Es gibt in jeder Region so bestimmte Delikatessen. Und wenn man die eine Weile entbehren muss, freut man sich umso mehr auf sie. So geht’s mir mit belgischer Reisfla (auch Fladen genannt). Ich liebe das Zeug. Und da ich heute Richtung Aachen fahre, weiß ich schon, dass ich eben dieses Zeug einkaufen werde. Einmal als Mitbringsel, aber auch einmal für meine Familie. Meine Sis und der Kleine stehen da auch total drauf. Ich merke allerdings nicht einmal, wie sehr ich davon schwärme, bis meine Mitschülerin von der Fortbildung mir lachend eine Sprachnachricht schickt. Nein, sie kenne das Zeug nicht, aber so, wie ich es beschreibe, klinge es deliziös. Für alle Unwissenden: Es handelt sich um einen Fladen, der mit Milchreis versehen wird und obenauf karamellisierten Zucker aufweist. Ein Gedicht! Eine Offenbarung! Pure Glückseligkeit! Das kann nur verstehen, der das mal hatte und dann darauf verzichten musste. Richtig, das ist kein Leberkaas, keine Weißwürschte, sondern einfach was Süßes. Warum lebe ich eigentlich in Bayern??? Das frage ich mich mitunter auch des Öfteren. Da fehlt ja nicht nur die richtige Süßspeise, sondern vor allem auch das Meer. Gut, das fehlt im Rheinland auch. Aber da habe ich zumindest Rheinländer mit ihrem positiven Gemüt und die richtigen Süßspeisen. Et is abba auch nisch so leischt, wa?
Meine eine Kollegin war heute wandern. In aller Herrgotts Früh ist sie mit einer Freundin einen Berg bis oben gelatscht. Das kann mir ja nicht passieren. So früh hat ja noch kein Sessellift geöffnet. 😂 Ehrlich, ich versteh nicht, wie man sich da früh morgens freiwillig hochquälen kann, aber jeder Jeck ist da ja anders. Und das ist wiederum das Verlockende an Bayern: Die Berge. Wie überaus passend, dass ich ein Meer-Mädchen bin. 🤦♀️
Apropos jeck und regional: Heute hat der Kumpel von meinen Neffen Geburtstag. Das ist derjenige, der an meinem Geburtstag einfach so vorbeigeschaut hat und Küsschen (also die Schoki) im Gepäck hatte. Coronabedingt ist sein 18. letztes Jahr schon ausgefallen. Durch die Verschärfungen gilt das heute leider auch wieder. Dabei hatten meine Sis und ich überlegt, einen Mett-Igel zu basteln und ihn damit zu überraschen. Nur geht ja zurzeit wieder gar nichts. Das ist echt so schade für die Jugendlichen. Es muss nicht alles Party sein, aber der 18. ist schon was Besonderes. Der ist mir nachdrücklicher in Erinnerung als mein 30. oder 40. Zu meinem 18. hat ein Kumpel meinen besten Freund, der Jahre zuvor weggezogen ist, angeschleppt. Das war der Wahnsinn. Es wurden ein Wagenrad-Brot und zwei Schalen Kräuterbutter geklaut. Ein saublöder Cousin hat durchgesetzt, dass vom gesammelten Geld ausschließlich Putzutensilien gekauft wurden – weil sich das für Frauen so gehört. Ich habe geheult, als Tim sich verabschiedet hat, weil ich dachte, ich sehe ihn niemals wieder (was aber nicht stimmte). Dafür war mein Freund angepisst und hat mir eine Szene gemacht (den bin ich hingegen erst Jahre später los geworden). Hallo?! Das waren damals die ganz normalen Dramen… und die braucht es auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Das geht den Jungs und Mädels heute total ab. Und das tut mir leid. Manche werden regelrecht depressiv, weil ihnen die Freunde fehlen. Diese Zeit war so intensiv, so voller Leben und emotionaler Achterbahn, dass mein Leben heute schon fast einem langweiligen Drei-Akter ähnelt. Ob die Jugendlichen das Feiern nachholen? Oder ob sie schon früher in die Midlife Crises kommen? Wir dürfen gespannt sein.
Und so krabble ich jetzt ins Bettchen, nachdem ich mir heute eine fette Sauerstoff-Vergiftung zugezogen hab. Ich war stundenlang draußen, was ungewohnt, aber doch mal wieder schön war. Leben am Limit ist es nicht gerade, aber Leben in der Zufriedenheit – zumindest für den Moment. Tut doch auch mal gut.
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