), bin ich bei meiner Sis ja nie allein. Und das genieße ich da ebenfalls. Vielleicht ist es das Wissen, dass ich wechseln kann, wenn mir danach ist? Während viele wirklich an der Vereinsamung kaputtgehen. Manche, die sogar einen Partner/eine Partnerin Zuhause haben, gehen an Vereinsamung kaputt. Noch hört man nicht, wie die Scheidungs- bzw. Trennungsrate nach oben schnellt. Allerdings rechne ich fest damit.
Ich bin diesbezüglich einfach zufrieden, wie es derzeit bei mir läuft. Manches nervt mich – allen voran mein Team. Aber ich habe den festen Glauben daran, dass sich alles normalisiert. Dennoch bin ich gespannt, wie das neue „Normal“ sein wird. Es hat ein bisschen was von einem Krieg, wo die Leute aus den Bunkern hervorkamen und geschaut haben, was alles zerbombt wurde und was stehengeblieben ist. Ich weiß, dieser Vergleich klingt brachial. Trotzdem empfinde ich das so: Menschen haben sich verändert. Von manchen habe ich Abschied genommen, manche sind mir näher ans Herz gewachsen, ein paar habe ich neu entdeckt. Und das Leben vieler hat sich gewandelt. Erst, wenn keine Staatsgelder mehr fließen, werden wir die Pleiten vieler erkennen. Dann ist fraglich, was daraus entsteht?
Herr Leckebusch ruft überraschend gestern Abend nach 21 Uhr an. Bei so einem Herrn im fortgeschrittenen Alter bin ich dann doch etwas nervös. Aber nö, er hat nur seinen Enkel nach Hause gebracht und dadurch kurz Zeit, ungestört mit mir zu plauschen. Sonst ist ja quasi seine Frau nonstop an seiner Seite. Auch etwas, das sich verändert hat. Aber er sagt etwas, das mich beschäftigt: „Mädchen, wir sind nicht in Frankreich. Die gehen da sofort auf die Straße und demonstrieren. Das tun wir Deutschen ja nicht. Aber wenn es den Deutschen reicht, dann knallt´s immer gewaltig. Hoffen wir, dass es nicht ganz so schlimm wird.“
Im Moment – bei aller Vorfreude auf meine Familie – denke ich auch öfters darüber nach und mache mir etwas Sorgen. Wenn der Schaden erstmal allumfänglich vor uns liegen wird, wenn wir sehen, wieviele „ausgebombt“ sind, wenn die Korruption in der Politik weitere Kreise zieht und die Reichen immer reicher werden, dann hoffe ich, es kommt nicht zu Ausschreitungen. Denn diese treffen häufig die Falschen, wie man es auch in Holland sehen konnte – oder auch in Amerika.

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