Ein Hoch auf die Textbausteine! Sie leben hoch, hoch, hoch! Naja, wir haben ja keinen Kaiser mehr, dann müssen wir eben feiern, was so des Weges kommt, gell? Heute Morgen erhalte ich nämlich eine Antwort auf mein gestriges Mett-Waterloo – oder meinetwegen auch „die Hack-Affäre“. Das wäre doch ein Fall für Wallraff undercover. Ich wittere eine bedeutende Reportage, wo investigative Journalisten knallharte Tatsachen aufdecken. Da könnte man sogar ein Spezial draus machen. Ach, ich habe ja sooo gute Ideen. Alles gut. Ganz so wichtig ist es dann doch nicht. Aber eine Antwort erhalte ich dennoch. Es liest sich wie eine Aneinanderreihung von Textbausteinen. Aber der Herr kippt dann doch noch eine persönliche Note rein. Alles in allem ist der Text eine Ode an die Metzgerei, die nicht nur regional, sondern auch artgerechte Tierhaltung auf ihre Fahne schreibt. Alles per se eine tolle Angelegenheit. Nur beantwortet mir das in keiner Weise meine Frage – wieso 400 gr statt 500 gr Rollen, die es seit Jahrzehnten gab, was nicht gut zu erkennen ist. Das schreibe ich dem Herrn dann auch nett zurück. Auch, dass mir die Wertschätzung fehle, weil ich nicht einfach kommentarlos den Anbieter wechseln würde, sondern mir die Mühe gemacht hätte, ihnen ein Feedback zu geben, auf das sie reagieren könnten. Mmmh, dann kommt „still ruht der See“. Bisher zumindest. Vielleicht ist er artgerecht die Kälbchen streicheln gegangen? Oh ja, ich weiß, ich klinge richtig böse. Aber mir mit Corona zu kommen, was uns alle fordere und sie dennoch weiter in ihrem Weg zu artgerechter Haltung geschritten seien, war mir ein bisschen zu viel Pathos. Wie meinte der Kleine meiner Sis vorhin trocken: „Welche Einbußen hatten Metzgereien denn? Die waren doch das ganze Jahr über offen.“ Cleveres Kerlchen, oder?
Apropos: Er hatte es heute ohnehin wieder so richtig drauf. Meine Sis und ich fahren ja für unser Leben gern nach Holland zum Markt. Is abba grad ja nich, weil wegen der Corona un so, ne? Nun war meine Sis besonders schlau und meinte, wir könnten doch online Stoff besorgen. Wer jetzt kombiniert: „Ah, Holland, Markt und Stoff – die kiffen sich doch die Rübe weg“, der fehlt….aber gaaaaaaaaanz weit. Wir reden immer noch von Jersey, Baumwollstoff, Chiffon etc. Und so haben wir letzte Woche was im Internet bestellt und gehofft, dass das auch was Gescheites ist. Ist es. Daher müssen wir jetzt loslegen mit schneidern – also mit anderen Worten: Meine Sis näht, ich laber´ blöd rum. Wobei, das stimmt auch nicht so recht, denn ich klebe heute Schnitte aneinander, schneide die richtigen Vorlagen aus und leiste damit einen wertvollen Beitrag – also zum Weltgeschehen, natürlich. Das mache ich schön im Erdgeschoss, während sich draußen die Vögel gegenseitig in den Boden trällern. Da kommt der Kleine auf die Idee, den Rasen mähen zu können. Meine Sis und ich sind noch dabei, auszuloten, was er damit bezwecken will oder ob es tatsächlich der dreckigen Langeweile geschuldet ist, dass er dies unaufgefordert tut? Nun hat der Rasenmäher über viele Monate geschlafen. Entsprechend ist Dornröschen noch nicht ganz fit. Der Kleine radelt zur Tanke und besorgt Benzin, was er – mitten auf den Platten und sehr zur Freude meiner Sis – in den Rasenmäher kippt. Gut, es entsteht auch nur ein Fleck auf den Platten. Der hat es allerdings in sich. Und dann versucht der Kleine, das Ding zu starten. Und da erkenne ich leider, leider die Verwandtschaftsverhältnisse. Er redet mit dem Rasenmäher, flucht, was das Zeug hält, knallt die Türen zwischendurch. Aber er gibt nicht auf…und flucht weiter. Da ich weiß, wie grellig ich sein kann, wenn dann noch einer lacht, reiße ich mich zusammen. Das ist pure Körperbeherrschung. Das Spiel geht über einige Zeit. Selbst den Nachbarn, seines Zeichens Automechaniker, konsultiert er dann noch, der ihm hilft, das Ding zu reinigen und ans Laufen zu bringen. Ganz stolz mäht „der Jung“ den Rasen und widmet sich sogar mit einem Kantenschneider den Kanten. Ein gewisses Misstrauen bleibt, weil er das freiwillig veranstaltet. Aber es ist schön, und er macht es gut. Am Ende des Tages haben wir alle was vollbracht. Nur Kälbchen habe ich nicht gestreichelt. Auch kein Schwein gebürstet. Nix davon. Dann bin ich eben nicht ganz so wertvoll, wie der Lebensmittelingenieur der Metzgerei. Auch nicht schlimm, oder? Ich bin frein damit. Buße kann ich ja morgen am Karfreitag tun. Huch, ich bin ja aus der Kirche ausgetreten. Na, dann pfeif´ ich einfach mal auf die Buße. Juchuuuuuuuu! Geiles Gefühl.
Kommentar verfassen